Azul zusammen,
ich bin ein frisch gebakener Papa und meine Tocher und andere Aufgaben machen es mir nicht immer leicht, sofort zu antworten. Das ist der Grund meiner Verspätung, lieber Abd und Essarghini!
Ich fange mit Abid's Frage an!
Dass du oder ich aus Souss stammen ist mir nebensächlich. Die masirsiche Frage betrachtet als eine Nationale bzw. supranationale Frage, die nicht nur Marokko angeht, sondern Algerien, Libyien, d.h Ländern in denen die Masirische NOCH lebendig ist. Auch die Abstammung aus Souss von Yassin oder Rami interessiert mich gar nicht, weil ich immer wieder sage ( und das haben viele. ua. auch Jm, von den Masiristen lernen müssen!!), " die Marokkaner ( und die Nordafrikaner ) sind Imazighen und keine Araber!).
Jetzt zu deiner Frage nach der Legimimation ?
Ich habe dir eine Antwort darauf gegeben, du scheinst entweder nicht alles verstanden zu haben, oder du bezweckst etwas anderes.
Aber ich gehe noch einmal auf deine Frage ein.
Wer soll im Namen der Masiren sprechen und wer soll sich für die masirische Kultur einsetzen?
Mir ist die Amasirität etwas, was ÜBERPARTEISCH und ÜBERKONFESIONELL. D,h die Amasirität sollte eine Angelegenheit aller Marokkaner sein und nicht nur der engagierten Masirophonen Marokkanern.
Mir ist lieber, dass die Amasirität in der Verfassung geschützt und entwickelt wird, damir sie weder ein POLITISCHES Druckmittel, um an die Macht zu kommen, noch um irgendwelche Privelegien zu verteidigen.
Die Frage, die du dir stellen musst, ist die folgende!
Warum verteidigen die engagierten Masirophonen Marokkaner ( die Masiristen) und die arabophonen Marokkaner nicht? Warum kam der marokkanische Staat nie auf die Ideen, die Amasirität anzuerkennen und Tamazight in die Schule einzuführen, bis die masirische Kulturbewegung Druck gemacht hatte?
Wenn wir wollen, dass die Amasirität kein politisches Druckmittel oder Spiel in den Händen der " bösen" Masiristen bleibt, dann hilft nur eine Verfassungsrechtliche Anerkennung!
Warum ? die Verfassung ist das höchste Gesetz des Staates, und nur dort können Kulturbereiche, die eine existenzielle und Nationale Bedeutung haben, geschützt werden, damit sie politisch nicht instrumentalisiert werden können.
Ein Beispiel :
Der Islam ist Verfassungsrechtlich anerkannt. Der marokkanische Staat ist ein Muslimischer Staat. Es gibt islamische Bildungseinrichtungen und Zentren.Es gibt islamische Universitäten. Der Islam ist Teil der Bildungs- und Gesetzgebeungspolitik in Marokko. Marokko, wenn man so will, ist ein moderater Gottestaat. In Marokko gibt es Moscheen und Koranschulen. All das wird durch die marokkanische Verfassung garantiert. Der religiöse Bereich hat sein Geld, sein Personal und sein Raum. Ich bin froh, dass der Islam sein legitimen Platz in Marokko hat.
Wer darf im Namen des Islam reden? Die Islamisten etwa ? Du? yassin? Rami? der König ?
Die religiöse Legitimation des Islam durch Amir a.-muâminin, ist mir irgendwie lieber als jener politisierte Islam von Yassin und co...
Wenn Tamazight und die Amasirität in der Verfassung anerkannt sind, dann kann man von einer politischen Instrumentalisierung der Amasirität reden. Solange die Amasirität keinen rechtlichen Status in der marokkanischen Verfassung hat, kann sie politisch instrumentalisiert werden.
Dann stellst sich die Frage nach der Legitimation gar nicht mehr, da die Amasirität Teil des Marokkanischen Staat sein wird, wie der Islam!
Warum kämpfen die arabophonen Marokkanern nicht für Anerkennung der Amasirität in Marokko? Kann es sein. Viele von ihnen sagen immer wieder, es interssiere sie gar nicht, es sei eine Frage der Marokkaner, die sich als Imazighen fühlen!
Lieber Abid,
deiner Frage nach der Legitimation liedet einen Denkfehler zu Grunde. Die Amasirität ist nicht etwas, was per Wahlen oder Abstimmungen gelöst werden kann und soll! Es geht dabei nicht um Parteipolitik oder politische Gruppierungen, die die Macht im Staat erlagen wollen, sondern darum , den marokkanischen Staa " neu zu definieren" in seine Institutionen etwas zu integrieren, was er bis jetzt der Mehrheit seiner Bürger verweigert hatte.
Die Masirophonen Politiker, die aus der Amasirität wirtschaftlich und politisch profitiert haben, sind die Mitglieder der Partei der Mouvement Populaire, die sich als " Masiristen" verstehen, ohne je etwas konkrretes für Tamazight getan zu haben. Es sind jene Politiker, die man als " Machsen-Masiren" bezeichnet. Sie werden gewählt, viele von ihnen waren und sind Minister, aber alle machen und sagen nur das, was ihnen der König erlaubt. Der Parteivorsitzende der MP heisst Mohand Lanser und ist bekannt dafür, dass er seine masirische Hefkunft nur dann ins Spiel bringht, wenn seine Privilegien und die seiner Partei in Gefahr sind.
Bei Wahlen gehen diese und andere kleine " masiristische" Partein in die Ländlichen oder städichen Region, reden sogar auf Tamazight und wenn sie im Parlament sitzen, vergessen sie ihre Prinzipien, ihr Programm und ihre Herkunft, nicht weil sie es gern tun, nein, sie müssen es tun, solange die großen Linien der Politik in Marokko , nicht durch die Parteien, sondern durch und im königlichen Kabinet entschieden werden, als in seinem Gremien, das nicht gewählt wurde, sondern im Kompetenzbereich des Königs ist.
Die masirische Kulturbewegung war gegen die Instrumentalisierung der Amasirität durch die politischen Partein.
genauso wie der Islam seinen Platz im Staat hat und von keinem politischen Akteur instrumentalisier werden darf, so wünsche ich mir,dass die historische Legitimation der Amasirität in der marokkanischen Verfassung endlich anerkannt wird, damit sie weder vom König ,noch von politischen Parteien instrumentalisiert werden kann.
Übrigens, das marokkanische Parteinensystem spiegelt genau die Mechanismen wieder, durch die die Macht der Monarchie funktioniert.
Und deshalb ist es ein Irrtum zu glauben, dass eine politische Partei in Marokko etwas bewegen kann.
Die großen Linien der Politik werden vom König bestimmt. Die politischen Partein können entweder mitmachen oder in die Bedeutungslosigkeit verdrängt werden. Heute will man das alte Parteiensystem reformieren, aber man vergisst zu gerne, dass die Reformen der Parteien auch mit den Rahemenbedingungen ( die Rolle der Monarchie im politischen System !!) der Politik insgesamt zu tun haben.
Die Amasirität hat eine historische Legitimation, sie braucht keine Legitimation durch WAHLEN!!!
Wenn du meinst, auch über Tamazight soll abgestimmt wedern, dann warum nicht über Arabisch ? Über den Islam ? und über die Monarchie ?
Erst in den letzten Jahren fängt man in Marokko über Legitimationsfragen zu reden!
Die Verfassung in Marokko wurde einseitig vom König durchgesetzt.
Das Arabische wurde ohne ershafte Diskussionen durchgesetzt.Und über Tamazight wurde verschwiegen, mit der Hoffnung, die letzten Spracher des Tamazight, ein für alle mal zu arabisieren. Nun haben sich diese Sprecher in Vereinen und NGO'S ( Nicht-Regierungsorganisationen) organisiert, sie bilden heute die masirische Kulturbewegung und fordern nichts anders, als die Rechte der Amasirität in der Verfassung anzuerkennen.
Lieber Abid,
die masirische Kulturbewegung ist eine Protestbewegung und keine Partei!! Die ehrlichen und klugen Masiristen wollen, dass diese Bewegung weiterhin eine Bewegung bleibt. Wenn die Rahemenbedingungen für die Politik demokratisiert sind,dann können auch die Masiristen den tradionellen Parteien konkurenz machen. Aber schon mit ihren Forderungen und ihrem Diskurs tragen sie zur Demokratisierung der marokkanischen Gesellschaft bei.
die Masirophonen Politiker der MP,MNP,UD etc.. wurden immer gewählt, sie haben aber NIE etwas für Tamazight machen können, weil diese politischen Parteien gegründet wurden, um einen politischen Zweck zu erfüllen. Heute haben sie durch die Wahlen die Legitimation, aber nicht die Macht, etwas zu verändern !!
Verzeih mir, dass ich so vieles geschrieben habe.
Vielleich kannst du etwas davon gebrauchen!
Gruß
Mohand
Lieber Essarghini,
ich habe das Gefühl, wir können in aller Ruhe diskutieren. Meine erste Antwort sollte dir nur zeigen, dass meine GRUNDLAGE nicht nur in Europa ist, sondern auch im " Islamischen Westen". Ich habe dich deshalb auf die Nordafriknischen denker und Philosophen hingewiesen, damit du zur Kenntnis nimst, dass ich kein blinder " Westler" bin, sondern meine Gedanken und Erläuterungen Wurzeln in Marokko und Andalusien haben.
Nun hast du in deiner Antwort mir etwas unterstellt ( gegen die Religion sein usw...), was ich nicht geschrieben habe.
Ich bin gegen den " islamistischen" Islam und nicht gegen den Islam.
Aber dir sollte schon bekannt sein, dass die Stagnation der islamischen Zivilisation eben mit dem immer noch ungelösten Konflikt zwischen Glauben und Vernunft bzw. Fortschritt zu tun hat.
Ibn Rushd und al-Farabi hielten die Ideen der griechischen Philosoiphie von Platon und Aristoteles für das menschliche Denken, auch für die Muslime, für unverzichtbar. Aber als die ersten Fundamentalisten ( ibn Taymiya an erster Stelle ) diese Aufgeklärten Musliem als Ketzer bezeichneten und ihre Bücher als Shirk und Kufr öffentlicht verbrannten, begann ein Prozess des Rückschrittes, der immer noch anhält.
Ibn Rushd und al-Farabi wussten schon, was Mulime sein bedeutet, aber sie müssten auch genau gewusst haben, warum beide Platon als den " Al-Muâallim al-awwal" ( Der erste Lehrer) und Aristoteles als " Al-Muâallim a-ttani ( der zweite Lehrer ) bezeichneten. Darüber und über meine Haltung zum Islam und Tamazight schreibe ich dir demnächst. Meine zwei Wochen alte Tochter will mir jetzt irgend etwas sagen. Ich muss nun mit ihr reden!
Bis bald
Gruß
Mohand
Ich bin ein Demokrat und werde dir zeigen, dass deine Vorbilder ( Yassin und Rami ) die Demokratie nur als taktisches Spiel instrumenalisieren wollen.
Ich gehe davon aus, dass du nicht leugnest, dass die masirische Kultur bis vor kurzem keine Rolle im Staat gespielt hatte. Das stimmst du zu?