Hallo Pia Mia,
der entscheidende Satz ist
Mein Mann meinte, er wäre schon lange unglücklich
Und ist die Antwort wirklich nur darin zu suchen
weil ich
eben keine Muslima bin
?
Könnte die eigentliche Frage nicht vielleicht doch eher so lauten:
er hat Dich eigentlich schon verlassen, er ist gar nicht in Marokko, um sich zu orientieren, sondern es geht jetzt nur noch um die Definition der Schuld - das ist das Grundthema fast aller verlassenen Frauen (und Männer) und ist seit Menschengedenken nicht mit einer einfachen Gleichung (Muslim = Schuld) zu beantworten.
Hier nocheinmal O-Ton Dein Mann (Dein Noch-Mann):
(er) meinte, er wäre schon lange unglücklich
Hast Du irgendeine Vorstellung davon, was es für einen Marokkaner heißt eine europäische Frau zu heiraten und nach etlichen Jahren (3 = Aufenthaltserlaubnis, 5 = Niederlassungserlaubnis, 10 = deutscher Paß) mit "leeren" Händen nach Marokko zurückzukommen? Der Vorschlag zu konvertieren könnte deshalb auch keine Erpressung, sondern ein letzter hilfloser Versuch sein, dem ganzen Desaster doch noch eine Bedeutung zu geben.
Wenn nicht das, was dann?!Die nach allen Richtungen ausschwärmenden 1001 Frauen berichten ja immer wieder gerne detailreich, was sie
IHM alles geboten hätten (und ein ähnlicher Unterton schwingt in Deinen Postings auch mit):
1. Einen Kühlschrank
2. Eine Mikrowelle
3. Eine Waschmaschine (deren Bedienung sie ihm erklären mussten)
4. Hartz4 Bezüge
5. Eine 58 qm Wohnung
6. Eine Krankenversicherung
7. Einen Arbeitsplatz im Haushalt
8. Freie Kost und Logis
9. Sex
10. Ein Visum (AE, NE etc.)
Dazu ist mir dunkel ein Posting von JM in Erinnerung, in dem er angedeutet hat, daß die oben angeführten 10 Bonuspunkte zugunsten der deutschen Braut von einem Marokkaner nicht immer als solche wahrgenommen werden - dem ich hinzufügen möchte: sie können auch der reinste Horror sein.
Der reinste HorrorDer reinste Horror ist nicht der Zweizimmerplattenbau in Berlin Kreuzberg mit der Punkerwohngemeinschaft, der reinste Horror ist das IKEA-Design-Nippes-Appartement einer altgedienten Singleexistenz bzw. die Doppelhaushälfte mit dem gesamten nicht entmüllten Familienballast, der dem eingeladenen Marokkaner als Wohltat aufgedrängt wird ohne jedes Mitspracherecht seinerseits: schließlich funktioniert ja Punkt 1 - 9 noch tadellos, warum also entrümpeln und von vorne anfangen?
Heimwehkrank Was dem Deutschen sein Grundrecht auf schlechten Geschmack (einschliesslich der Ressentiments zweitklassiger Menschen) ist dem Marokkaner sein Salon (einschliesslich seiner Religion): nie käme ein Marokkaner auf die Idee sein Heim, seine Wohnung, seine Garage oder seine Höhle nach seinem eigenen Gusto einzurichten und nicht nach einer jahrhundertealten, bewährten Tradition. Vielleicht ein anderer Stoff, ein paar Matrazen und Bänke und Troddeln mehr oder weniger, grundsätzlich erkennt man aber immer wo man ist und wie man sich darin zurechtfindet. Heimweh bekommt man nirgendwo - man findet ja irgendwie überall dasselbe Zuhause vor.
Erst kürzlich hatte ich eine Ehekrise wegen der Einladung in ein solches neudeutsches Heim eines alten Freundes meines Mannes: trotzdem war die Demonstration - wie es jemandem ergehen kann, der vor 24 Jahren ins gelobte Land ausgewandert ist - für unsere Ehe letzten Endes nicht die schlechteste. Man weiß dann wieder was man aneinander hat - auch wohnungsmässig gesehen.
Josi
P.S.: Mehr zum Thema: Christopher Alexander: Eine Muster-Sprache. Städte, Gebäude, Konstruktion. Löcker Verlag, Wien 1995, ISBN 3854091796 (Übersetzung von A Pattern Language; das einzige Werk, das in deutscher Übersetzung vorliegt)