hallo anafal,


wenn die zeit wieder erlaubt, gehe ich auf einige andere, in deinem posting schief dargelegte apsekte ein.

die errungenschaften für tamazight (wie das institut oder den schulunterricht) sind in erster linie fast geschenkt und auf die öffnung des lands im letzten jahrezehnt, sowie den umstand zurückzuführen, dass man im heutigen marokko durchaus dinge bewegen kann, ohne den "fehlgeborenen staat" gleich radikal abschießen und die gesellschaft in gewalt und unruhen umstürtzen zu müssen.

vorher (unter hassan 2) waren die mazighisten bedeutungslos und bis jetzt handelt es sich bei ihnen um ein paar fundamentalisten, die vom volk – im gegenstaz zu den islamisten – nicht oder nur sehr geringfügig wahrgenommen werden. eine wirklich ernstzunehmende bewegung bilden sie nicht. sie geben vielmehr dem staat die opportunität sich in der internationalen öffentlichkeit gut zu positionieren, was er mit einem gewissen erfolg tut. andere themen wie die durch einige feministen thematisierten belange der frauen greift er auch und manchmal gegen den gedanklichen und moralischen strom der zumeist konservativen massen dankend auf.

ein anderes beispiel:

>> 1- Marokkanisch: Kayen lberd / Masirisch : illa usêmmid / Es ist kalt

in einem orientalisch-arabischen dialekt sagt man auch "fih berd", oder "fih harr" für respektive, "es ist kalt" bzw. "es ist warm". dies ist sehr analog zum obigen "kayen lberd".

ferner sagt man in der marokkanischen darija in der regel auch "eljau bared" oder "elhal bared" (wortwörtlich etwa "das wetter ist kalt"), was dem hocharabischen "el jaouu baridun" (oder barid) durchaus nahe ist.

diese üblichen linguistisch-technischen flüchtigkeiten der mazighisten sind aber hier nicht wirklich von bedeutung. wichtig ist dass die darija im kollektiven bewußtsein und in den geschichtlichen prozessen des lands dem arabischen entstammt und im arabo-islamischen ihre erste referenz findet. ihre regional, soziale und sonstige vielfalt, machen sie sehr interessant und reich.

sie mal als pidgin, mal als gastarbeitersprache und mal als was anders zu bezeichnen, widerspricht sich mit deinen propos, sie sei doch wichtig und enttarnt das, was ich behaupte, die mazighisten trachteten die darija, die sprache des gesamten marokkanischen volks und der einfachen leute zu entwurzeln, um sie diskriminierend zungunsten von tamazight zu degradieren.

wenn du, nebenbei, beruflich mit der sprachwissenschaft zu tun hast, mußt du bei dem vergleich zum gastarbeiterdeutsch extrem vorsichtig sein. du riskierst, dich bei leuten, die sich in diesen verschiedenen welten gleichermaßen auskennen, lächerlich zu machen. eine wissenschaft darf man zudem nicht ideologisch instrumentalisieren. das ist ernst gemeint.

ich wollte eigentlich auf etwas anders, wichtigeres hinweisen:

in den reaktionen vieler mitglieder hier mußt du (bzw. ihr) erkennen, dass sie nicht offizielle sichtweisen vermitteln oder irgendwelche linguistischen debatten mit euch führen wollen, sondern auf die extermistische, fanatische und fundamentalistische art, mit der ihr für tamazight "kämpfen" wollt und die sich u.a. in üblen attacken und vulgären äußerungen regelmäßig ausartet, hinweisen.

sie machen euch die wichtige bemerkung zurecht, dass dies art sowohl tamazight im speziellen wie auch die marokkanische gesellschaft insgesamt schaden. diskutiert das vielleicht unter euch.

wenn du bzw. ihr das ideologische brett vor euren augen entfernt, würdet ihr möglicherweis einen intelligenteren weg finden, mit diesem wertvollen anliegen in einer form umzugehen, die akzeptanz und unterstützung findet und nicht eher abschreckt.

meine kritik gegen die mazighisten ist hautpsächlich in dieser hinsicht gemeint. ebenso gehe ich mit islamisten um. denn wie sara_may sehr trefflich meint: "la cause hier ist eine andere!! der radikalismus ist aber derselbe!!!"

in diesem posting greife ich niemanden persönlich oder vulgär an. wenn es euch gelingt dies auch zu tun, wäre dies ein großer schritt.


gruß
jm