Inzwischen war ich in Essaouira und habe im Lalla Mira gewohnt und kann also auch meinen Senf dazu geben.
Zunächst einmal, ich konnte mir, auch wenn es für mein Buch nützlich wäre, natürlich nicht alle Riads ansehen. Das ist bei der Vielzahl und einem staatlich begrenzten Urlaub einfach nicht zu machen. Was ich aber aus der Handvoll an Riadbesuchen erfahren habe, ist, dass es nicht DEN Riad gibt, sondern es gibt ganz viele, und alle haben ihre eigene Note. Und da sie so unterschiedlich sind können sie auch nicht jedermann/frau gleich gefallen.
Ich gebe zu, dass auch ich im Lalla Mira zunächst enttäuscht war. Denn genau wie die Riads innerhalb Essaouiras schon unterschiedlich sind, so sind erst recht die von Marrakech oder Fes, die ich bisher nur kannte, wieder ganz anders. Und ich kam mit der Vorstellung von orientalischem Prunk ins L.M.
Das ist es nicht. Es hat einen ganz anderen Charme, und der ist sicher nur für bestimmte Leute ersichtlich. Mir hat es jedenfalls so gut gefallen, dass gleich eine Bekannte dort reserviert hat. Das Besondere ist für mich erstens die Hammam. Ich habe schon viele Hammans erlebt, von der überaus primitiven Dorfhammam bis zum Luxus einer Schönheitsfarm. Und was mir im L.M. gefällt ist, dass dies eine authentische Hammam ist, die von den Bewohnern des Viertels angenommen und besucht wird und keine abgeschiedene Hotelhammam.
Ja, es stimmt, die volle Behandlung ist nicht kostenlos, aber schaut euch doch mal den Preis an: es kostet 15 Euro und ist ein Traum, wie man dort behandelt wird, man fühlt sich wie ein Baby und die Haut danach auch. Die Prozedur dauert fast eine Stunde und verglichen mit Preisen in Deutschland und mit Hotelhammams ist das ein Schnäppchen.
Und ja, in einer Hammam ist nun mal auch Öl auf dem Boden, und diese Hammam hier ist recht sauber, da habe ich anderes gesehen.
Und was das Höschen betrifft: da ich es schon so und so erlebt habe, habe ich mich einfach umgesehen. Mit mir zusammen waren nur einheimische Frauen dort, und sie hatten kein Höschen an! Alle benutzten Badeunterlagen.

Der zweite Vorteil ist das biologisch angebaute und meist vegetarische Essen, das bekommt man sehr selten in Marokko. Es gibt sogar Ziegenkäse.

Und dann der Weg zum L.M.: Wenn man den Wagen am Bab Marrakech parkt, geht es durch die breite Rue Mohammed Quorry nur wenige Minuten, dann ist links eine Nebenstraße, zu deren Anfang das L.M. liegt. Ich brauchte keinen Gepäckwagen.

Jetzt sind wir bei den Betten angelangt. Die sind hart! Stimmt! Aber auch hier muss man eben wissen, dass es sich um ein Biohotel handelt bis zur letzten Konsequenz, und wenn man es nicht mag, geht man halt nicht hin. Andere dagegen suchen verzweifelt nach einem solchen Plätzchen.

Rückblickend kann ich euch ganz gewiss nicht sagen, welches der schönste Riad in E. ist. Alle sind so unterschiedlich, haben ihre guten wie schlechten Seiten und man muss einfach das auswählen, was einem am meisten liegt. Vom Gebäude her war übrigens der wunderschöne Riad Les Jardins des Douars mein Favorit, aber es liegt halt sehr weit außerhalb. Man muss immer alle Faktoren berücksichtigen.

Und ins Lalla Mira gehe ich sicher noch einmal. Irgendwann fahre ich mal mit einer Gruppe von Frauen dorthin und dann gehen wir alle in die Hammam.


Gute Fahrt
Edith

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