......einmal Marokko und schnell zurück !
Hallo liebe Marokko-Experten
Bisher habe ich mir als Leser hier nur einige Informationen für eine bevorstehende Marokko-Reise geholt, vor allem auch über die Sicherheit einer solchen Reise. Nun möchte ich im Anschluss an diese Reise meine Erfahrungen hier wieder geben.
Ich wohne mit meiner Frau in Alicante/Spanien und wir hatten kurzfristig in Gibraltar zu tun. Da wir schon früher eine Marokko-Reise vor hatten, planten wir über Ceute nach Marokko einzureisen und im Norden über Chefchaoun und Al Hoceima bis nach Melilla zu fahren um von dort aus wieder nach Almeria über zu setzen.
Doch dazu kam es nicht.
Wir verbrachten 2 schöne Tage im Norden von Marokko in Tetouan und Chefchaouen. Das Basar- und Altstadt-Leben hat uns begeistert.
Das man ständig jemanden an der Fersen hat, der die Hand aufhält, daran hat man sich ja schnell gewöhnt und ist eben in vielen derartigen Ländern so. Wir verbrachten die ersten beiden Nächte im Ibis-Hotel gleich hinter der Grenze und die zweite Nacht in einem preiswerten Hotel in Chefchaouen.
Die Reise sollte am 3. Tag im Norden weiter gehen durch das Rif-Gebirge bis ins etwa 200 Kilometer entfernte Al Hoceime führen. Hier wollten wir übernachten und später Richtung Melilla weiter fahren. Die ganze Tour führte uns also durch eine Hauptverkehrsregion und nicht durch irgend welche abgelegenen Bergpfade.
Wir machten uns um etwa 11 Uhr morgens mit unserem VW-Golf, spanisches Kennzeichen, auf den Weg in das kurvenreiche Rif-Gebirge. Unterwegs waren immer wieder Kinder und Erwachsene am Straßenrand, die uns zum Anhalten aufforderten und auch noch hinter uns Gesten machten, offensichtlich nicht weiter zu fahren. Wir fuhren jedoch unbeirrt weiter, da wir dies nur als Betteleien auffasten.
Als wir etwa 30 Kilometer im Gebirge waren und kein Mensch zu sehen war, stieg ich aus dem Auto um ein Foto von der schönen Landschaft zu machen.
Plötzlich kam aus der Gegenrichtung ein Renault mit 2 Marokkanern, fuhr langsamer und sie schauten zu uns herüber. Etwa 20 Meter hinter uns drehte er um und stand plötzlich hinter unserem VW.
Der Fahrer faselte irgend etwas in arabisch und französisch und ich bat ihn auf spanisch doch weiter zu fahren. Da er das nicht tat, setzte ich mich vorsichtshalber wieder ins Auto und fuhr weiter. Im Rückspiegel sah ich, wie er wieder drehte und seine Fahrt in seine vorherige Richtung fortsetzte. Der Fall war damit für uns eigentlich erledigt, für etwa 3 Minuten.
Dann tauchte plötzlich von hinten ein schwarzer Mercedes auf, in dem ebenfalls 2 Männer saßen. Der Mercedes überholte jedoch nicht, sondern machte wild Lichtzeichen mit seiner Lichthupe und forderte uns mit dem rechten Blinker auf, rechts ran zu fahren. Natürlich befolgte ich dies nicht, fuhr jedoch mittlerweile etwas nervös weiter. Mal etwas schneller, mal etwas langsamer. Er blieb jedoch hinter uns. Ich hielt dann an und der Mercedes ebenfalls hinter uns. Als der Fahrer ausstieg gab ich Gas und gewann erst einmal etwas Abstand.
Der Fahrer sprang jedoch wieder in den Wagen und der Mercedes blieb hartnäckig mit Lichthupe und Halteaufforderung hinter uns. In einem günstigen Moment ließ ich ihn überholen, da die Bedrängung von hinten mir zuviel wurde und es mir günstiger erschien, ihn vor mir zu sehen.
Nun tauchte von hinten plötzlich wieder der Renault auf, ebenfalls mit wilder Lichthupe und rechts-Blinker. Wir hatten jetzt also ein Auto mit 2 Marokkanern vor uns und einen hinter uns und fühlten uns in der uns unbekannten leeren Bergregion gewaltig bedroht.
Wir schienen uns im Glück, da gerade ein Dorf auftauchte. Doch das Dorf war ein Schrecken, etwa 1.000 Jahre im Rückstand. Ca. 100 Personen waren zu sehen, nur Männer die keinen freundlichen Eindruck machten. Kein Kind, keine Frau auf der Straße. Der Renault verschwand plötzlich in einer Seitenstraße.
Da wir den Mercedes noch vor uns hatten, drehte ich blitzartig und fuhr in die Gegenrichtung bis zum Dorfanfang wieder zurück, in der Hoffnung, der Mercedes würde nun auch verschwinden. Der Mercedes drehte jedoch ebenfalls und raste hinter uns her. Da ich das Dorf trotzdem nicht verlassen wollte (wir waren hier wenigstens nicht allein), drehte ich erneut und fuhr wieder in unsere ursprüngliche Richtung. Der Mercedes drehte ebenfalls und wieder hinter uns her.
Wieder am Dorfausgang angekommen, hielt ich es für keine gute Idee, weiter in die uns unbekannten und einsamen Berge zu fahren. Es lagen laut Straßenkarte ca. 70 Kilometer vor uns, bis zum nächsten Ort, Ketama. Ich hielt also am Dorfausgang an, der Mercedes überholte und stellte sich schräg vor uns, so dass uns die Weiterfahrt abgeschnitten war. Verständlich, dass meine Frau zwischenzeitlich höllische Angst hatte. Mir ging es nicht viel besser, war äußerlich zumindest ruhig.
Der Fahrer stieg aus und kam an unsere Fahrertür. Ich drehte die Scheibe etwas herunter und fragte auf spanisch was er wolle. Er antwortete mit kalter Stimmer etwas von Arbeit, die er brauche und wolle mir sein Haus zeigen, welches etwa 2 Kilometer entfernt sei und zeigte in die Richtung aus dem Dorf heraus.
Nun, da alles keinen besonderen Sinn ergab und wir hier keine Einladung zum gemütlichen Pfefferminztee schlürfen vermuteten, ging ich scheinbar auf seine Bitten ein und zeigte in die Richtung seines Autos. Eine Weiterfahrt in unsere vorgesehene Richtung erschien mir jedoch nicht mehr empfehlenswert. Bevor der Fahrer wieder in seinem Mercedes Platz nehmen konnte, hatte ich schon den Rückwertsgang eingelegt, 2 Meter zurück und anschließend nach vorne gewendet.
Der Mercedes-Fahrer bestand jedoch offensichtlich auf seine etwas ungewöhnliche Einladung und drehte ebenfalls. Blitzschnell hatten wir ihn wieder hinter uns, mit Lichthupe und Blinker bedrohte er uns weiterhin.
Was folgte war eine etwa 10 Kilometer filmreife Verfolgungsjagd durch die marokkanische Bergwelt. Da ja auch noch andere Autos unterwegs waren, versuchte ich immer, dass ein Auto zwischen uns und den Verfolgern war. Erstaunlicherweise holten sie jedoch mit einer unglaublichen Hartnäckigkeit immer wieder auf. Letztendlich gelang es mir jedoch bei 80 bis 100 km/h durch die Kurven die Verfolger abzuschütteln, da sie mit ihrem etwas schwerfälligen 200er Diesel gegen einen VW-Golf im Gebirge wenig Chancen hatten, auch wenn sie ihren Heimvorteil nutzen konnten.
Wir sind schweißgebadet und mit Angst in den Knochen wieder in Chefchaouen angekommen und mussten uns erst einmal beruhigen. Da uns der Weg nach Al Hoceima nun abgeschnitten schien und wir nicht den riesigen Umweg über Fes in Kauf nehmen wollten, welcher uns nach diesem Erlebnis auch nicht viel sicherer erschien, haben wir schnell noch das übrige Geld in Souvenirs investiert und sind dann auf dem kürzesten Weg zur Grenze nach Ceute zurück. Am selben Abend erreichten wir noch ein Fähre und haben um ca. 22 Uhr wieder europäisches Festland erreicht.
Unsere weiteren Pläne für Marokko sind nach dieser Erfahrung mit dem fluchtartigen Verlassen des Landes erst einmal gestrichen.
Wen ich da hier die Kommentare alle lese, wie sicher es doch in Marokko sei, vielleicht können mich dann die Experten mal aufklären, was passiert wäre, wenn wir der „Einladung“ tatsächlich gefolgt wären oder uns die Verfolger in den Bergen gestellt hätten........