Hallo Blandina,
es ehrt Dich wenn Du dich für den Aufruf einsetzt. Die Wirklichkeit in der Wüste schaut anders aus. Bagnold, Rhotert, Monod etc. haben für ihre eigenen Forschungen jede Menge Material mit nach Europa genommen. Ohne diese u.a. Saharaforscher zum Teil auch Hobbyforscher, wäre aber über prähistorische Funde rein gar nicht in Europa bekannt geworden, denn vor Ort wird nichts getan und es ist auch kein Geld da. Ohne, dass etwas nach Europa gebracht worden wäre, gäbe es keine einzige Saharaausstellung. Im Prinzip wäre es natürlich wünschenswert, dass an den entsprechenden Orten z.B. in Südalgerien (hier ist die Ausfuhr von Faustkeilen und Pfeilspitzen verboten) geforscht wird und auch Museen eingerichtet werden. Aber über 1000 von Kilometern findet man in der Sahara z.b. in der Ténéré im Niger fast jeden Kilometer mehrere Reibeschalen und Reibsteine. Faustkeile nicht mehr so oft, Pfeilspitzen nur wenn man gezielt sucht und ein besonderes Auge dafür hat.
Die Reibeschalen wurden früher zum Teil auch mit auf die Karawanen genommen, so dass diese sich selten an den ursprünglichen Siedlungsplätzen befinden. Dieser Aufruf hat nur einen Sinn, wenn parallel dazu geforscht und archiviert wird und Gelder dafür fließen. Der Niger ist ein Land mit unglaublichen Schätzen diesbzüglich und zusätzlich gibt es viele Versteinerungen von Knochen der Urzeittiere auch Dinosaurierskelette. Hier leistet der Amerikaner Sereno gute Arbeit, der zusammen mit den Tuareg die Saurierskelette untersucht, schützt, und eine Replik ins Museum von Niamey gestellt hat. Dazu gab es einen Bericht in der Ausgabe der Zeitschrift P.M. vom August. Diese Arbeit ist aber nur durch eine Stiftung und Hilfsgelder möglich, denn Niger ist einer der ärmsten Staaten der Erde. Im Adrar Bous im Nordniger, nahe der Grenze zu Algerien liegen Unmengen von versteinerten Knochen von Urtieren herum, die bereits 1968 von der Berliet- Mission entdeckt wurden. Seitdem liegen die Teile herum und nichts ist passiert. Stattdessen gehen Reifenspuren mitten durch die Knochen, weil die Einheimischen nicht mal wissen was das ist und das für gewöhnliche Steine halten. Eine Schmugglerroute für Marlborozigaretten geht hier nach Algerien. Unser Führer hatte davon keine Ahnung, hätten nicht Mitreisende, die schon mal da waren, ihn darauf aufmerksam gemacht. Durch einen gezielten Tourismus könnte man Gelder dafür einnehmen um die Funde zu schützen, stattdessen werden wie im Januar und März passiert, Reisegruppen im Air überfallen und ausgeraubt, so dass der bescheidene Tourismus wieder zum Erliegen kam. Die Zerstörung der Fundstellen passiert viel mehr durch die unwissenden Einheimischen, die auch zu alten Felsgravuren eigene Kritzeleien dazu setzten (sogenannte Toyota-Periode). Auch werden Pfeilspitzen von den Einheimischen im Kaouar, Djadoplateau und Südlibyen gesucht und verkauft oder gegen Kleidung getauscht. Das ist für sie wichtiger als der Erhalt von alten Siedlungsplätzen. In Südmarokko in der Gegend von Tazzarine wurden Felsblöcke mit Felsgravuren einfach für den Hausbau verwendet, weil keine Regierung oder Forschungsstelle hier jemals was unternommen hat. Jetzt ist auch durch meine Bekanntmachung ein bescheidener Tourismus dort ausgebrochen und es wird an den Führung und an den Touristen verdient, so dass die Einheimischen dort sehen, dass Ihnen die Erhaltung was bringt und nicht die Zerstörung. Das ist der einzige gangbare Weg, während Archäologen gemault haben, weil ich die Koordinaten der Stelle preis gab. Natürlich muss aufgepasst werden, dass nicht durch Profitmacher die letzten Steine verkauft werden und Touristennichts beschädigen, aber wenn man einen Wächter einstellt sind das Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Gefahr des Ausverkaufs, sehe ich auch bei den Korallenriffen mit den Fossilien bei Erfoud.
Forscheraufrufe sind mir oft suspekt, denn Forscher haben zum Teil am meisten zerstört und außer Landes gebracht - z.b. Schliemann bei Troja oder Henry Lothe bei den Felsbildforschungen im Tassili.Er hat durch die Erforschung der Bilder in dem er sie zum besseren Fotografieren befeuchtete, eine Menge zerstört. Die Ägyptologen haben ebenfalls eine Menge Material nach Europa gebracht und erst nach Protest der Ägypter mehr Bescheidenheit gezeigt. Kein Museum denkt daran die gestohlenen Kunstobjekte zurückzugeben z.b. den Pergamonaltar aus dem Berliner Museum.In Pergamon fehlt ein wichtiges Stück, das dort besser aufgehoben wäre. Solche Auswüchse gibt es zu verhindern, das ist wichtiger als Faustkeile die von der nächsten Wanderdüne wieder zugeweht werden, vor dem Einsammlen zu bewahren. Ich bin zwar auch gegen das Einsammlen von prähistorischen Gegenständen zum Zwecke der Vermarktung, aber es gibt immer noch tausendmal mehr Pfeilspitzen und Faustkeile in der Sahara als es dort Touristen gibt, aber es wird keine Fundstätte für die Nachwelt bewahrt wenn nicht gesucht wird. Stattdessen werden die Plätze wieder zugeweht und andere wieder freigeweht. Unsere Kelten- und Bajuwarensiedlungen werden auch nicht erhalten oder wieder aufgebaut. Beim ICE-Bau von Nürnberg nach München wurden lediglich einige Funde ausgegraben, die Siedlung rekonstruiert und dann ade, ebenso bei Römersiedlungen bei Bad Homburg usw. Es siegt der Kommerz und es wird weitergebaut.
Was will ich mit dem Vergleich sagen: Das Nicht Einsammeln von prähistorischen Artefakten sichert noch lange nicht den Erhalt, sondern das Vergessen. Nur wenn eine zielgerichtete Forschung miteinher geht und Fördermittel bereitgestellt werden nutzt der Aufruf. Solange das nicht passiert, schaden ein paar mitgenommene Pfeilspitzen niemand, denn in hundert Jahren sind diese längst vom Saharasand begraben (Wanderdünen) und wie gesagt vielleicht andere freigeweht. Denn es bleiben keineswegs alle Fundstücke an der Oberfläche, sondern am Rand von Dünengebieten oder in Senken weht es vom Wind die Pfeilspitzen frei und das sind die idealen Fundplätze für Pfeilspitzen.
Noch wichtiger wäre es die Felsgravuren und Malereien zu schützen und an diesen Stellen bzw. an den nahgelegensten Orten auch kleine Museen einzurichten. Aber eine schier unlösbare Aufgabe bei der Größe der Sahara.