Liebe Bulbulla
Die Frage sei Dir erlaubt ;-) - immer wieder ein Diskussionsthema mit Gegnern und Befürwortern...
Hier unsere, ebenfalls subjektive (die Kinder babbeln im Moment noch unverständlich!) und ebensowenig angriffige Stellungnahme:
Ich denke, unsere Kinder hatten sehr wohl etwas von dieser Zeit! Mein Mann und ich sind beruflich, politisch und privat sehr engagiert. Allen guten Vorsätzen zum Trotz "fressen" uns diese Aktivitäten einen Riesenteil unserer Zeit weg, sodass die Kinder häufig einfach nebenher mitlaufen. Die letzten Wochen waren wir so 24h um sie herum, konnten alle ihre Entwicklungsschritte 1 : 1 mitbegleiten, hatten stundenlang Zeit, mit ihnen auf dem Schoss in irgendeinem Kaffee, Park zu sitzen und uns mit ihnen zu beschäftigen, konnten spazierend mit ihnen umherstreifen, auf dem Boden herumalbern. Mit unserem Bus hatten wir quasi unsere Miniwohnung, also ihre gewohnte Umgebung mitdabei. Ausserdem fahren sie begeistert Auto. Wir hatten keine Minute die Idee, sie würden sich nicht wohlfühlen, im Gegenteil, sie waren sehr ausgeglichen und haben nachts viel besser als zuhause geschlafen. Wir haben unseren Alltag also voll und ganz ihnen angepasst.
Sie waren sicher nicht so herausgeputzt wie zuhause und zugegebenermassen mal auch etwas dreckiger (wie wir auch) - das hat sie aber kaum gestört.
Klar, man kann einwenden, das könnte man zuhause doch auch. Aber seien wir ehrlich, wie schnell hat einem nach den Ferien der Alltag wieder: Steuern, Heizung, die nicht funktioniert, Einkäufe, die schnell erledigt werden müssen, Weihnachtsorganisation, Telefonat hier, Telefonat dort. Wir hätten zuhause nie eine Familienzeit dieser Art verleben können und würden es jederzeit wieder tun.
Wg Krankheiten:es gibt mE äusserst wenige - akutest auftretende - Erkrankungen, die in Marokko nicht zumindest notfallmässig behandelbar wären. So dermassen schlecht ist die medizinische Versorgung überhaupt nicht. Wie erwähnt, für ländliche Gegenden hätte ich die Notfallmedikation dabei gehabt. Am meisten Respekt hatten wir vor Durchfallerkrankungen mit Dehydratation, aber auch das hätte gut behandelt werden können. Wenn man so denkt, dürfte man auch als Erwachsener nicht los, könnte doch immer irgendeine seltene Erkrankung ausbrechen während einer Reise.
Ausserdem war das Klima für die Kleinen sehr gut - kaum sind wir wieder zuhause, hustet's und schnupft's.
Aber ja, jeder muss für sich und seine Kinder die richtige Entscheidung finden, ausserdem bringt das Reisen dieser Art auch Einschränkungen mit sich (wir reisen zB lieber mit öffentlichem Verkehr, das wäre für die Twins und uns zu anstrengend gewesen, die fixen Unterkünfte zwischendurch wurden nach andern Kriterien als sonst gewählt) und bedingt einer gewissen Vorbereitung.
Dass keine Marokkanerin mit Baby reist, mag sein - wie auch andere unzählige kulturelle Unterschiede...wir hatten aber nie den Eindruck, dass wir als störend oder verrückt empfunden wurden - im Gegenteil!
Dieser Beitrag sollte weder als Diskussion um das Für und Wider Reisen mit Kleinkindern/Babies noch als Aufruf zum Reisen verstanden werden. Wir wollten lediglich die Infos zugänglich machen, die uns nützliche gewesen wären.