Hallo, liebe Forumsteilnehmerinnen und -teilnehmer,

kein Mensch ist perfekt, vor allem, wenn es um Kommunikation und Auseinandersetzungen geht. Auch im Forum nicht !

Schönes Wort, übrigens: Auseinandersetzung ! Auseinander - setzen = Abstand nehmen, um aus der Distanz heraus und mit gekühlten Emotionen einen neuen Gesprächsweg mit dem anderen zu finden. Auseinandersetzungen sind gut, wenn beide ein positives Ziel verfolgen.

Da es hier im Forum mitunter recht hoch her geht, habe ich hier ein bißchen Text-Material zusammengestellt, für die, die es interessiert...

Viele Grüße sendet Euch
Ulla

Quelle: Ich- und Du-Botschaften

Du-Botschaften

Auseinandersetzungen laufen oft auf der Ebene gegenseitiger Beschuldigungen ab. Eine für beide Seiten befriedigende Lösung kommt nicht zustande, weil die Kommunikation so abläuft, dass man sich gegenseitig Urteile, Kritik, Beschimpfungen, Belehrungen usw. an den Kopf wirft. Das Wörtchen "Du" bestimmt zumeist die Aussagen der anderen Person gegenüber - = Du-Botschaften.

"Du bist total gedankenlos."
"Du bist sehr ungezogen."
"Du bist absolut unzuverlässig."
"Du bist die Unordentlichkeit in Person."
"Du wirst noch einmal der Nagel zu meinem Sarg sein."
"Schäm dich!"
"Du nervst!"
"Du bist unmöglich!"

Du-Botschaften sind - meist herabsetzende Botschaften
- sie übermitteln Schuld, Hohn, Kritik oder ein Urteil
- sie ziehen den Charakter des Gegenübers in Zweifel, zerstören die Selbstachtung, betonen die Unzulänglichkeiten und fällen ein Urteil über die Persönlichkeit des Gegenübers
- sie geben das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein; dadurch wird Widerspenstigkeit provoziert und es entsteht der Wunsch, mit gleicher Münze heimzahlen zu wollen
- dadurch schaukelt sich eine Situation hoch und erschwert eine Einigung

Erinnert Ihr Euch an solche Du-Botschaften aus Eurer Kinder- und Jugendzeit?
Haben sie noch eine Wirkung auf Euch?

Du-Botschaften haben nicht nur eine negative Auswirkung auf die Kommunikation, sondern auch auf die ganze Persönlichkeitsentwicklung.
Herabsetzende Botschaften können eine katastrophale Wirkung auf die in der Entwicklung begriffene kindliche Vorstellung von sich selbst haben.

Das Kind, das mit Botschaften bombardiert wird, die es ablehnen, lernt, sich selbst als schlecht, böse, faul, gedankenlos, rücksichtslos, doof... anzusehen. Wie Wassertropfen, die auf einen Stein fallen und ihn dadurch langsam aushöhlen, hinterlassen entsprechende Botschaften in Menschen unmerklich einen destruktiven Effekt.
Eine in der Jugend gebildete schlechte Meinung von sich selbst hat die Neigung, bis ins Erwachsenenalter fortzubestehen. Herabsetzende Botschaften legen damit einen Samen, die Menschen das ganze Leben hindurch behindern können.

Ich-Botschaften

Wenn sich in bestimmten Situationen oder Auseinandersetzungen herausstellt, dass ich ein Problem mit dem Verhalten eines Gegenübers habe, dann sollte das auch genauso formuliert werden - in Form einer Ich-Botschaft.

Beispiel: Ein Gruppenmitglied vergißt, das Werkzeug in den Werkzeugschrank zurückzuräumen. Das bringt Sie auf die Palme, weil Sie viel Zeit vergeudet haben, das Werkzeug zu suchen, das Sie brauchen.

Du - Botschaft: Du bist absolut unzuverlässig. Nicht mal das Werkzeug kannst Du an seinen Platz zurückräumen.

Wenn ich aber ein Problem mit diesem Verhalten habe, sollte ich das auch so ausdrücken.

Ich - Botschaft: Ich bin total sauer, weil ich eine Menge Zeit vergeudet habe, nach dem Werkzeug zu suchen.

Ich - Botschaften senden heißt, mit den Menschen, denen man begegnet, offen, ehrlich und direkt umzugehen. Ich mache deutlich: Ich bin ein Mensch und habe Probleme und Gefühle wie jede/r andere auch. In gewissem Sinne ist die Ich - Botschaft auch eine Bitte um Hilfe. Ich wende mich an die Person, die mich vor ein Problem stellt. Ich bringe ein Problem zum Ausdruck ohne dem Gegenüber zu sagen, daß oder wie er/sie sich verändern soll. (Hier liegt auch das Geheimnis der "Wirkung": Die meisten Menschen gehen bereitwilliger auf ehrliche Bitten ein als auf Forderungen, Drohungen, Lösungen oder Belehrungen.)

Der Sender einer aufrichtigen Ich-Botschaft öffnet sich für andere; zeigt, dass er ein Mensch ist, fähig verletzt, in Verlegenheit gebracht, geängstigt, enttäuscht, böse oder entmutigt zu sein. Deshalb braucht es auch Mut und innere Sicherheit, um in einer Beziehung seine inneren Empfindungen zu offenbaren. Es ist oft leichter, Empfindungen hinter einer Du-Botschaft zu verbergen und dem Gegenüber die Schuld zuzuschieben, anstatt sich selbst zu öffnen.

Ich-Botschaften machen es möglich, nicht nur sich selbst, sondern auch ein Gegenüber tiefer kennenzulernen. Und sie ermöglichen eine befriedigendere Kommunikation, weil man sich selbst und andere ernst nimmt, nicht auf gewinnen oder verlieren aus ist, sondern auf gegenseitiges Einvernehmen.

Ich-Botschaften - übermitteln eigene Empfindungen
- sind unmissverständlich und genau
- sie schieben nicht die Schuld auf andere, sondern bleiben bei sich selbst
- sie helfen, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen;
- sie bringen weiter in der Persönlichkeitsentwicklung
- sie veranlassen das Gegenüber, auch aufrichtige Botschaften zu senden.

Eine vollständige Ich - Botschaft besteht aus drei Elementen:
· eine kurze Beschreibung des Verhaltens, das ich nicht akzeptieren kann
· meine ehrlichen Gefühle
· die konkrete Wirkung auf mich
Verhalten + Gefühle + Wirkung (Reihenfolge ist nicht entscheidend!)

Eine Ich - Botschaft kann auch auf Abwehr und Feindseligkeit stoßen. Menschen hören es nun mal nur selten gerne, dass man ihr Verhalten nicht akzeptieren möchte. Es macht deshalb auch keinen Sinn, in solchen Situationen mit weiteren Ich - Botschaften dagegenzuhalten. Wichtiger ist hier, erst mal auf Aktives Zuhören umzuschalten, um zu signalisieren, dass man die Botschaft, die Gründe und Gefühle, die dahinterstehen, verstanden hat (was nicht heißt, dass man damit einverstanden sein muss). Gegenseitiges Verständnis wird dadurch gefördert.

Fragen zur Selbstprüfung

1. Will ich Auseinandersetzungen vermeiden und mit allen Menschen in Frieden leben?

2. Schiebe ich unangenehme Dinge vor mir her?
Welche besonders?
Vertraue ich darauf, dass sich unangenehme Probleme von selbst lösen?

3. Bin ich bereit, mich in ein Gegenüber hinein zu versetzen, die für mich oft fremde Denk- und Gefühlswelt zu akzeptieren?

4. Kann ich Entscheidungen anderer akzeptieren, ohne mich gekränkt und angegriffen zu fühlen?

5. Benutze ich Du-Botschaften, um meinen Ärger und meine Enttäuschung los zu werden?
Welche Folgen rufen meine Du-Botschaften hervor?
Bin ich bereit, Ich-Botschaften einzuüben?

6. Habe ich das Gefühl, dass ich mich verteidigen muss, weil sonst mein Selbstwertgefühl leidet?

7. Treffe ich Entscheidungen für mich selbst? In welcher Situation? Wenn nicht, warum?

8. Verstehe ich es als besondere Fürsorge und Liebe, dass ich mich um die Angelegenheiten anderer kümmere, mir ihre Probleme zu eigen mache?
Möchte ich ihnen unbewußt meine Lebens- und Wertauffassungen aufzwingen?

9. Bin ich ein/e gute/r ZuhörerIn, oder bestimme ich weitgehend den Ablauf eines Gespräches allein?

10. Kann ich Kompromisse schließen oder halte ich diese für eine Schwäche?
Fühle ich mich bei Kompromissen unterlegen?

11. Bin ich bereit, eigene Wertmaßstäbe zur Diskussion zu stellen?

12. Bin ich sehr von der Meinung der anderen abhängig?


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais