Und ja: Konferenzen und Tagungen über Integration, Migration, Religion etc stellen kein Sprechen miteinander dar, sondern ein Reden über "die Anderen"!
.. was ja nicht unbedingt zwangsläufig so sein muss. Diejenigen, über die gesprochen werden soll können sich ja an der Diskussion beteiligen. Ich sehe diese Art von Konferenzen eher positiv unter dem Aspekt, dass die Gesellschaft für das Thema sensibilisiert wird.
Ich finde auch, dass eine pluralistische Gesellschaft es aushalten muss und kann, wenn sich nicht jeder Immigrant integrieren will. Shakir hat das ja am Beispiel seiner Mutter sehr gut erklärt. Es wäre lächerlich in so einem Fall und in anderen Fällen Druck auszuüben, etwa durch verpflichtende Sprachkurse oder Vorträge über den ollen Kaiser Wilhelm oder Besuch des Oktoberfestes mit Pflicht zum Verzehr von mindestens einer Schweinshax`n und 3 Mass Bier.
Im Regelfall wird sich der Ausländer aber aus eigenen Stücken und nach eigenen Vorstellungen soweit "integrieren", dass er in seinem Gastland klar kommt, nicht weil dies erwartet wird, sondern aus eigenem Interesse heraus, weil es halt fast alles viel einfacher macht, wenn man etwa die Sprache beherrscht.
Die fremde Sprache zu beherrschen hat hat für mich weniger mit Respekt für das Gastland zu tun sondern mehr mit reinem Pragmatismus.
Ich fände es schön, wenn das von mir sehr geschätzte marokkanische Motto "Leben und leben lassen" auch in deutschen Köpfen stärker verinnerlicht würde.
Eine witzige Episode zum Schluss:
Vor ein paar Jahren war ich bei einer Berberfamilie im hohen Atlas bei Ouirgane eingeladen. Auf dem Tisch stand eine Schale mit Keksen. Ich zeige auf die Schale und sage "Keks". Auf Tachelhit sagt man zum Keks zufällig ähnlich wie im Deutschen Kiks oder so ähnlich, was ich natürlich nicht wusste. Die Gastgeber waren auf jeden Fall sehr angetan ob meiner Tachelhit-Kenntnisse.
Gruß Lothar