Hallo allerseits,

Itri:
1.
Die ersten Menschen, die sich mit der berberischen Sprache wissenschaftlich beschäftigt haben, waren keine Berber, sondern Europäer und zwar höchstwahrscheinlich die Franzosen. In "Institut National des Langues et Civilisations Orientales (INALCO) z.B., wird das berberische schon seit 1913 gelehrt und Lehrer und Schüler waren am Anfang Franzosen. Später sind dann algerier und marokkaner dazu gestoßen. Diese Leute, mit der Unterstützung zunächst der Franzosen haben angefangen über die berberische Problematik in Nordafrika zu sprechen und zu schreiben und somit die Öffentlichkeit in Frankreich, Algerien und Marokko aufmerksam gemacht. Meiner Meinung nach, haben diese Leute, basierend auf Studien, die die Franzosen (und andere Ausländer) über die berberische Kultur schon gemacht haben den Grundstein für alle späteren Bewegungen gelegt. Über dieses Thema in Marokko zu sprechen war bis vor einigen Jahren, glaube ich , ein Tabu, wenn sogar nicht verboten.

2.
3.
Nordafrika wurde von den Arabern in wenigen Jahren erobert. D.h. aber nicht, dass die Berber unfähig waren ihr Terretorium zu verteidigen, sie waren sogar zahlenmäßig überlegen, sondern, weil die ersten Araber, die den Islam nach Nordafrika gebracht hatten, richtige Moslems waren, die nur eins im Sinn hatten: Den Islam verbreiten. Die Berber konnten nach dieser Eroberung weiterhin ihre Ländereien behalten und viele von Ihnen haben mit größter Wahrscheinlichkeit diese Religion ganz freiwillig angenommen. Sie haben sogar bei der Eroberung Spaniens mitgeholfen und zwar als Hauptakteure und Führer (Tarik ben Ziad und andere). Man kann aber nicht behaupten, dass alle Berber schon in dieser Phase islamisiert wurden.
Als die Stämme von Beni Hilal (siehe al moukaddima von ibn Khaldun) durch Nordafrika gezogen waren und Angst und Schrecken verbreiteten, übrigens viele von Ihnen waren noch gar nicht so richtig islamisiert, Flohen die meisten Berber in die Berge, darunter islamisierte und nicht islamisierte. Später haben die Marabous (darunter Araber, aber auch schon islamisierte Berber) eine sehr wichtige Rolle gespielt, um den Islam an den Berbern in den Bergen zu bringen. Also auch diese Phase der Islamisierung verlief friedlich und freiwillig. Die Stämme der Beni Hilal waren in der Tat wild und unislamisch und haben Unfrieden und Anarchie nach Nordafrika gebracht. Sie hatten nur eins im Kopf, nämlich Rauben und zerstören, aber man darf diese Stämme und dem Islam nicht im gleichen Topf werfen. Wie ich schon gesagt habe, waren viele von Ihnen noch gar nicht islamisiert und man darf hier auch nicht denken, dass diese diejenigen waren, die die Berber mit Gewalt islamisiert hatten. Das stimmt einfach nicht.

Mohand
Dass die Imazighen, trotz allen Einflüssen, eine eigene Kultur haben, möchte ich gar nicht bestreiten. Sogar genau das ist der Beweis dafür, dass die Imazighen den Islam freiwillig angenommen hatten, denn die Gewalt hätte auch diese kulturelle Identität zerstört und nicht nur die Vielgötterei.


Wievile Moslems leben in Deutschland ? Soll Deutschland deswegen als islamisches Land bezeichnet werden ?
Damals als die meisten Marokkaner Christen waren, war Marokko ein Christliches Land, aber heute Marokko als Christliches oder Jüdisches Land zu bezeichnen wäre sehr übertrieben.


Und was ist daran nicht normal ? Ähnliche Entwicklungen findet man überall in der Welt. Die Germanen waren z.B. auch wilde Barbaren, die sich in den Wäldern Germaniens hinter wildschweinen herumirren, dann sind sie Christen geworden und heute bekennen sich viele von Ihnen zum Atheismus, Bhuddismus, Islam usw.


Wenn du die arabische Herrschaft in Marokko mit der französischen gleichsetzt, dann sollten wir gleich ein Befreiungskrieg anfangen und alle unseren arabisierten Brüder ans meer jagen. Aber diese arabisierte Berber haben genauso ein Recht in diesem Land zu leben. Ihre Vorfahren waren auch Berber wie du und ich. Wenn du mit der arabischen Herrschaft die Herrschaft der arabischen Kultur meinst und nicht die Menschen, dann bin ich einverstanden.


In welcher Grundschulklasse wird das im Geschichtsunterricht in Marokko so vermittelt ? Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern. Dazu noch, was wurde eigentlich hier im Westen Jahrhunderte lang bis Heute über den Islam geschrieben ? Ich glaube die Moslems haben in Ihrer Geschichte nicht viel negatives über Christentum geschrieben wie die Christen es über den Islam gemacht haben. Wir brauchen das auch gar nicht. Wir haben nämlich den Koran, der uns vieles über Christen und Juden berichtet, egal, ob positiv oder negativ.

Schönen Abend noch.

Essarghini