Die Beschneidung im Heimatland ist aber nichts grundsätzlich Schlechtes. Es ist nicht so, dass nur in Deutschland eine schmerzfreie Beschneidung möglich ist, sondern auch in den Heimatländern. Najib, Deine Söhne sind doch auch in Marokko beschnitten worden? Erinnere mich jetzt nicht. In Marokko hat man heutzutage die Wahl zwischen einem traditionellen Beschneider ( billiger) und einem Arztbesuch (teurer), wo angeblich völlig schmerzfrei und mit Laser gearbeitet wird.
In der vorherigen Generation war es eben üblich, zum Friseur zu gehen, und dort die Beschneidung machen zu lassen. Diese war dann auch schmerzhaft. Aber diese Zeiten sind vorbei, soweit ich weiß.
Ich glaube auch kaum, dass das Urteil des Landgerichts Köln für Muslime wichtig ist, denn die Beschneidung ist doch mit einem Fest verbunden, das die meisten wohl sowieso eher im Heimatland feiern wollen werden.
Ich kann mich über das Urteil nicht aufregen. Solche Dinge gehören zum Recht des jeweiligen Landes. Ich kann beide Seiten verstehen und finde äußere Dinge immer nicht so wichtig. Man kann aber durchaus über eine Änderung von bestehenden Dingen nachdenken, meine ich. Heutzutage ist es selbstverständlich, dass man versucht, die Beschneidung von kleinen Mädchen auszumerzen. Für viele Volksgruppen gehört sie aber immer noch dazu und eine Änderung ist für sie ein Unding. Es steckt immer ein gewisser Zeitgeist hinter der Ablehnung oder Abschaffung eines Ritus. Alle Riten dienen der Zuordnung, der Zugehörigkeit zu einem Volk oder einer ethnischen Gruppe. Das kann ein Kopftuch sein, die Beschneidung, Tätowierungen, riesige Ohrläppchen, ein Giraffenhals, Hängelippen, Schläfenlocken, ein Irokesenschnitt, Vollbart, man kann die Liste auch noch fortführen.

Wem es wichtig ist, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören, dem werden auch diese äußeren Zeichen wichtig sein und er wird sie auch realisieren.