Samstag 20. April 2002, 17:21 Uhr

nullZehntausende Berber demonstrierten in der Kabylei - Erste Zusammenfassung

Tizi Ouzou (AP) Mehr als 100.000 Algerier haben am Samstag friedlich an die blutige Niederschlagung der Berber-Proteste vor einem Jahr erinnert. Auf der Kundgebung in der größten Stadt der Kabylei, Tizou Ouzou, wurde die Regierungspolitik gegen die Minderheit kritisiert und zum Boykott der Parlamentswahl ANZEIGE

am 30. Mai aufgerufen. Auch in der zweitgrößten Stadt Bejaia gingen tausende auf die Straße. Sie forderten auch die Freilassung von rund 200 bei erneuten Unruhen verhafteten Berbern.

Die Demonstrationen fanden zum ersten Jahrestag der Niederschlagung von Protesten statt, die nach dem Tod eines jungen Berbers in Polizeigewahrsam am 18. April 2001 ausgebrochen waren. Mindestens 60 Personen wurden damals getötet und mehr als 2.000 verletzt. Die Demonstranten trugen Transparente, auf denen die Regierung in Algier als Mörder bezeichnet wurde. Zahlreiche Geschäftsleute folgten einem Streikaufruf der Demonstranten und schlossen ihre Geschäfte.

In einem im vergangenen Juli veröffentlichten Untersuchungsbericht der Regierung waren die Sicherheitskräfte kritisiert worden, weil sie mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen hatten. Im vergangenen Monat flackerten Proteste wieder auf, nachdem Präsident Abdelaziz Bouteflika zwar die Anerkennung der Berber-Sprache als Amtssprache versprochen hatte, eine andere Hauptforderung der Minderheit aber, den Abzug der Sicherheitskräfte aus der Kabylei, nicht erfüllt hatte.

Quelle:
AP