nach soviel zu- und widerspruch hier nun unsere naechsten eindruecke und erlebnisse:

sechster tag: mit einem ueberfuellten, klapprigen bus lassen wir das beschauliche essaouira - uebrigens ein mekka des rock&roll; der heilige hendrix war hier, die genialen doors ebenso und die rolling stones auch - hinter uns und erreichen - nachdem wir unterwegs das wahrscheinlich dreckigste und stinkendste klo unseres lebens besucht haben - schliesslich doch sicher in marrakesch. die stadt ist gaenzlich in rotbraun getuencht, umgeben von den bergen des atlas. die sonne brennt.
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wir beziehen am djamma el fna - dem platz der gehaengten - quartier und lassen zunaechst von der dachterasse aus das lebhafte gedreange aus sicherer entfernung auf uns wirken. gerade werden im zwielicht der abenddaemmerung die ganzen garkuechen aufgebaut. wenig spaeter sitzen wir dort, bestellen wonach uns geluestet, muessen jedoch feststellen: gleiches haben wir schon reichhaltiger, billiger und leckerer bekommen, es ist vor allem das drumherum was dieses spektakel zu einem erlebnis macht und deswegen von jedem marrakesch-touristen wohl auch mal ausprobiert werden sollte.
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nach dem arabischen abendmahl lassen wir uns in der menschenmenge treiben. ueberall buhlen obskure zauberer, gaukler, schlangenbeschwoerer, musiker, wassertraeger, schuhputzer und bettler um aufmerksamkeit in form von klingender muenze. eine kleine koenigin der nacht nimmt meine hand und malt mit henna einen skorpion, der mir - ihrem bekunden nach - glueck bescheren soll. ich sage NO, bin aber doch zu betoert, um mich gleich wieder entziehen zu koennen und muss dann natuerlich fuer mein - kurzes - glueck bezahlen. da ich kein marokkanisches kleingeld habe, zahle ich in euro und wische den skorpion - der ueberhaupt nicht wie einer aussah -wieder ab.
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nachts ist uns mal wieder in den sinn gekommen, ein bier trinken zu wollen, was aber ziemlich enttaeuschend endet. An der ersten Bar weisst ein tuersteher einen arabisch aussehenden jungen mann freundlich aber konseqent ab, wir werden ohne nachfrage eingelassen. da es uns hier nicht gefiel, gehen wir weiter in ein nobelrestaurant mit live-musik auf der mohammed 5 in naehe des place de la liberte - und wollen gleich wieder raus. ein kleines bier kostet fuenf euro, die band spielt nichts traditionelles marokkanisches, sondern schnoeden, suedamerikanischen 0815-salsa, wie er auch in unserem lande in jeder dritten bar zu hoeren ist. draussen vor der tuer betteln kinder um ein paar dirham und drinnen geniessen reiche europaeer das schoene leben. der bierdurst ist uns vergangen. nuechtern und ernuechtert schlafen wir ein.
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siebenter tag: wieder stahlender sonnenschein und wolkenloser himmel. wir schlendern reizueberflutet durch die medina. das so faszinierende - wie gleichsam verstoerende - an marokko scheinen uns die frappierenden gegensaetzlichkeiten und doppelmoralitaeten zu sein: auf den strassen fahren teure mercedes-limusinen ebenso wie eselkarren; wir treffen verschleierte frauen ebenso wie stoeckelnde damen in miniroecken; viele - vor allem alte - maenner tragen ihre traditionellen kutten und kappen, andere - vor allem juengere - burschen hingegen kleiden sich in westlicher marken-manier; alkohol - die volksdroge der westlichen welt - ist nur schwer zu bekommen, waehrend hingegen haschisch - die leckere marokkanische schokolade - dauernd angeboten wird; hier stinkt es nach pisse und gleich daneben duftet es nach rosen; in den internetcafes glotzen nicht wenige marokkaner gebannt auf seiten mit eindeutig sexuellem/pornografischem inhalt, auf denen schwaenze gelutscht werden und dass sperma nur so spritzt. wir klicken die seiten weg und checken unsere emails.
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mit dem nachtzug fahren wir nun wieder zureuck nach tanger, dem ausgangspunkt und ende unserer kleinen, interessanten reise, wo wir nun noch zwei tage das stadt- und nachtleben erkunden werden.


m.