Moin zusammen,

ich denke es kommt auch darauf an, wie man mit den verschiedenen Situationen umgehen kann. Manche sind schon bei einem harmlosen ansprechen total genervt, andere machen sich nichts draus, wenn sie von mehreren Leuten regelrecht belagert werden. In den Tourismus-Hochburgen wird man sicher öfter angesprochen, als auf dem Land, obwohl das in den letzten Jahren meiner Meinung nach auch eher nachgelassen hat.

Zugegeben, manchmal nervt es mich auch, wenn die Händler einen in die Geschäfte ziehen wollen. In manchen Souks ist das fast wie Spießrutenlaufen. Manchmal würde ich mir gerne etwas in Ruhe anschauen und sicher auch das ein oder andere kaufen, aber durch das ständige mehr oder weniger agressive "Verkaufsgelabere" gehe ich erst gar nicht in den Laden rein. Das es auch anders geht, sieht man z. B. in den Kooperativen in Essaouira oder auch in Azrou. Man kann in Ruhe schlendern, bekommt auf Wunsch etwas gezeigt oder erklärt und da kaufe ich auch.

Was auch eine Hilfe sein kann, ist ein (offizieller) Führer. Dann hat man meist seine Ruhe und bekommt z. T. auch einiges gezeigt, was man alleine evtl. nicht finden oder nicht sehen würde. Klar führen die einen auch immer in Teppichläden oder andere Geschäfte, in denen sie Provision bekommen, aber bisher lief das dann immer entspannter ab, als wenn man alleine dort war.

Letztendlich liegt es sicher auch an der hohen Arbeitslosigkeit ohne soziales Netz. Viele Leute sind auf Betteleien oder "Geschäfte" mit Touristen angewiesen. Auf der anderen Seite sind viele Touristen "leichte Opfer", da sie sich einfach "ausnehmen" lassen, um ihre Ruhe zu haben.

Auf der anderen Seite habe ich auch schon viele Situationen erlebt, in denen die Leute mir irgendwie geholfen haben, ohne irgendeine Gegenleistung zu verlangen. Oder ich habe in manchen Geschäften lange mit den Verkäufern gesessen (Zeit haben ist da manchmal sehr wichtig, die meisten Touris haben sie nicht), Tee getrunken und über Gott und die Welt erzählt. Auf einmal ist das Verkaufen nicht mehr so wichtig, sondern das gemeinsame Gespräch zählt.

Vielleicht muss Marokko bezüglich Tourismus noch etwas lernen, aber viel dringender ist, dass vor allen Dingen die Touristen lernen. Das fängt bei der (richtigen) Kleidung an und hört mit der Auseinandersetzung mit fremder Kultur noch lange nicht auf ...

Ciao Carlo, der in 4 Wochen wieder runter will ...