hallo,

da branchenfremd und nicht vor ort kann ich die einzelheiten des geschäfts nicht mitdiskutieren und lerne sehr gerne. einige andere aspekte - v.a. den "ausverkauf" - möchte ich aus meiner sicht als marokkaner allerdings kommentieren.

der kauf von riads und anderen häusern in der medina durch ausländer ist in meinen augen mit etwas differenzierung zu betrachten. auf der einen seite sieht es traurig aus, wenn schönheiten an nicht einheimische (aus-) verkauft werden, auf der anderen seite sind es gerade diese ausländer, die den wert dieser medina-schönheiten nicht nur preislich erhöhten.

die medinas in marokko sind oft von nicht wohlhabenden bis armen schichten bewohnt, denen es an geld und bewustsein mangelt, um aus ihren bleiben die schönen riads zu machen, die wir nun kennen. die meisten dieser bewohner sind mit sicherheit an ihrer medina gebunden, würden jedoch lieber mehr raum für ihre familie ausserhalb der stadt haben und statt wie die europäischen romantiker eher wie die lokale bourgeoisie in einer "villa" wohnen.

man könnte sogar geneigt sein, in diesem verkauf bzw. ausverkauf zwei fundamental positive dinge zu sehen:

- zum einen hätten viele einheimische ihre alten häuser schlicht abgerissen und umgebaut, ohne architektur, mit reichlich beton und oft, ohne einmal den bau zu ende zu führen, da das geld fehlt. dies geschah und geschieht woanders, wo es keine auferksamkeit gibt, grobe teile des marokkanischen patrimoniums wurden so vernichtet, manchmal in grausamer art. auch wenn der kontext anders ist, kann hier das beispiel der völligen und kriminellen zerstörung eines alten spanischen konservatoriums in tanger durch einen marokanischen "bauherrn" erwähnt werden, die zu einem grossen teilweise auch mediatisierten protest in der stadt führte.

- zum anderen werden diese häuser und riads in der regel nicht vom verfall oder abriss bewahrt, sondern auch rehabilitiert und weiterentwickelt. dank dieser bewegung ist neben der alten eine neue form der architektur und innenarchitektur enstanden, die urbanes vergnügen mit orientalismen, ethnischem romantismus etc. verbindet, meistens mit viel geschmack und erfolg. ein reichtum finde ich, welches andere bereiche mitzieht wie das handwerk, die kunst, kultur und um es besser zu verstehen, muss man die werke der ersten pioniere wie majorelle sich anschauen. es reicht allerdings in google zu suchen, um eine unendliche anzahl von wunderschönen häusern zu finden, die nie entsatnden wären, wenn die medina nur in marokkanischer hand geblieben wäre.

die ersten bleiben und häuser in der medina wurden sicherlich zu schnäppchen für europäische verhältnisse verkauft, doch nach kurzer zeit sprach sich das herum und ich meine, dass die menschen vosichtiger geworden sind und ihre preise besser verhandeln, so dass sie zumindestens etwas dafür bekommen, womit sie woanders grösser bauen.

dieser trend hat dazu geführt, dass menschen in manche städten wie fes und anderswo aufwachen und ihnen plötzlich bewusst wird, auf welchen schätzen, sie die ganze zeit schliefen. auch die, die neu bauen oder kaufen wollen, finden in diesem trend inspiration und modelle.

schliesslich sind die meisten käufer franzosen, die sich selbst darüber beklagen, dass ihnen die skandinavier, engländer und deutsche die besten stücke in frankreich wegramschen.

was die prostitution angeht, ist es wahrlich ein anderes thema, das mit diesem nicht in verbindung gebracht werden sollte und dessen behandlung hier jeden rahmen sprengen würde.

du erwähnst saidia, eine stadt, die ich etwas kenne, da ich in der nähe aufgewachsen bin. seit jahzehnten beklagen sich die einwohner dieser region wegen vernachlässigung durch die zentralen politischen stellen in rabat. unter andrem wollen sie nicht verstehen, wieso andere gegenden mehr auferksamkeit geniessen, während diese region, die über schönste strände verfügt, vöölig marginalsiert bleibt. mit den neuen projekten wird für die leute ein alter traum wahr. wahrscheinlich wird der ersehnte aufschwung dadurch nicht erreicht, aber man merkt bereits, wie die gesamte gegend von ihrer lethargie etwas aufwacht. früher war saidia ein rein siasonaler badort mit zwei hotels, die die franzosen hinterlassen.

abschliessend möchte ich auch erwähnen, dass der tourismus in marokko bislang stets mit einem grossen interesse am land gebunden ist. mir scheint es zumindest so zu sein, und der boom von riads betätigt dies, das marokko in erster linie eine destination für leute ist, die eine stärkere verbindung zum land suchen, die sich vom zeitbegrenzten nicht touristischen bis zum daueraufenthalt streckt. das ist eine andere qualität ...


gruss
jm