Natürlich verschwindet dadurch nicht Rassismus, allerdings haben wir es heutzutage (in der Regel) nicht mehr mit einem biologistischen, sondern einem kulturalistischen bzw. differentialistischen (Neo-)Rassismus zu tun, in dem nicht mehr mittels der Kategorie Natur sondern der der Kultur "Rassen" konstruiert werden. Aus diesem Grund verwende ich auch zB statt Begriffe wie Islamophobie oder Islamfeindlichkeit die Bezeichnung antimuslimischer Rassismus. Natürlich sind Muslime keine Rasse, aber Rassen gibt es ohnehin nicht, sondern im heutigen Rassismus werden Menschengruppen wie Rassen konstruiert, im Falle von Muslimen, als eine kulturell-religiös homogene Gruppe, die mittels einer Hierarchisierung der angeblich differenten und miteinander unvereinbaren Kulturen und den damit verbundenen bzw unterstellten Lebensweisen ausgegrenzt und diskriminiert werden.
Wenn jedem klar wäre, dass Hautfarbe nichts mit Intelligenz zu tun hat, wäre es überhaupt nicht beleidigend "Neger" zu sagen. Das wäre dann schlicht und einfach ein Merkmal so wie "rothaarig" oder "sommersprossig".
Dass "Neger" niemals wertfrei sein kann hat ja schon allein etwas mit dem Ursprung des Begriffs zu tun, der erstmals im Sklavenhandel eingeführt wurde. Wie negativ konnotiert und abwertend gebraucht der Begriff heute noch wird, zeigen zB solche Redewendungen "wie ich bin ja nicht dein Neger". Ich glaube "Schwarze" ist mittlerweile recht legitim, wird auch von Schwarzen (schwarz bewusst groß geschrieben) Rassismuskritikern verwendet. Dass es überhaupt eine Debatte über die korrekte Bezeichnung gibt, hängt ja mit der Rassismusgeschichte zusammen - die Bezeichnung "Weiß" wird ja hingegen kaum kritisch betrachtet, obwohl es mittlerweile auch kritische Weißseins-Forschung gibt, in der es allerdings darum geht, das Unsichtbare (nämlich von wo aus und zu welchen Zwecken Rassismus ausgeübt wird) sichtbar zu machen und dabei unter Weiß-Sein als auch unter Schwarz-Sein mehr verstanden wird als eine "Hautfarbe"..