Es tut mir sehr leid, dass du eine so schlechte Erfahrung hattest. Ich kann deine weichen Knie nachvollziehen, da es mir im Jahr 1991 sehr ähnlich ging.
Aber …
hast du denn vorher keinen Reiseführer gelesen? Du schreibst oben: „Die ganze Tour führte uns also durch eine Hauptverkehrsregion und nicht durch irgend welche abgelegenen Bergpfade“.
Ganz stimmt das nicht. Du bist nicht durch eine Hauptverkehrsregion gefahren, sondern durch eine gefährliche Gegend, vor der in jedem Reiseführer gewarnt wird. Marokko ist ein sehr großes, in allen Regionen sehr unterschiedliches Land, schon bedingt durch seine Geschichte und die vielen verschiedenen Stämme, die es besiedeln. Und das Rifgebirge, und da gerade die Straße von Chefchaouen nach Ketama sowie von Ketama nach Taounate, sind berüchtigt, da man dort häufig versucht, das erzeugte Haschisch gewaltsam an den Mann zu bringen. Nicht nur die Reiseschriftsteller wie ich einer bin warnen, sondern auch das Auswärtige Amt. Szenen wie diese hatte ich in meinem Buch beschrieben.
Aber gerade dieses Jahr im Mai bin ich wieder hingefahren. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man wie ihr fröhlich und naiv dort hinkommt und dann dermaßen verfolgt wird ohne zu wissen, wie einem geschieht. Oder wenn man voll im Bewusstsein, was auf einen zukommen kann, dorthin fährt. Ich hatte mich also seit 1991 nicht wieder dorthin getraut. Und dieses Jahr, um mein Buch zu aktualisieren, bin ich natürlich extra hin, um zu sehen, wie es nun läuft.
Ich bin die Straße über Oued Laou gefahren und dann einige km vor Ketama auf die N 2 gestoßen. Und ich war erstaunt, wie ruhig es diesmal zuging. Es hat mich niemand verfolgt, niemand zum Anhalten gezwungen. Einmal habe ich selbst wegen der schönen Landschaft angehalten, in der Ferne parkte ein Auto, und als ich merkte, dass die Männer einsteigen und in meine Richtung fahren wollten, fuhr ich einfach weiter. Aber auch hier, keine Gewalt.
Ich bin dann nach Ketama rein, auch dort an jeder Ecke 100 Haschischhändler, die riefen, Amigo, Haschisch. Aber das wars, sonst nichts. Ich fuhr dann weiter nach Alhoceima und an der Straße war wieder nichts los.
Ich will damit dein Erlebnis nicht herunterspielen, ich glaube dir und verstehe deine Angst. Aber mein Erlebnis war auch so, wie ich es erzählt habe. Und betroffen ist nur diese Region, Alhoceima ist dagegen völlig ruhig. Ich war dann noch in Saidia, Tata und Berkane und war total begeistert über die Freundlichkeit der Leute dort und ihre Zurückhaltung.
Du musst ganz sicher nicht mein Buch kaufen, der Markt ist groß, es gibt viele gute Reiseführer, aber Marokko ist kein Land wie Deutschland oder Spanien, es hat eine sehr andere Kultur und Bedingungen und man muss sich gut vorbereiten.
Schade, dass du nun so in die Flucht geschlagen wurdest.


Gute Fahrt
Edith

Edith-Kohlbach-Reisebücher