Besprechung aus der Neuen Zürcher Zeitung
vom 9.8.2006
Mohammed Khair-Eddine: Sein letzter Kanmpf

Endlich liegt der letzte Roman des marokkanischen Schriftstellers Mohamed Khaïr-Eddine, geschrieben nach seiner Rückkehr aus dem französischen Exil, nun auch in deutscher Sprache vor. Dieser Roman, 1984 in Paris erschienen, lässt anhand der Geschichte des Agoun’chich, eines ehrenhaften Räuberhauptmanns, das alte Marokko des Südens mit seinen überkommenen Traditionen noch einmal aufleben. Sein Untergang, rücksichtslos von der französischen Kolonialmacht gefördert, ist unvermeidlich angesichts des Vordringens der modernen Welt. Wie alle Werke Khaïr-Eddines ist dieser Roman eine leidenschaftliche Liebeserklärung an seine Heimat. Mythen und Berberlegenden, die nur noch die Alten kennen, ranken sich um die Abenteuer des Lahcen Agoun’chich, der sich auf den Weg macht, den Tod seiner irrtümlich ermordeten Schwester zu rächen. Khaïr-Eddine erweckte neben dem Volksglauben der Berber auch mystische Gestalten wie den Märchenhelden Hmad Ounamir und den Heiligen Ahmed Oumoussa erneut zum Leben.
Der Leser spürt von der ersten bis zur letzten Seite, dass hier ein Schriftsteller schreibt, für den die verschlungenen Wege durch die bizarre blauschimmernde Bergwelt des Anti-Atlas eben immer auch die Wege zu sich selbst sind. Die Selbstbefragung, die permanent vorgenommen wird, gerät zur Weltbefragung – die Selbsterkenntnis zur Welterkenntnis.


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