Hallo
Stagnation ist, wie drake schon sagt, nicht möglich und auch nicht wünschenswert. Aber wer gibt die Richtung vor? An was orientiert man sich? Wo findet man Unterstützer für seine Entscheidungen? Und wie bekommt man das Volk ins Boot?

Mir kommt Marokko momentan vor wie ein eiliger Suchender. Ich kenne das Land/Essaouira jetzt seit gut 12 Jahren. Seit dem hat es eine unglaubliche Veränderung erfahren. Es scheint als gelte es sich auf den Stand von Europa heute zu beamen, ohne sich die Zeit zu nehmen zu überlegen was in welcher Reihenfolge und vor allem mit welchem Tempo sinnvoll und zu verkraften ist.

Es gibt, wie du, Said, sagst, „einen Wandel in Richtung westlicher Lebensart und -einstellung“. Ich sage dazu: Leider! Aber das passiert vielleicht aus Mangel an anderen, guten Vorbildern? Oder gibt es ein islamisches Land, an dem sich Marokko sinnvoller Weise orientieren könnte? Saudi-Arabien ist das sicher aus vielen Gründen nicht. Ist eine Orientierung an Europa und USA sinnvoll? Ich glaube nicht. Diese Staaten haben eine völlig andere Geschichte und ein völlig anderes Netzwerk an Unterstützern und für die Zusammenarbeit. Außerdem gibt es andere Werte und eine überwiegende Entflechtung von Religion und Staat.

Ich war beim Amtsantritt des jetzigen Königs in freudiger Aufregung. Ich glaubte damals an eine langsame Ent-Wicklung der alten rigiden Verhältnisse und Entwicklung einer neuen, frei denkenden, ihre Potentiale nutzende, ihrer Geschichte und Werte bewussten Gesellschaft.

Ok, ok, das ist naiv und idealistisch.

Womit ich wieder bei meinem Anfang bin. Marokko scheint mir auf der Suche nach einer in diese Zeit passenden Identität zu sein. Wenn nicht (wie in Bhutan) diese Veränderung konsequent straff geleitet wird, sind das Erstarken der entsprechenden Pole m.E. nach unvermeidbar. Bleibt ein Auskämpfen der Gegenpole oder eine starke und sichere Führung.
Oder ein anderer Weg? Ich weiss es nicht.

Gruß Keela


Ich bin nicht dumm, ich hab' nur voll so Pech beim Denken...