hallo,

Shakir, ich hoffe Du beziehst Deinen Frust oder genervt sein über Rechtfertigungszwang nicht auf diese Diskussion hier im Forum. Diese empfinde ich nämlich ausnahmsweise mal als sachlich, fruchtbar und gegenseitig wertschätzend. Vermutlich ist sogar der Salbader letztlich eine -wenn auch eidgenössisch-eigentümliche Form der Wertschätzung wink

Ich selbst kenne diesen Rechtfertigungszwang übrigens auch, wenn es darum geht, dass ich mal wieder vorhabe, ein islamisches Land - natürlich meistens Marokko - zu besuchen.

Wenn ich denen dann erkläre, wie ich den Islam in Marokko erlebe, nämlich als sehr friedlich, tolerant, irgendwie auch sinnlich und alles andere als fanatisch und gewalttätig (Ja Shakir, da schwingt eine Portion Bewunderung - und auch durchaus ein bisschen Neid mit) , wird das nur teilweise geglaubt. Da beherrschen halt Bilder von fanatischen Massen, die "Tod den Ungläubigen!" skandieren oder "nieder mit Israel" oder Aussagen eines iranischen Präsidenten, der Hitler nicht so ganz verkehrt findet oder die Nachricht, die ich gerade während des Ramadan gesehen habe, dass ein 14-jähriger Junge in Syrien von Islamisten vor seiner Mutter hingerichtet wurde, weil er angeblich den Propheten beleidigt hatte die Wahrnehmung. Das ist eine Seite des Islam, die es halt leider auch gibt.

Da liegt das Problem: Es gibt eben nicht DEN Islam, sondern eine Vielzahl von Auslegungen desselbigen. Ihr sagt natürlich und zu Recht: "Das alles mit den Extremisten hat mit uns und unserer Religion nichts zu tun". Für eine nicht ganz unerhebliche Anzahl von Menschen scheint es allerdings schon etwas damit zu tun zu haben. Vor diesem Hintergrund ist wohl ein gewisser Rechtfertigungsdruck für Euch verständlicherweise doof, weil Du, Jasmin, Merlina, Ayoub, Najib, Chadidscha, die meisten Marokkaner, Tunesier, Türken und Libanesen anders sind, andererseits aber auch nicht zu vermeiden, weil es halt auch Afghanistan, Saudi-Arabien, Pakistan und Mali gibt, also Gegenden mit null Toleranz und gleich "Rübe ab".

Jasmin
Ich glaube nicht, dass in Deutschland nur der Islam kritisiert wird aber nicht das Christentum und Judentum. Gerade im Palästinenserkonflikt steht nach den Umfragen die ich kenne eine Mehrheit der Deutschen hinter den Palästinensern, nicht hinter Israel.
Das Christentum bekommt wegen der Kreuzzüge bis heute sein Fett weg. Und über George W. Bush, der ja seine Kriege auch im Namen Gottes führte ist massive Kritik ja zu Recht quer über den gesamten Globus erfolgt. Ich habe übrigens alles amerikanische boykottiert, so lange Bush dran war, zumindest soweit ich es wusste dass es amerikanisch war (Habe also fleißig Mekka-Cola getrunken. Gibt's das übrigens noch?)

Die Tradition des Glockenläutens als Warnung vor dem Türken kenne ich nicht. Könnte man heute aber leicht in einem ganz anderen Licht sehen...
Ich glaube wir sehen in den Glocken lieber lediglich die Glocken und nichts anderes. wink

Ich glaube auch nicht dass der Islam insgesamt kritisiert wird sondern vor allem die erwähnten extremen Abartigkeiten. Und die müssen auch kritisiert werden.
"Der Islam gehört zu Deutschland" ist bestimmt nicht nur die Meinung einer unbedeutenden Minderheit.
In diesem Sinne und in der Hoffnung nicht als Belehrer angesehen zu werden
LG Lothar


Last edited by lodrice; 19/07/13 05:22 PM.