@ Thomas,
das eigentliche Thema war das Yennayer-Fest, aber wie immer und immer wieder werden viele Aspekte der masirischen Identität diskutiert, und ich übernehme hier gern die Aufgabe eines Verteidigers, denn die anderen greifen nur an, sie machen keine Vorschläge, wie man diese Identität schützen und entwickeln kann.

Die masirische Identität, wie jeder andere Identität eines anderes Volkes, besteht aus folgenden Aspekten:

Sprache
Geschichte
Kultur
Mythen
Religion


Zur masirischen und nordafrikanischen Geschichte:

Es gibt viele historische Quellen:

Es gibt die griechisch-lateinischen Quellen
Es gibt arabische Quellen von den Orientalen
Es gibt arabische Quellen von den Nordafrikanern
Es gibt masirische Quellen

Aber wenn man einen Staat gründen will, der sich arabisch-islamisch legitimieren sol, dann benötigt man eine Geschichte, welche die arabisch-islamische Identität betonnt und in den Vordergrund stellet, und das ist der Fall im heutigen Marokko.
Die Schule lehrt vielen, die Araber hätten die Imasiren arabisiert und islamisiert, aber das ist falsch! Die Rolle der Araber in Marokko und Nordafrika ist im Grunde gar nicht erwähnungswert , denn die ersten arabischen Krieger, die Nordafrika erobern wollten, wurden durch die Imasiren vertrieben oder ermordert.
Die bekanntesten arabischen Legenden waren Gouverneure des Kalifen und Krieger ( Moussa Ibn Nussayr / Oqba Ibn Nafi3 ). Der erste wurde in Andalusien durch die masirischen Truppen von Tarik ibn Ziyad verjagt und musste mit seinen Truppen aus Angst über Malta ( und nicht Nordafrika )Arabien erreichen, und der zweite wurde von Kussila ermordert, nachdem er ihn beleidigt hatte!
Der Islam und das Arabische begannen sich zu verbreiten, als die Masiren Entdeckungreise in den Orient unternahmen und dort den neuen Glauben kennenlernten. Nach ihrer Rückkehr gründeten sie eigene Bildungsstädte, die dann zur Zweisprachigkeit führten. Es gibt ein masirischer Stamm mt dem Namen ( Iregragen / Regraga ), der zwischen Asfi und Essaouira zu hause ist und jedes Jahr vom König Geschenke bekommt, weil dieser Stamm angeblich der erste Stamm, der den Propheten kennen lernte und den Auftrag bekam, den Islam in Marokko zu verbreiten.
Mit der Zet entstand eine Elite, die teilweise assimiliert war und nur noch das Arabische beherrschen konnte, aber die Masse sprach weiterhin Tamazight. Und einige masirische Nationalisten haben damals sogar sehr früh gemerkt, dass der Islam in arabischer Sprache die kulturelle Identität der Masiren bedroht. Einige hatten eine Nationalistische masirische Dynastie gegründet ( u.a Übersetzung des Koran in Tamazight), andere aber hatten das Arabische nur als Wissenschaftsprache und zwischen den Eliten verwendet und das Masirische blieb dann die Kommunikationssprache; sogar in den Moscheen wurde in masirischer Sprache gepredigt. Die Gründer der größten berberischen Dynastien ,Youssef ben Taschfin und Mohamed Ben Tumert,konnten kein Arabisch, sie predigten nur in masirischer Sprache. Und viele Historiker sind der Meinung, dass erst mit den großen masirischen Dynastien ( Al-Mouraviden, Al-Mouhaden und Al-Mariniden) der Islam sich etablierte und sogar in Schwarzafrika verbreitete. Die Gebetsnamen in Senegal und Mali sind immer noch in masirischer Sprache!

Vergleich:

Als das Christentum sich in Nordafrika zu verbreiten begann, waren es wiederrum die Neu Konvertierten Masiren, die zur Verbreitung des Christentums beitrugen. Der Berber Tertulian, ein in griechischer lateinischer Sprache ausgebildeter Berber, übersetzte viele Religiöse Texte aus dem Griechen ins Lateinische und fin an, bei den Masiren zu predigen. Der heilige Augustinus prägte nach seiner Bekehrung eine neue Kirchensprache, die später als Norm des Lateinischen wurde, auch er fing an, zunächst in seinem Geburtsort Tagast ( heute Algerien) und dann in ganz Nordafrika zu predigen. Aber beide Kirchenlehrer, also Tertulian und Agustinus,waren sehr assimillierte Berber und kämpften sogar gegen ihre Brüder und Schwester, die das Christtentum ablehnten. Es entstand sogar eine politisch Bewegung gegen die Römische Kirche unter der Führung des Berbers Donat, der eine afrikanische Kirche gründen wollte, damit die Masiren unbahängig von Rom werden. Und die Donatisten waren alle Berber, die eine feindliche Gesinnung gegenüber Rom hatten und die Herrschaft Roms in Nordafrika und ihre Kirche ablehnten. Selbst einige berberische Soldaten verliessen das römische Militär und kämpften mit den Donatisten gegen Rom.
Und So ähnlich lief es auch in der ersten Phasen des Islam.

Die ersten Muslime in Nordafrika waren Kharijiten, d.h Muslime, die gegen die Führung eines arabischen Kalifen aus dem Stamm Quraysh waren. Und später haben die Masiren den schiitischen Islam übernommen und gegen die Ummayden gekämpft. Die Masiren kämpften c.a 86 Jahren gegen die arabischen roupen aus Ägypten und Baghdad, natürlich lehnten sie auch den Islam als Idee ab, weil sie damit nichts anfangen konnten. Die Idee des Islam war auch für sie ja neu, und die Masiren waren vorher endlich froh, die Byzantiner vom Hals zu bekommen. Der Historiker Ibn Khaldoun schreibt dazu, dass die Masiren 12 Mal den Islam abgelehnt hätten, bis sie selber die Macht übernahmen und eigene muslimische Dynastien gründeten.
Zwei Mäner und eine Frau kämpften gegen die arabische Eroberung:
Kussila
Myssara
Ddihya( Kahina)
Ein weiterer Amazigh, der sogar den Islam in arabischer Sprache ablehnte war Tarif, der Gründer der Dynastie der Barghwat´a.
Und all diese historische Figuren werden von den arabischen Historikern beschimpft, nur weil sie gegen die Araber gekämpft haben!
Das alles steht in den Büchern zur Geschichte Nordafrikas und muss nur gelesen werden!

Und da heute viele Masiren sich assimillieren und ein arabisch-islamisches Bewußtsein durch die Schule haben, erheben die engagierten Masiren ihre Stimmen und kämpfen gegen die weitere Assimillation.
Und da kollektive Bewußtsein und Identität mit Erinnerung zu tun haben, kommt der Geschichschreibung und dem Geschichstuntericht einer sehr großen Bedeutung bei, denn damit prägt man ein Weltbild.


Gruß
Mohand




, aber es kommt auf die Interpretationen an. Wer interpretiert und zu welchem Zweck interpretiert man.


Tidt n umya!