Hallo!
Viele Beiträge gehen hier an der Sache vorbei. Was ist, wenn die Frau (Saida) unter Androhung von Gewalt in eine Verwandtenehe gezwungen wird. Wie kann sie sich dagegen in Marokko zur Wehr setzen ? Es gibt doch selbst in Deutschland zahllose Fälle, die immer wieder in die Presse kommen, daß dies viele Frauen nicht können und zwar bereits in Deutschland. Kann sich eine Frau denn in Marokko leichter und erfolgversprechender gegen eine Zwangsheirat wehren ?
Da sind doch manche Beiträge reichlich naiv.
"Sie müßte einfach "nein" sagen ???"
oder
"Wenn sie wirklich wollte, würde sie "Nein" sagen und mich heiraten ????"
Ja, wirklich ! Alles easy !
Schon in Deutschland und für Deutsche ist der Bruch mit der Familie für viele nicht einfach, warum sollte es für eine Marokkanerin einfacher sein ? Ich hätte auch nicht so ohne weiteres mit meiner Familie brechen wollen.
Und wer würde ihr dann in Marokko helfen ?
Da wären selbst mir die Hände gebunden, weil ich als Deutscher eben nicht wie ein Marokkaner sie blitzartig hätte heiraten können und unverheiratet könnte ich ihr nur sehr schwer Schutz bieten. Sie dürfte ja bis zur Heirat noch nicht einmal mit mir zusammen wohnen !
Da muß ich sagen, daß in Marokko selbst zumindest in meiner Umgebung Verwandtenehen unter Zwang viel kritischer gesehen werden denn im Forum. Sehr viele sagen große Probleme in dieser Ehe und eine baldige Scheidung voraus. Auf jeden Fall sind solche unter Zwang eingegangene Verwandtenehen unter Marokkanern als "Dauerärger" bekannt.
Auch ist klar, daß der Druck in solchen Verwandtenehen extrem hoch ist. Saida hatte bereits mehrere andere Heiratsangebote ausgeschlagen. Bei einer Verwandtenehe geht dies aber nicht so leicht. Da muß sich die Frau mit vielleicht einem Dutzend Familienmitgliedern auseinandersetzen und rechtfertigen, warum sie den Cousin nicht heiraten möchte. Es ist zumindest für mich nachvollziehbar, daß dies der Streß pur ist. Zumal eine leicht zu ergreifende Fluchtmöglichkeit jedenfalls bei einem "Ausländer" nicht gegeben wäre. Als Marokkaner hätte ich sie einfach an die Hand nehmen können und wäre zum nächstbesten Adoul gegangen und die Hochzeit wäre geregelt gewesen. Die Papiere können noch nachgereicht werden.
Und bei Saida kommt ganz klar hinzu, daß sie Angst vor dem Vater und dem Bruder und dessen Aggressionen hat. Der Cousin und dessen Familie dürften da kaum liebevoller sein. Was soll man da in Marokko tun ?
Insofern es tatsächlich die katholische Kirche war, die Verwandtenehen untersagte, so ist dies aus meiner Sicht eine segensreiche Entscheidung gewesen. Nirgendwo ist der Druck auf die Frau aber auch den Mann so hoch wie in einer Verwandtenehe. Von "freier" Entscheidung kann da anders als bei einer Ehe unter Nichtverwandten in der Regel keine Rede sein, was nicht heißt, daß dies gelegentlich doch möglich ist. Die Gefahr ungeheurem Druck ausgesetzt zu sein, ist in einer Verwandtenehe sehr groß. Bei einer Verwandtenehe kann man nicht so leicht "Nein" sagen, ohne allergrößte Querelen befürchten zu müssen.
Smasakar