Hallo,

so schnell wird der Islam sicherlich nicht DAS neue Feindbild werden. Ich sehe aber die Gefahr, dass sich das längerfirstig so entwickeln könnte!
Derzeit werden noch die "Islamisten" bekämpft. Medien wurden schon gleichgeschaltet, ein islamischer terroristischer Feind wird konstruiert, den man bekämpfen muss und der zur Legitimation der eigenen gewalttätigen Macht(wieder)aneignung fungiert. Wenn man verfolgt, welchen Argumentation man sich dabei bedient und "islamischt aussehende" (!) Personen verhaftet und verhört werden, dann ist diese Sorge hinsichtlich der möglichen längerfristigen Entwicklung m.E. nicht ganz unberechtigt. Es wäre nicht der erste (unter anderem) islamische Staat, indem der Islam verdrängt wurde.
Die Situation ist momentan folgende: Mubarak wurde gestürzt, Wahlen sind dem nachgegangen, die Muslimbrüder haben gewonnen. Ob nach der langen militärischen Diktatur vielleicht doch zu voreilig mehrheitlich gewählt wurde, weiß man nicht, es stimmt, dass "wir" Westler nicht wissen und bestimmen dürfen, was die richtige Entscheidung für die anderen wäre... Jedenfalls waren nach den Wahlen einige unzufrieden und es kamen Proteste hoch. Das Militär will mit Gewalt an die Macht zurück. Proteste dagegen werden in jeder Form niedergeschlagen. Das Militär ist dabei, sich wieder die staatliche Gewalt anzueignen und zwar mit Repression, Propaganda und Manipulation. Wie kann es sein, dass einige ehemalige Liberale nun in den Krieg gegen die Muslimbrüder ziehen und dafür eine militärische Dikatur in Kauf zu nehmen bereit sind?
Wenn das Militär wieder die völlige staatliche Macht besitzt, kann man sich gut vorstellen, dass die auch alles dafür tun werden, um keine andere Meinungen aufkeimen zu lassen. Die Argumentationen gegen die Muslimbrüder weisen allerdings gewisse Parallelen auf zu den Argumentationen des Westens hinsichtlich einer Figur eines islamischen Terroristen. Wenn dann noch Menschen aufgehalten werden, mit islamistischen Aussehen(!), dann weckt das bei mir schon auch Assoziationen an rassistische Ideologien! Nur weil das Gros der Ägypter muslimisch ist, ist das keine Garantie, dass der Islam dort längerfristg nicht angefeindet werden könnte. Wenn dann Angriffe auf "terroristische Islamisten" noch legitimiert werden mit Argumentationen, die teils stark die des Westens ähneln, dann bin ich mir da nicht ganz so sicher, ob längerfristig der Islam in Ägypten auch nicht doch ein Feind werden könnte...