Hallo Besslama,

leider eine verspätete Antwort, aber besser als nie:

Koschla beschwert sich ja nicht, daß sie belästigt wurde, sie beschwert sich, daß sie sich belästigt fühlt. Das ist ein kleiner Unterschied. Kleidung schützt im übrigen vor Angegrabschtwerden nicht wirklich: es ist die Haltung.

Antwort auf:
Als wir in Tunis waren sind wir "anständig" (meiner Meinung nach) in langer Hose und Tshirt(lange Ärmel bei 45 Grad) herumgelaufen,weil wir Respekt zeigen wollten,und ich bin dennoch aufs unflättrigste in der Medina angemacht worden mein verhalten war normal,ich bin mit meiner Mutter ganz normal auf dem Markt als Touristin gelaufen,aber eben anständig bekleidet,nur ohne Kopftuch,da ich eben keine muslima bin. und nu...???


Wie es in Tunis ist, weiß ich nicht, aber in Marokko eile ich schon seit vielen Jahren durch die Gassen jedweder Medina und werde nie mehr behelligt. Des Rätsels Lösung:

aufrechter, schneller Gang mit erhobenem Kopf und durchgedrücktem Rücken, kein Blick links, keiner rechts, niemandem in die Augen schauen, die Mimik ruhig und tendenziell ablehnend, keine noch so "freundlichen" Kontaktangebote aufgreifend, auch kein "wie gehts" mit einem "gut" beantworten. Wenn man etwas näher betrachten will (Auslagen, Antiquitäten, Menschen, Kinder, Bettler) muß man ein paar Runden mehr drehen: beim dritten oder vierten Mal erkennt man dann schon mehr als die Umrisse und kann sich dann zielsicher auf ein Opfer (eine Ware, ein Cafe, einen Bekannten) stürzen.

Das alles gilt nur für die alleinreisende Frau, aber auch für ein alleinreisendes europäisches Paar: in der Regel beherrschen die europäischen Männer die notwendige Körpersprache noch weniger als europäische Frauen: sie stellen in diesem Sinn nicht nur keinen Schutz, sondern eine Verstärkung des Opferstatus dar.

Richtig relaxed bummelt es sich aber nur mit einem einheimischen Mann, an zweiter Stelle kommen die gleichaltrigen Schwestern und an dritter Stelle Neffen und Nichten, Söhne und Töchter. Aber auch europäische (eigene) Kinder leisten in dieser Hinsicht gute Dienste. Nur eben diese versprengten Paare, Reisegruppen und Singles sind für einen Marokkaner (Tunesier?) wie Jucken in der Nase und nicht Niesendürfen.

Zu Deiner Beruhigung kann ich Dir mitteilen, daß nichtmal ein beim BKA ausgebildeter Einzelkämpfer (verdeckt im Drogen- und Waffenhandel im Einsatz) es in Marokko geschafft hat, NICHT belästigt und NICHT über den Tisch gezogen zu werden. Er war so menschenfreundlich im Rif auf einer Nebenstrasse einen Tramper mitzunehmen und zwei Minuten weiter stand der nächste Tramper und zwei Minuten weiter noch einer: alle waren Freunde und alle haben dem ursprünglichen Ziel noch ein zusätzliches hinzugefügt. Das Ganze endete schrecklich.

Und das alles nur, weil sie mir beweisen wollten, daß sie keine Vorurteile gegen Marokkaner haben.

Das Thema ist übrigens Minarettbau in der Schweiz.

Josi