Hallo zusammen,

ich möchte ein Aspekt vorbringen, den man auch mal bedenken sollte.

Viele Grüsse

http://www.uni-koeln.de/phil-fak/praehist/africa/news.html


Ein Wort auf dem Weg in die Wüste
Tausende fahren jährlich in die Sahara, um dort zu forschen, zu arbeiten oder nur, weil die Faszination der Wüste sie lockt. Viele bringen von ihrer Reise mindestens eine Pfeilspitze oder einen Faustkeil als Souvenir mit und haben dadurch, meist ohne es zu wissen oder zu wollen – und häufig noch mit wissenschaftlichem Interesse begründet -, einem der ärmsten Länder Afrikas eine Quelle seiner Geschichte geraubt.
Zwar erscheint die Anzahl der Fundstellen unerschöpflich (wie einst die Zahl der Wale oder die tropischen Regenwälder), dennoch gibt es schon Regionen, in denen kein steinzeitlicher Siedlungsplatz mehr intakt ist. Das „nur eine“ mitgenommene Werkzeug, kann das entscheidende Glied in einer Kette von Informationen sein, die eine vorzeitliche Quelle entschlüsselt. Ein historisches Dokument, in dem Seiten fehlen (und man weiß nicht einmal welche und wie viele) ist fast ebenso wertlos wie die Seiten selbst, wenn sie aus ihrem zusammenhang herausgerissen sind. Afrikanische Geschichte ist zum größten Teil ungeschriebene Geschichte und deshalb besonders auf die archäologischen Quellen angewiesen.
Gewiß stehen in den betroffenen Ländern heute meist drängendere Probleme im Vordergrund, aber spätere Generationen werden unserer Zeit eine Zerstörung ihres kulturellen Erbes anlasten, die schlimmer, weil definitiver ist als die Plünderung von Kunstschätzen während der Kolonialzeit.
Man muß nicht Archäologe sein, um diese Folgen unbedachter Sammelleidenschaft zu erkennen. So hat Ralph Bagnold kürzlich mit bewegenden Worten und treffenden Beispielen dieses Problem dargestellt. Seiner Mahnung schließen sich hier Professor Théodore Monod und Dr. Hand Rhotert an, die gleichfalls zu den Pionieren gehören, die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts weite Teile der Sahara erschlossen haben. Ihr gemeinsamer Appell richtet sich an diejenigen, die wie sie die Wüste lieben und sich gleichermaßen verantwortlich fühlen für diese nur scheinbar unerschöpfliche Quelle der menschlichen Vergangenheit wie für die Zukunft der Menschen, deren Geschichte dort ihrer Erforschung harrt.
Sorgen sie dafür, daß ihre Reise nicht dazu beiträgt, den Kulturraub vergangener Zeiten fortzusetzen durch eine Zerstörung historischen Erbes, die zwar heute kaum zur Kenntnis genommen wird, aber für die kommenden Generationen einen nie wieder gutzumachenden Verlust darstellt!

SCHÜTZEN SIE DAS KULTURELLE ERBE DER SAHARA!

Herausgeber: Heinrich Barth-Institut
Jennerstraße 8, 50823 Köln

Das steinzeitliche Vermächtnis der Wüste

R. A. Bagnold im Vorwort zu „Desert Landforms in Southwest Egypt“ (El-Baz & Maxwell, eds., NASA, Washington 1982) zur Ausbeutung der Sahara, in der nach dem Raubbau an Wasser und Erdöl nun auch die archäologischne Bodenschätze bedroht sind.

Die Wüste ist durch die Aktivitäten des Menschen noch in einer ganz anderen Hinsicht verwundbar. Dadurch, daß sie über lange Zeiträume der Winderosion ausgesetzt war, liegen die Zeugnisse der verschiedenen Phasen ihrer Besiedlungsgeschichte alle beieinander auf der heutigen Oberfläche. Wenn also jemals ein erkennbarer Fortschritt bei der Erforschung der menschlichen Vergangenheit in dieser Wüste erreicht werden soll, sind dafür sowohl spezielle Methoden, wie etwa die Anwendung komparativer Statistik auf die Verteilungsdichte und die Verbreitung der verschiedenen Artefakt-Typen erforderlich...
... Aber leider liegt es in der menschlichen Natur, daß kaum jemand, der vorzeitliche Artefakte am Boden liegen sieht, der Versuchung widerstehen kann, sie aufzuheben und mitzunehmen. Schon jetzt dürfte das ursprünglich statistische Gepräge an einigen Plätzen verloren sein...
... In dieser wunderbaren Wüste gibt es noch unbegrenzte Möglichkeiten für viele wissenschaftliche Expeditionen... Aber für das Wohl der Nachwelt kann man nur hoffen (ich fürchte, wohl vergebens), daß das Streben der Menschheit nach Ausbeutung weder für das Wasser noch für die Archäologie in vergleichbarer Weise zu eine rErschöpfung des angesammelten Erbes der Vergangenheit führt wie das bereits jetzt bei den fossilen Brennstoffen der Fall ist.

Darum: Verzichten Sie auf Souvenirs, zügeln Sie ihren Forscherdrang und helfen Sie, der Zukunft die Vergangenheit zu bewahren!

Ralph A. Bagnold O.B.E., F.R.S.
Blackheath, London SE3 )EF

Professor Dr. Théodore Monod
F – 75231 Paris

Dr. Hans Rhotert
D – 8221 Siegsdorf


give peace a chance.