ich bin ein mensch. meine mutter hat mich geboren und mir ihre liebe und wärme mit auf den weg gegeben. sie wollte, dass ich ein zufriedener mensch werde!

mein vater hat mir regeln gesagt und mich auf gebote und verbote aufmerksam gemacht.

ich habe mir ein leben gewünscht, dass aus drei tatsachen besteht:

einer frau

drei kindern

einem qualifizierten beruf.

ich will, wie meine mutter und mein vater, andere menschen (meine kinder) in ein zufriedenes leben leiten.

ich hoffe, dass gott mir dabei hilft. denn er lässt niemanden allein!

inzwischen musste ich von vielen plänen und hoffnungen abstand nehmen!

einen schönen beruf habe ich!

aber, wo ist meine frau, wo sind meine kinder?

ich habe sie nicht. gott hat mir einen anderen weg gewiesen. aber er zürnt nicht mit mir! das weiss ich. er hat mir einfach diesen weg zugewiesen. er hat ja auch nicht gefragt, ob ich ihn gehen will! nein - er hat gesagt: nimm du diesen weg! wenn er mir das sagt, dann wird gott schon wissen, was er mir sagt, oder?

als homosexueller mann gehe ich meinen weg mit dem vertrauen zu gott. ich bete nicht zu ihm, ich erbitte nicht täglich seine hilfe. aber ich weiss, dass er mir, irgendwann (ich weiss nicht, wann das passierte), ein herz schenkte und die fähigkeit zu atmen, zu sehen, zu lieben und enttäuscht zu sein.

ich muss mich vor gott nicht verstecken. wenn er mir mein herz geschenkt hat, damit ich leben kann, dann kann ich dieses herz vor ihm nicht verbergen.

ich erzähle ihm nur manchmal, was ich auf meinem weg, den er mir vorbestimmt hat, sehe und erlebe.

vielleicht hört er mir zu!

vielleicht auch nicht! jetzt noch nicht!

J.