Hallo,
Twikezora,
Diese zwei Personen sind aber nicht psychisch erkrankt. Sobald jemand rumskandalieren würde, Kleber schnüffeln würde etc. sprich eine Gefahr für die eigenen Kinder darstellen könnte oder einen schlechten Einfluss auf sie haben könnte, würde sehr wahrscheinlich blockiert werden.
Es ging um einen Kleberschnüffelten Junge, der nicht in der Ecke sitzen bleiben wollte und jedes Mal wenn der Polizeibeamte sich umgedreht hat, ist er wieder aufgestanden worauf es wieder "Haue" gab. Das Spiel ging unendlich weiter...
ein klebstoffschnüffelnder, krimineller und randalierender Junge ist zwar bestimmt auch seelisch krank, kann man aber auch nicht einfach so mit anderen psychischen Erkrankungen vergleichen, überhaupt muss man da sehr unterscheiden, an welcher Form psychischer Erkrankung jemand leidet, anstatt alle in einen Topf "psychische Kranke"zu werfen.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ein klebstoffschnüffelnder Junge ziemlich arg mal randalieren kann. Dass die Polizei Schläge einsetzt finde ich auch überhaupt nicht in Ordnung, aber die Polizei weiß vielleicht selbst nicht anders damit umzugehen. Das Problem mit Kindern die auf der Straße leben, ist ja auch nicht ein psychiatrisches, sondern viel eher ein sozial-psychologisches. Das sind Kinder, die unter dem harten Leben auf der Straße leiden, die wären ja vollkommen falsch "untergebracht" in einer psychiatrischen Klinik.
Bhaloulia,
Auch wenn noch manches im Argen liegt und man immer wieder sogenannte Verrückte auf der Strasse sieht, die übrigens manchmal ganz zufrieden ihr Dasein fristen, so scheint mir doch vieles in Bewegung.
Beispielhaft ist tatsächlich oft das Verhalten von Angehörigen.
ich bezweifle auch stark, dass das Unterbringen von Menschen in Heimen, Anstalten usw. unbedingt die beste Möglichkeit darstellt... In Europa sperrt man alle weg, die körperlich oder psychisch nicht (mehr) voll funktionstüchtig nach Verständnis der Gesellschaft sind: Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung oder Einschränkung, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Alte... Der Eindruck, dass "hier", in Europa, alles besser wäre hinsichtlich dem Umgang mit psychisch kranken Menschen, könnte vielleicht zum Teil auch dadurch entstehen, dass alle gut verwahrt und weggesperrt sind, da wo sie die Gesellschaft nicht stören...
In Marokko ist auch stärker noch die Familie und Nachbarschaft, die Mitmenschen vorhanden, die sich um Kranke und Schwache kümmern. Ich denke ein "Verrückter" kann glücklicher in der Familie sein, als in einer Anstalt wo er von vielen anderen "Kranken" umgeben ist, und jeder zudem noch auf eine ander Weise "verrückt" ist. Schwieriger ist es natürlich bei Menschen die auf der Straße leben und psychisch krank sind. Aber auch hier bezweifle ich, dass eine Anstalt da die bessere Option wäre.
In Maroko generell nehme ich viel mehr Hilfsbereitschaft wahr, während in DE die meisten Menschen an Hilfsbedürftigen vorbeilaufen, wird in Marokko viel mehr an Arme gespendet, Bettlern etwas Geld gegeben, etwas zu Essen gekauft...
Ich glaube, dass "wir" Europäer alles "aufgeräumt" sehen wollen, ja nicht zuviel Armut und keine Kranken in der Öffentlichkeit, die hat man lieber in Heimen untergebracht,wo sie nicht sicht- und wahrnehmbar sind. "Wir" sind so schockiert, dass soviel Krankheit, Behinderung, Leid in der Öffentlichkeit zu sehen ist, ja sogar darüber, dass es keine Tierheime wo anders gibt, weil man alles weggesperrt wissen möchte, was als störend empfunden wird. Als ob durch Wegsperren Krankheit und Leid verschwinden würden.
Probleme mit denen sich psychisch erkrankte Personen herumschlagen sind sicher nicht mit dem Ausbau von psychiatrischen Anstalten zu lösen, sondern sind insbesondere in Kombination mit Armut sehr schwierig. Ich glaube auch nicht, dass ein Mangel an Psychiatern und Psychologen in Marokko herrscht, sondern, dass das für viele auch gar nicht finanzierbar wäre.
Rein menschlich betrachtet, glaube ich, dass in Marokko oft eher ein menschlicherer Umgang mit sogenannten Randgruppen vorhanden ist, als in Europa... Bei uns wird halt einfach lieber alles fein "sauber" gehalten, damit man ja nicht in Berührung kommt mit den ganzen "Abnormalen" - da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass eine Uni, die sich nach außen hin fein gesellschaftskritisch gibt, Obdachlose aus dem Haus jagd, weil die dort angeblich stören und man ja selbst ja nicht verantwortlich sei für derartige Missstände, während zugleich veschwiegen wird, dass jährlich im Winter in den kalten Räumen der Uni-Toiletten einige Obdachlose sterben...
Oder eine "Verrückte" fängt in einem Supermarkt herumzuschreien an und die ganze Warteschlange, die zur Adventszeit an der Kassa ansteht, belustigt sich darüber und man hört von der älteren Dame im Nerz ein sarkastisches "Advent, Advent" während sie, wie alle anderen hinter ihr, nicht aufhören kann, den Kopf über die "Verrückte" da zu schütteln und laut zu lachen...