Liebe Marokko-Fans,

nachdem zu meinem Beitrag einige unterschiedliche
Meinungen niedergeschrieben worden sind, möchte ich noch ein paar Anmerkungen zur Versachlichung des Themas beisteuern.

Grundsätzlich sei gesagt, daß der Strand von Agadir zu den saubersten auf der ganzen Welt zählt. Seit ich nach Agadir (seit 1994 jährlich ca. zwei Mal) komme, habe ich noch nie einen "verkackten" Strand erlebt. Viele Kamele haben einen Fangsack für den Kot umgehängt. Im
übrigen ist der Kot der pflanzenfressenden Pferde und Kamele von eher trockener Konsistenz
und stinkt weniger als der der europäischen Hunde, die ihr Geschäft - oft mit Einverständnis der Besitzer (evtl.auch Touristen?) - auf unseren Gehwegen und Parks verrichten. Und der Urin versickert sofort im Sand oder trocknet weg. Wenn also schon das Argument "Hygiene" angeführt wird, dann frage ich, wie und wo die (mindestens 10) Polizeipferde,
die sich im vorderen Teil des Strandes inmitten der Menschenmassen bewegen, ihre Notdurft verrichten. In dem bisher von den Pferden und Kamelen benutzten Teil des Strandabschnittes hinter den letzten Hotels, gibt es kaum Touristen, die sich dort an dem vermeintlich "unhygienischem Strand" niederlassen. Die meisten Touristen, die ich bisher dort gesehen habe, sind Jogger, Spaziergänger, "Dünenabenteurer(innen)", Pferdesportler und sehr viele Familien mit Kindern, die nur wegen der Pferde und Kamele an den fast leeren Strandabschnitt gehen. Die meisten europäischen Touristen bleiben - aus Bequemlichkeit und wegen der Darbietung von Alkohol - ohnehin am liebsten am Swimmingpool oder am Hotelstrand, und verlassen diesen auf kürzestem Wege nur, um im Meer schwimmen zu gehen. Im Gegensatz zu den eher übergewichtigen
Touristen schauen die Pferde- und Kameltreiber
- trotz der "unhygienischen" Arbeit mit den Tieren - sportlich und gesund aus. Soweit zum Thema "Hygiene".

Zum Thema "Gefahr" gebe ich zu bedenken, ob die zwischen den Menschenmassen bewegenden Pferde und
vor allem die oft mit rasanter Geschwindigkeit durch die Menschenmenge flitzenden Polizei-Buggies keine Gefahr darstellen?
Ich glaube, es sind eher politische Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Vielleicht sieht man es nicht gerne, wenn sich die nicht "staatlich autorisierten und geprüften" Pferde- und Kameltreiber zu lange mit den Touristen unterhalten. In den Straßen löst man dieses Problem mit den grauen Kastenwagen der "Surete Nationale". Oder ist hier die Lobby der internationalen Touristikkonzerne am Werk,
die den Einheimischen auch das bißchen Geld nicht gönnen? Oder gar die Lobby der reichen europäischen Villenbesitzer?
Die Pferde und Kamele gibt es schon seit ca. 25 Jahren am Strand von Agadir. In den meisten Prospekten und Führer gehören die Bilder mit den Pferden und Kamelen wie die Wasserträger zum Bilder-Standard. Wenn es die Tiere nicht mehr gibt, müßten die Prospekte und Führer umgeschrieben werden.

Für die Familien der Betreiber bedeutet die Entscheidung der finanzielle Ruin und erhöht somit die Zahl der Armen, die König Mohamed VI
eigentlich verringern will.

Mögliche Lösungsvorschläge:

- Einrichtung einer "Pferde- und Kamelzone" etwa
50 bis 100 Meter entlang der Dünen;
- Reduzierung der Tiere pro Betreiber auf eine
Zahl, die dennoch jeder Familie das
Einkommen sichert;
- Vergabe von sog. Patenten zur Identifizierung
der Betreiber und Tiere, auch um sogenannte
"schwarze Schafe" auszuschließen;
- Etablierung fester Trampelpfade zu den
Flamingostränden

Ich meine, daß dieses Thema mit allem Ernst und Respekt behandelt werden sollte, denn es geht hier vor allem um menschliche Existenzen, auch wenn es nur wenige Familien betrifft.

Charly B.