Religion bedeutet Anbindung und oberflächlich betrachtet wird dies oft mit einem Verlust von Freiheit gleichgesetzt, oder als eine Art Knechtschaft angesehen, wie ethomas es auszudrücken beliebt.
Ich denke, daß dies einer der Widersprüche des Lebens ist, die jeder für sich selbst auflösen muß. Manchmal erlangt man durch die Bindung an etwas oder jemanden eine Freiheit und manchmal auch durch den Verzicht auf etwas.
So hoffen doch z.B. alle Eltern durch die Liebe, Geborgenheit und die Werte, die sie ihrem Kind vermitteln, einen Menschen ins Leben zu entlassen, der angstfrei und aufrecht seinen Weg geht. Ohne diese liebevolle Bindung ist das vielleicht nicht unmöglich, aber schwer.
Ähnlich verhält es sich doch auch mit der Religion und ein Bedürfnis nach Religion wohnt den Menschen inne, nicht umsonst haben sich selbst die Kommunisten (als überzeugte Materialisten) quasireligiöser Formen und Strukturen bedient. (Personenkult, Riten, Ikonen etc.)
In dem ich mich meiner Religion verbunden fühle und in den anderen Gläubigen einen Rückhalt erfahre, kann man sich sicherer im Leben bewegen. Ein Teil der Sinngebung des Lebens und der Verhaltensregeln übernimmt der Gläubige eben aus seiner Religion, Teils aus Vernunftsgründen, zum Teils aus Tradition (Vorausgehende Generationen haben das als bewährt erachtet.), Teils als Zeichen der Demut oder einfach der Gruppenzugehörigkeit.
Niemand wählt seine Religion nach dem attraktivsten Jenseitsvorstellungen oder nach dem Kleingedruckten (Werde ich mit Zahnbürsten geschlagen? Muß ich in der Gemeinde schweigen? Darf ich Kühe essen oder Fleisch und Käse gleichzeitig?)
Ich finde es, aber wichtig, daß man seine Religion oder eben nicht Religion selbstbestimmen kann, was wäre sie sonst wert?
Der Freiheitskult, das heißt die Verherrlichung des Lebensgefühls der Freiheit, sind doch oft bloß leere Worthülsen, was der tolle ethomas Freund ja auch gerne selbstherrlich bei einem Glas Rotwein, halt nicht aus der Toskana aber aus Japan, postuliert. (z.B. "Visa, diese Freiheit nehme ich mir." oder der "Marlboro-Man" etc.)
Wenn ich die Wahl hätte, dann hätte ich vielleicht lieber durch Frondienst zum Bau einer dieser Kathedralen beigetragen als mittelbar zum Bau eines Kernkraftwerks, was zwar auch einige Generationen überdauern wird, aber im Gegensatz zu solchen Bauwerken, die neben der Unterdrückung, die sie sicher auch verkörpern, eben auch auf etwas Höheres verweisen und die Schönheit des menschlichen Genies widerspiegeln, dem bloßen Materailismus huldigt.
Menschen ohne Bindungen, sei es an Religion, Familie oder ihre Heimat sind jedenfalls prima Schachfiguren und einfach multifunktionelles Humankapital.