Wo und wie lange warst Du denn in Syrien?
Hallo Marsmouse,
Ich war das erste Mal fünf Wochen zum Arabischlernen in Damaskus, dann zehn Wochen zum Deutschunterrichten an der Uni Aleppo und dann nochmal ein dreiviertel Jahr vor allem in Damaskus zum Arabischlernen. Ich bin aber auch im ganzen Land herumgereist und war auch öfters in Beirut und auch in Jordanien.
Fand das Land insgesamt angenehm moderat, dadurch dass auch Christen und muslimische Untergruppen dort leben (Alawiten etc). Marokko ist halt eher eine "Monokultur" des sunnitischen Islam, gibt nur noch winzige Minderheiten Christen und Juden dort.
In Damaskus war ich, wie viele Arabischlernende, zuerst mal im Christenviertel Bab Tuma, bin aber später ins relativ konservative Viertel Muhadschirin gezogen, weil ich da eine gute und billige Wohnung gefunden haben. Der Unterschied war schon ziemlich groß.
In Aleppo habe ich mich vor allem um die Uni und in Mogambo herumgetrieben, wo es ziemlich westlich ist.
In Damaskus gibt es das Viertel Scha'lan mit dem Sebki-Park (Zenobia-Park), wo es Ansätze zu einer Alternativ-Szene gibt.
Es gibt in Damaskus viele Viertel mit ganz eigenem Charakter und ganz charakteristischer Einwohnerschaft.
Christen und Alawiten, etwas weniger die Drusen sind ja nicht so sehr vom Islam geprägt und oftmals vergleichsweise weltoffen, aber man findet auch Sunniten, die genauso drauf sind. Am meisten hatte ich mit solchen weltoffenen Leuten zu tun.
Das Regime ist zwar eine Diktatur, aber vergleichsweise berechenbar und laizistisch, irgendwie ein bisschen wie DDR.
Ich habe da auch wirklich nette islamische Fundamentalisten kennengelernt, eine Gruppe ganz junger Kerle. Die waren sehr höflich, zuvorkommend, pünktlich und korrekt und auch sehr hilfreich. Nur wenn sie einem erklärt haben, was sie so glauben und was sie für gut und richtig halten, hat man da kalte Grausen bekommen.
Ich konnte hier noch seitenlang weiter schreiben...
Frag, wenn Du mehr wissen willst.
Liebe Grüße
Gu Lalman