Hallo Ela234,

Essaouira ist mit einem so kleinen Kind problematisch: ich war trotzdem eine Zeitlang auch mit kleinen Kindern zu dieser Zeit in Essaouira.

Das Problem ist der Wind:

die Kinder haben vom Sand verklebte Haare, knallrote Augen vom stetigen Reiben mit Sand, den der Wind ununterbrochen ins Gesicht bläst, sie können keine Sandburgen bauen, weil der Wind sie ihnen wieder wegbläst und es ist dann auch oft empfindlich kühl, frisch und die stetige Brise erzeugt eine elektrisch geladene Atmosphäre, die schon die Menschen in der Provence sprichwörtlich verrückt macht - noch mehr aber Kleinkinder in Essaouira Ende August.

In der Medina von Essaouira regiert darüberhinaus der Schimmel (= kein Antibiotika):

mit kleinen Kindern kann man sich da schon auch etwas Chronisches einfangen - einfach mal unter "Schimmel" und "Gefahr für Klein-Kinder" googeln und Du freust Dich nicht mehr an den (umwerfend) im Stil von 1001 Nacht dekorierten Riads und "Wohnungen von Privat". Oft sind die Besitzer dieser Riads (im ersten Überschwang gekauft/gemietet - als noch die Räucherstäbchen glühten) aus genau diesem Grund von Selbstnutzern zu Vermietern geworden. Die wirklich trockenen und sanierten Häuser sind teuer und deren leinenweiße Salons nicht wirklich geeignet für Nutellafinger von Kleinkindern: da hilft einem dann auch kein Bio-Label auf der Website weiter.

Taghazout ist Geschmackssache:

ich persönlich habe es erst lieben gelernt als ich mit Kleinkindern verreist bin. Es ist im Hochsommer gerammelt voll (wie ein brasilianischer Strand) mit marokkanischen Kindern, Musikern und europäischen Surfern/Hippies und Kiffern. Der Strand ist sanft ins Meer hineinlaufend, Kinder können in den brühwarmen Wellen stundenlang ohne blau zu werden baden und Kleinkinder können mitten im Wasser sitzen und Sandlöcher graben, die sich bei jedem Wellenschlag füllen und wieder leerlaufen. Das Strandleben ist für Kinder wie Kino und weil sowohl Hippies als auch Musiker als auch Surfer äusserst kinderlieb sind, wird der/die Kleine ständig gehätschelt, beschäftigt, mitgenommen, gefüttert und hat was zum Gucken.

Früher dachte ich, daß volle Strände etwas sind, was ich unbedingt meiden muß, seit ich Taghazout kenne, bin ich ein Fan von lautem, lebendigem Strandleben - besonders im August.

Aber auch hier Vorsicht mit den Internet-Buchungen:

hier im Forum gab es jahrelang einen Appartment-Anbieter, den ich fahrlässigerweise auch einmal genutzt habe. Das Bild sah wunderschön aus, das Meer direkt vor dem Balkon, das Haus angenehm marokkanisch und als wir die erste Nacht dort verbracht haben mussten wir es um drei Uhr fluchtartig verlassen - direkt unter dem Haus ging die Kanalisation ins Meer und es hat so unglaublich gestunken, daß man sich sicher sein musste, daß die Kinder die Nacht nicht überleben würden. Im selben Haus hatten andere Europäer auch per Internet gebucht und hatten bereits 14 Tage im Voraus bezahlt...

..sowohl Essaouira als auch Marrakesch als auch Taghazout haben ein Überangebot an Riads, kleinen Häusern, Zimmern und Wohnungen. Es dauert nie mehr als eine Stunde sich vor Ort etwas anzusehen: Orte ändern sich und man findet nicht mehr das vor, was man selbst noch vor einem Jahr selbst dort erlebt hatte - das gilt ganz besonders für die drei oben genannten Orte: in Marrakesch kann dann auch schonmal ein "gay-friendly" Schild am Haus hängen und man hat die ganze Nacht Pron-Gestöhne von nebenan und in Agadir findet man sich wieder in einem eingezäunten Ghetto, das Marokkanern verboten ist zu betreten: es sei denn, er/sie riskiert den Hijab heruntergerissen zu bekommen und auch als Frau Prügel zu beziehen von einem Hotel-Security.

Ich selbst empfehle deshalb keine Riads und keine Adressen: jeder Mensch hat andere Präferenzen und wenn man Kleinkinder hat, unterscheiden sich die Bedürfnisse erheblich von denen, die Ältere oder Alleinreisende ohne Kinder haben (von WoMo-Rentnern ganz zu schweigen: Mafra hat eigentlich Schmerzensgeld verdient).

Warum in die Ferne schweifen

Im übrigen würde ich die Familie des Mannes konsultieren und auf deren Ortskenntnis vertrauen. Sie widersprechen einem nie, wenn man eigenmächtig glaubt es besser zu wissen, aber wenn man dann fix und fertig mit drei Kleinkindern in Schlafanzügen mitten in der Nacht daherkommt, weil es unerträglich stinkt, dann lachen sie sich kaputt: das hätten sie uns vorher sagen können.

Wer seinen Sicherheitstunnel nicht verlassen will, der sollte halt nicht nach Marokko fahren, sondern nach Mallorca (nichts gegen Mallorca).

Josi