Schönes Foto, Najib.

Zum Thema "Judenfeindlichkeit" (wer hat denn diesen Begriff kreiiert als Threadtitel in einem Marokko-Forum?) etwas off topic:

im Gefolge des Arabischen Frühlings (aus dem es noch ein böses Erwachen geben wird) habe ich in Marokko die Befürchtung geäussert, daß der marokkanische König hoffentlich bei guter Gesundheit ist und bleibt, daß er einen guten Personenschutz hat und daß es ihm gelingen möge, keinem agent provocateur aufzusitzen, der ihn in einen Konflikt um die Westsahara treibt - Algerien wäre da durchaus fähig dazu (Afulki dazu lesen hier im Forum!).

Die verblüffende, für mich völlig unerwartete Reaktion meines Gesprächspartners war: "nein, das wird nicht passieren. Wir sind von den Juden geschützt!" Hä?! Wenn man hier in diesem Thread nachliest welchen Einfluß Juden angeblich weltweit haben sollen (nicht nur in den USA) und dann in Rechnung stellt, daß Marokko eines der wenigen Länder weltweit war, das keine Juden in die Konzentrationslager geschickt hat, außerdem berücksichtigt, daß der König seit eh und je einen Juden als Berater hat und darüberhinaus das einzige arabische Land, das gute Beziehungen zu Israel unterhält (Marokko hat den iranischen Botschafter vor die Türe gesetzt etc.) - dann ergibt die Aussage "wir sind von den Juden geschützt" doch einen Sinn.

Josi

Zu Algerien empfehle ich das Buch eines BBC Journalisten ( Fergus Fleming ): "Trikolore über der Sahara" - das auch Marokko ausführlich behandelt und wie von der BBC nicht anderes zu erwarten, faktenreich, spannend und absolut neutral geschrieben ist. Die Quintessenz geht so: niemand hat es je geschafft die Wüstensöhne zu besiegen. Aus dieser Dokumentation stammt auch der Hinweis, daß in diesen Ländern ein Fremder vor 150 Jahren noch umstandslos umgebracht worden ist - in den meisten Fällen sah man in ihm schlicht und einfach einen Spion (soviel für die Expats, die sich mit Blitz im Hüftgelenk glauben genügend ausgerüstet zu haben).

Zitat: "Die Menschen glauben die Wüste zu kennen. In Wirklichkeit kennt niemand sie."

Die Sahara ist die größte Wüste der Erde, bis heute geheimnisvoll, bis vor gut 100 Jahren beinahe restlos unerforscht, aufgeteilt zwischen der kolonialen Großmannssucht der Italiener, Engländer und Franzosen. Gelegen zwischen Marrakesch und Khartoum verbergen sich inmitten wandernder Sanddünen paradiesische Oasen und unermesslicher Reichtum, ein Leben in Überfluss, goldene Städte, Wüstensand voller Smaragde. Davon zumindest berichteten Reisende, die den angeblichen Trip durch den feindseligen Sand unter der sengenden Sonne und die Übergriffe der kriegerischen Tuaregs und anderer Nomaden überlebt hatten, davon träumten tollkühne Forscher, eifrige Missionare, gelangweilte Offiziere, militärische Karrieristen, größenwahnsinnige Staatsmänner, darauf hofften vagabundierende Glücksritter.

Und die Pläne schossen in den Himmel: eine Transsaharabahn sollte die Wüste durchqueren (um die Schätze nach Europa zu bringen), Flüsse wie der Niger sollten umgeleitet werden, um sie zu bewässern, ein Deutscher wollte gleich das ganze Mittelmeer trockenlegen, um die Wüste in ein blühendes Binnenmeer zu verwandeln. Und die Franzosen wollten mit der Sahara ihr Weltreich vervollständigen, vom Mittelmeer bis zur Elfenbeinküste.


Der vorletzte Satz ist doch köstlich:

die Deutschen wollten das Mittelmeer trockenlegen....

Last edited by Josi; 14/06/12 10:03 AM. Reason: Mittelmeer trockenlegen