Hallo Borgward,
ja ich bin auch der Meinung, dass ausserhäusliche Kinderbetreuung einen positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben kann, vorausgesetzt, dass sie eben qualitativ hochwertig ist. Nicht nur in Fällen wo Kinder in prekären Familienverhältnissen aufwachsen kann diese ausserfamiliäre Kinderbetreuung positiv sein, sondern auch für Kinder die in einem "gesundem" Familienklima aufwachsen, denn an diesen Orten werden, wenn die Betreuung qualitativ gut ist, die kognitiven als auch die sozialen Fähigkeiten der Kinder gefördert.
Bei Kindern die aus prekären Familienverhältnissen kommen, ist das besonders hilfreich wenn sie täglich einen Lebensort haben in dem zum Ausgleich ein gesundes Klima herrscht und sie eine ausserfamiliale Bezugsperson haben.
In der psychoanalytischen Pädagogik wird zB davon ausgegangen, dass Neurosen meist ihren Ursprung in der Kindheit haben. Hierbei sind aber nicht einschlägige Erfahrungen alleinige Ursache, sondern die Wiederholungsreihe, dh. es müssen sich negative Erfahrungen und Erlebnisse über die Kindheit wiederholen, damit sich eine Neurose entwickelt. Wenn also ein Kind immer und immer wieder, in Familie und im ausserfamiliären Bereich, Verwahrlosung, Missachtung oder Gewalt etc. erfährt, dann ist das Risiko viel viel höher, dass es psychische "Störungen" entwickelt als wenn es "nur" einschlägige negative Erfahrungen in diese Richtung macht. Es werden ja zB Menschen die in ihrer Kindheit Opfer von Gewalt waren, später selbst häufig zu Gewalttätern. Allerdings sind es "nur" 30 Prozent die später selbst gewalttätig werden, von denen die in der Kindheit misshandelt wurden. Laut Diepolt, Barbara und Cierpka, Manfred (1997:Gewaltzirkel: Wie das Opfer zum Täter wird) finden circa 70 Prozent andere Wege die Erfahrungen zu verarbeiten und werden nicht selbst gewalttätig.
Fragt man nach den Gründen warum diese 70 Prozent nicht gewalttätig werden, so gibt es laut Diepolt und Cierpka einige Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen. Solche Menschen hatten meist in ihrer Kindheit mindestens eine Person an die sie sich mit Kummer und Sorgen wenden konnten.
Auch andere, neue positive Beziehungserfahrungen in der Jugend oder Unterstützung durch eine neue soziale Umgebung können hilfreiche Faktoren sein für ein eigenes gewaltfreies Leben. Ebenso eine auffangende Liebesbeziehung oder Ehe oder die Aufnahme in eine Schwiegerfamilie spielen eine Rolle bei der Unterbrechung von Gewaltmustern.
Lässt also schlussfolgerm, dass neben der Familie auch die Gesellschaft immense Einflüsse auf die Entwicklung der kindlichen Psyche und Persönlichkeit hat. Und wohl, dass ebenso negative Erfahrungen in der Gesellschaft einen negativen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben können..
LG
Last edited by choppy; 21/04/12 11:52 PM. Reason: Fehler korrigiert