Hallo!

Möchte einmal ein kurzes Update geben. Die Idee mit dem Imam war gut, nur leider in meinem Fall zu spät. Ich hätte diese Idee haben müssen, bevor die Entscheidung des Vaters fiel. Tatsächlich läuft eine solche Zwangsheirat dann so ab, daß, sobald die Entscheidung des Vaters steht, in Windeseile geheiratet wird, da die dazu erforderlichen Papiere für Marokkaner im Gegensatz zu uns Deutschen SOFORT ausgestellt werden, d.h. Marokkaner können i.d.R. innerhalb von 2-3 Tagen heiraten. Saida wird ab morgen rechtskräftig nach marokkanischem Recht verheiratet sein. Am Sonntagabend sprach ich mit ihr noch über 1 Stunde über die Heirat mit mir !! So kraß und brutal geht dies in Marokko !!

Hinzu kommt, daß die Frauen sich häufig recht schnell in ihr Schicksal fügen. Sie sind ja von kleinauf darauf trainiert worden und zusammen mit der durch den Druck der Familie vermittelten Aussichtslosigkeit fügt man sich dann in sein Schicksal. Ich hatte Saida schon vor 3-4 Wochen geraten, die Familie zu verlassen, um dem Druck der Familie zu entgehen. Dies war noch bevor über Aid El Kebir die Zwangsheirat eingefädelt wurde. Dies geschieht über einen Verwandtenbesuch, der dann etwas länger als die üblichen 2-3 Tage dauert. Wenn die Verwandten länger als 1 Woche zu Besuch sind, deutet dies auf Zwangsheirat hin.

Es tröstet nur wenig, wenn man erfährt, daß es marokkanischen Männern genauso ergeht und es im Zusammenhang mit Zwangsheiraten immer wieder zu Selbstmorden und Morden kommt. Außerdem ist die Scheidungsrate bei solchen Ehen erhöht.

Die Heiraten im Süden von Marokko sind dabei so arrangiert, daß selbst Nordmarokkaner nicht die geringste Chance haben z.B. eine Frau aus Tiznit zu heiraten. Dies sind alles Informationen aus erster Hand, die ich im Zusammenhang mit meinem eigenen Leiden erfahren haben.

Jetzt muß ich wohl noch länger als gedacht in meiner Männer-WG leben.

Smasakar