Die Geschichte mit dem tollwütigem Hund

2. Teil

Am Haus angekommen lud ich Said ins Auto und wir fuhren nach Beni Tajjite. Dort wollte ich erfahren wie groß die Ansteckungsgefahr für Menschen war.
Die Mitarbeiter dort bestätigten mir, dass die von mir erkannten Symptome typisch für die Tollwut seien und derzeit auch Tollwut in der Umgebung verbreitet sei. Auf meine lebenswichtigen Fragen aber wußte, wie beinnahe schon erwartet, der Veterinär keine klare Antwort. Nach meinem Drängen hin rief er aber an einer übergeordneten Stelle an, die uns informierten. Tollwut könne mit Ausnahme von Schlangen und Fröschen nur von Warmblütlern, als nicht von den blutsaugenden Insekten, übertragen werden. Da war ich schon etwas beruhigter. Aber was war mit all den Menschen, vor allem den Kindern, die Kontakt zu dem Hund hatten? „Man solle die Kinder beobachten. Wenn sie Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit hätten, könnten dies Anzeichen einer Infektion sein,“ so der Veterinär.
Ich wollte jedoch nicht zu allen Familien hinfahren, deren Angehörige in der letzten Zeit als Besucher auf der Plantage waren und ihnen erzählen, dass ihre Kinder dort Kontakt zu meinem tollwütigem Hund hatten. Dies wäre wohl Panikmache und ich wusste auch nicht, wie die Leute reagieren würden. Evt. würde man mir evt. auch andere aufkommende Krankheiten anlasten. Andererseits konnte ich aber auch nicht einfach nichts machen. Zu groß war das Risiko einer tatsächlichen Ansteckung. Nach einigen Überlegungen entschloss ich mich mit Said dazu, all jenen Familien einen „Freundschaftsbesuch“ abzustatten, die ich für gefährdet hielt. So fuhren wir nach Ait Wazzaque und Ait Sbaa, wo wir uns sozusagen selbst zum Tee einluden. „Hallo Thomas, schön dass Du und besuchst. Komm rein, trink Tee….Was macht die Plantage…“, war überall zu hören. „ Im Gegenzug erkundigten Said und ich uns nach dem Wohlbefinden der Familienangehörigen. „Wie geht´s?, bei den Kindern ist alles klar? Keine gesundheitlichen Beschwerden, keine Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen?.. Nein, wirklich nicht?! Na, dann.. .alles klar!“
So besuchten wir im Schnelltempo sechs bis acht Familien. Das Ergebnis schien beruhigend: Keine Krankheitssymptome!
An der Plantage angekommen begannen wir wieder mit dem normalen Tagesablauf. In den ersten tagen ging es uns jedoch auch noch nicht so richtig gut, weil wir steht´s die Bilder von unserem guten Freund dem Hofhund vor Augen hatten, den wir auf so schlimme Weise verlieren mussten und es bestand ja auch noch das Risiko, dass wir selber infiziert waren. Nach einigen Tagen ging es uns jedoch schon besser, wir besuchten sicherheitshalber auch noch einmal die Familien in den Nachbardörfern, auch dort schien alles in Ordnung zu sein.
So nahm das Leben wieder seinen normalen Lauf und ich war mir sicher richtig gehandelt zu haben, denn Menschenleben geht vor Tierleben!


Beste Grüße
Thomas

In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.