Hallo Rolf,
Du hast ja recht mit der Bemerkung , dass wir die wichtigsten Forderungen ins Deutsche übersetzen müßen.
Du scheinst ein joveler und neugieriger Kerl zu sein.
Hier sind die wichtisgten Forderungen der Masiren in Marokko :
1- Eine Verfassungsrechtliche Anerkenung der Masiren und ihre Sprache
2- Tamazight soll als offizielle und nationale Sprache Marokkos anerkennt werden.Arabisch ist und bleibt weiterhin auch offizielle Sprache.
3- Einführung des Masirischen in das marokkanische Schulsystem
4- Das Ende einer ideologischen Geschichtsschreibung , welche aus panarabistischen Gründen das arabische Element im Vordergrund stellt
5- Das Ende der Arabisierung der Städtnamen in Marokko
6- Die Aufhebung des Verbots der masirischen Vornamen
7- Die Demokratisierung des politischen Systems und die Beendigung der einseitigen Wirtschafts- und Sozialpolitik ( Ein großteil der öffentlichen und privaten Investition werden nur an der Küste betätigt)
8- Die Schaffung eines Fernsehen-Kanals in masirischer Sprache ( TV-Tamazight )
9- Die Schaffung eines Instituts für Tamazight, das sich mit der Standarisierung und Normalisierung der Sprache beschäftigen soll ( diese Forderung wurde erfüllt )

Da ich und andere in verschiedenen Foren über Tamazight zu viel geschrieben haben, möchte ich nicht alles wiederholen.
Du hast geschrieben, dass Du nicht erkennen kannst, dass die Masiren in Marokko diksriminiert werden. Diesen Satz werde ich jetzt kommentieren und Dir etwas erzählen:
Würdest Du dich gut mit der Kulturpolitik in Marokko auskennen, sähst Du dieses Thema etwas anders.
Die Kultur und Sprache der Masiren wird zwar gelebt, aber im Fernsehen, in der Schule , im Radio dominiert eine Sprache( Hocharabisch), die in Marokko gar nicht gesprochen wird. Im Fernsehen werden Filme und Sendungen gezeigt, welche mit Marokko nichts tun haben und ein anderes Marokko-Bild präsentieren.
Schaust Du marokkanisches Fernsehen ?
Der beste marokkanische ( arabophone ) Kabarettist ( Mohamed Essnoussi / Bziz ) fordert seit Jahren die Marokkaner auf, die Fernsehengeräte in den Müll zu werfen, weil diese Geräte ein Marokko-Bild präsentieren, dass es gar nicht gibt.
Das erste Fernsehen (RTM) ist in den Händen des Innenministeriums und sendet bis auf 15 Minuten Tamazight-Nachricht alles auf Arabisch.
Das zweite Fernsehen (2M) ist auch staatlich und sendet 50 % Arabisch 50% Französisch.
Die politische und kulturelle Rolle/ Manipulationen des Fernsehens in den Nicht-Demokratischen Staaten ist sehr groß und das Fernsehen wird in diesen Ländern nur als Instrumment verwendet. Wer sich über Marokko inforemieren möchet sieht , liest oder hört andere Sender.
Es gibt viel zu schreiben, aber ich empfehle Dir wenigstens die alten Beiträge zu lesen, damit Du nachvollziehen kannst, dass uns nicht um die Schürung eines ethnischen Konfliktes geht, sondern es geht uns primär darum, unsere Kultur und Sprache zu Retten und das Recht auf eigene Identität durchzusetzen.
Bevor ich Schluß machen, möchte Ich Dir noch sagen, dass alle Konflikte der Erde immer eine Vorgeschichte haben.
Sowohl bei den zwischenstaatlichen Konflikten als auch bei den innerstaatlichen , geht es um Kultur , Sprache, Interessen und Macht.
Wer die Macht hat definiert welche Identität und Sprache ein Staat haben soll.
Der Sprachkonflikt in Marokko und Algerien ist nicht neu, man kann ihn bis ins 7 Jh. verfolgen; Er hat auch mit der Gründung beider Staaten zu tun, die eine importierte Identiät in Nordafrika durchsetzen wollen, welche arabisch-nationalistischen Christen für alle islamische Ländern durchsetzen wollen.
Dieser Sprachkonflikt wurde nicht demokratisch gelöst sondern aufgeschoben, in Marokko und Algerien.
Der verstorbene König Hassan II bekam im Jahre 1968 einen Besuch von einigen masirischen Intelektuellen, die ihn gebeten haben, die Masirität Marokko in die Verfassung zu verankaren und einen Platz für die Kultur zu reservieren. Er sagte daraufhin, dass er dieses Thema nicht jetzt diskutiert werde, sondern in ein paar Jahren. Weder die Monarchie noch die anderen Kräfte haben sich dafür eingesetzt, sondern jeden bekämpft, der sich für Pluaralismus in Marokko eingesetzt hatte.
Und ohne den Druck der masirsichen Kulturbewegung wäre es zu der Gründung des Königlichen Instituts für masirsiceh Kultur nicht gekommen.
Soll ich Dir von den Verhaftungen und Misshandlungen erzählen, die einige Prof. in marokkanischen Gefängnisen wegen Tamazight erdulden müßten ?
Eine Diskriminierung zu erknnen oder einen Einblick in ein Problem zu gewinnen, erfordert viel Zeit und viel lesen.
Mit freundlichem Gruß
Mohand Sroub


Tidt n umya!