Hallo zusammen

Ich würde auch gerne etwas zum Thema Alkohol schreiben.
Ich komme aus einer Gegend wo man schon tausende von Jahren Wein konsumiert und fast genauso lange anbaut
Wein gehört also zur Kultur und unsere Spezialität hier sind Obstliköre und Schnäpse, speziell aus Steinobst.
Alkohol gab es eher als etwas zu essen. Es gab bei weitem mehr Missernten als dass die Trauben nichts wurden. Die konnte man immer verarbeiten.
Die Folge war, dass wir bis vor 20 - 30 Jahren ein Volk von Alkoholikern waren. Jeder Einheimische hatte seinen Flecken Reben irgendwo und damit auch seine gefüllten Fässer im Keller.
Wir sind damit gross geworden und man verabreichte uns schon als Kind den Schnaps um uns ruhig zu stellen.
Aber deswegen hat nicht jeder Alkohol bis zum Abwinken getrunken, allerdings doch um einige mehr als heute. Vor allem am Wochenende.
Nicht umsonst gab es früher den blauen Montag.
WAs soll ich sagen, ich habe es als Kind noch mitbekommen , und wenn ich so zurückdenke dann kommen Ekel und Angst hoch.
Ekel vor den besoffenen Alten die einen betatschten und an sich zogen und nach Alkohol stanken.
Angst vor den laut grakehlenden jungen Männern die agressiv waren, blöde Sprüche von sich liessen und andere suchten mit denen sie sich prügeln konnten.
Die jungen Männer vom Dorf zogen sozusagen jedes Wochenende in den "Krieg". Man traf sich in einer Halle wo Tanz war und "räumte" dann sozusagen auf. Irgendein Kleiner oder besonders Besoffener wurde zum sticheln vorgeschickt, damit man ihm dann zu "Hilfe" eilen konnte.
Es waren nur Cliquen unterwegs.
An was ich mich auch noch erinnern kann, wenn daheim "aufgeräumt" wurde. Dann kläpperte es, teilweise flog das Inventar aus dem Fenster und oft liefen die Frauen hinterher mit blauen Augen rum, oder man sah im Umkleideraum für den Sportunterricht Striemen an den Leibern der Kinder. Vor allem bei den einfacheren Schichten war das Alltag, in manche Strassen konnte man schon als Kind nicht mehr durchlaufen, weil deren Kinder die Agressionen auf der Strasse weitergaben.
Normal war es, dass man morgens zum "Z'Niini" (9.00 Uhr Vesper) den ersten Alkohol trank.
Einige fingen aber auch schon vor der Arbeit an. Die Aufgabe des Stiftes war es morgens als erstes einen Kasten Bier für die Belegschaft zu holen.
"Lang" ist es her, und Gott sei Dank hat sich vieles geändert.
Alkohol ist "out", allerdings nicht weil die Einsicht kam, sondern weil der Leistungsdruck zu gross ist und die Gesetze verschärft auf Einhaltung kontrolliert werden. Gerade ohne den Führerschein kommt hier auf dem Lande keiner mehr aus.

So, das war jetzt die negative Seite der Sache, aber ich behaupte früher kam man hier in Europa auch nicht ohne Alkohol aus.
Nicht umsonst heisst Schnaps auf französisch: Wasser des Lebens
Es gab keine Desinfektionsmittel und keine Medikamente
Und hier in Europa gab es schon immer viel Feuchtigkeit und darin stecken die Krankheitserreger
z.B: In den Neunziger Jahren musste bei uns mehrere Jahre hintereinander das Leitungswasser gechlort werden, da Choli Bakterien nachgewiesen wurden.
Ursache war eine Epedemie unter Wildtieren. Die führte dazu, dass im Wald einzelne Kadaver unentdeckt blieben und verwesten. Im Herbst, Winter und Frühjahr gab es soviel Niederschlag und die Temperaturen waren niedrig, so dass die Bakterien nicht Überhand nahmen.
Doch im Sommer war der Boden weiterhin feucht und wurde warm. Die Folge war optimaler Nährboden für die Bakterien, die dann auch ins Trinkwasser gelangten.
Es hört sich jetzt blöd an, aber Alkohol kann helfen solche Dinge in Grenzen zu halten.
Nicht umsonst heisst ein Schnaps auch Verreisser. Nicht nur bei fettem Essen, sondern auch wenn es aus anderen Gründen im Magen Darmbereich rumort.
Schnaps ist halt ein gutes Desinfektionsmittel

Anderer Grund warum man hier in Europa eher Alkohol trinkt, sind bestimmt auch die Temperaturen. Es ist einfach erträglicher, wenn es von innen noch ein bisschen wärmt.

So, ich glaube ich habe jetzt genug zu dem Thema geschrieben.
Noch eins, selber trinke ich auch Alkohol. Regelmässig wenig, und manchmal aber eher selten mehr und als Ausnahme auch mal zu viel.
Doch es ist mir eine absolute Warnung (und darauf folgt lange Abstinenz), wenn ich ein Black-out habe.
Ist leider schon vorgekommen.

Viele Grüsse


give peace a chance.