Mir scheint diese Aussetzung in der Wüste - die ja wohl revidiert wurde - eher ein politisch gewolltes Medienspektakel. Als Botschaft an die, die noch auf den Marsch wollen: es lohnt sich nicht mehr.
Ein Boykott Marokkos wäre auch sinnlos, weil es ja nicht die Ursache des Problems träfe. 500 Jahre Ausbeutung Afrikas durch Europa und Amerika hat nun mal Spuren gelassen.
Fakt ist doch, daß der große Marsch schon über ein Jahrzehnt läuft, vor 13 Jahren bekam Marokko Mittel der EU, um die Außengrenzen zu sichern, seither ist die gesamte Mittelmeerküste von Militär gesäumt. Seit 2005 ist auch im Süden Einwandereralarm, viel Personal ist damit beschäftigt, die grenznahen Wüstengebiete in Regionen zu überwachen, wo im Vorjahr nichts derartiges zu Beobachten war.Marokko gibt sich also sichtlich Mühe, den Immigrantenfluß zu kontrollieren.
Und mal genau betrachtet: Grenzwall stürmen ist schon grob unhöflich, genau betrachtet handelt es sich um gewaltsames Eindringen. Ich verstehe zwar absolut die Beweggründe und habe wirklich Mitgefühl für die Menschen, die sich auf den Marsch machen - wenn ich könnte, würde ich ihnen allen helfen

- aber wenn einer uneingeladen über meinen Zaun auf mein Privatgrundstück steigt, verläßt mich mein Pazifismus.
Das Problem ist komplex und ich bin froh, nicht in der Verantwortung zu sein, eine Lösung finden zu müssen.
Warum also soll ich Marokko boykottieren? Wegen einer - mglw. aus Überforderung resultierenden - Fehlentscheidung? Würden die Industrieländer ihr schon lange gegebenes Versprechen, 0,7 % vom BSP in die Entwicklungshilfe zu geben, endlich mal realisieren, dann könnte den Leuten vor Ort geholfen werden.
Prügelnde Polizisten gibt es auch in Deutschland - die Lebenserfahrung zeigt, daß auch bei uns mit Vitamin B Unmögliches möglich wird.....
Auch wenn ich absolut nicht christlich orientiert bin: den Spruch von wegen wer ohne Schuld ist der werfe den ersten Stein, den finde ich gut
Gruss
Barbara