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Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4496
10/01/03 08:22 PM
10/01/03 08:22 PM
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Hallo liebe Leute,

Die Arabisch-Deutsche Vereinigung für Handel und Industrie e.V. hat einen Artikel über die sehr ambitionierten Pläne der marokkanischen Regierung zum Ausbau des Tourismussektors veröffentlicht. In Agadir sind die Früchte in Form von neuen Hotels sichtbar...

Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko

Ein zwischen der marokkanischen Regierung und dem marokkanischen Unternehmerverband (CGEM) im vergangenen Jahr verabschiedetes Strate-giepapier Contrat Programme 2010 räumt der zukünftigen touristischen Entwicklung des Landes eine zentrale Schlüsselposition ein und verspricht eine verstärkte Öffnung des Tourismussektors für ausländische Unternehmen. Nicht zuletzt für deutsche Reiseveranstalter dürfte das maghrebini-sche Königreich, das immer ein wenig im Schatten seiner nordafrikanischen Mitkonkurrenten Ägypten und Tunesien stand, in den kommenden Jahren an Attraktivität gewinnen.

Vielfalt des touristischen Potentials

Marokkos entscheidender Trumpf im Kampf um zukünftige Marktan-teile im internationalen Tourismus resultiert vor allem aus der großen Vielseitigkeit seines touristischen Potentials: Kulturtourismus in den Königsstädten und an der Straße der Kasbahs, Trekking- und Skitourismus im Atlasgebirge, Wüstentourismus im Tafilalet und der klassische Badetourismus an den Küsten von Atlantik und Mittelmeer. Hinzu kommen zahlreiche neue Marktsegmente wie Golfen, Thalasso und Reiten sowie der Kongress- und Incentivetourismus, die in den letzten Jahren in Marokko einen geradezu kometenhaften Aufstieg erlebt haben.

Interessante Perspektiven für KMU

Erfreulicherweise sind es – im Gegensatz zu vielen anderen touri-stischen Destinationen – nicht nur die global player, die den marokkanischen Tourismusstrukturen ihren Stempel aufdrücken. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die nicht ausschließlich auf den Ba-detourismus setzen, bieten sich aufgrund der Vielfalt des marokkanischen Tourismuspotentials zahlreiche Möglichkeiten eines geschäftlichen Engagements. Neben klassischen Studienreisen haben zahlreiche KMU in den letzten Jahren den Trekking- und Wüstentourismus sowie Nischen wie Photoreisen, Biking und Thalasso erschlossen.

Großer Nachholbedarf im Hotelsektor

Ein signifikantes Charakteristikum marokkanischer Tourismusstrukturen ist das Spannungsverhältnis zwischen bis dato kaum erfolgter Inwertsetzung und dem daraus resultierenden vielfältigen Entwicklungspotential. Dieses Spannungsverhältnis spiegelt sich insbesondere im marokkanischen Hotelsektor wider, dem im internationalen Vergleich sowohl in Hinblick auf Kapazitäten als auch auf Qualitätsstandards ein ausgesprochener Nachholbedarf attestiert wird. Als besonderen Anreiz für potenzielle ausländische Investoren in diesem Sektor hat die marokkanische Regierung einen Sonderfond eingerichtet, der 50% der Grunderwerbskosten übernehmen soll.

Ambitionierte Tourismusziele

Das verabschiedete Strategiepapier Contrat Programme 2010 soll Marokkos Weg zu den top 20 der weltweit führenden Tourismusdestinationen ebnen. Die ambitionierten Ziele umfassen unter anderem folgende Kernpunkte:

Steigerung der Besucherzahlen ausländischer Touristen von der-zeit ca. 2,4 auf 10 Millionen
Steigerung der Bettenkapazitä-ten von derzeit ca. 75.000 auf 230.000 Betten
Liberalisierung des Luftverkehrs
Ausbau der Marketingaktivitäten
Professionalisierung der Ausbil-dung im Tourismussektor
Gerade auf marokkanischer Sei-te werden die anvisierten Ziele vielfach als historischer Wende-punkt in der marokkanischen Tou-rismuspolitik angesehen. Es wäre zu wünschen, dass Marokko, das bis dato vor allem bei französi-schen Touristen und Reiseveran-staltern hoch im Kurs steht, auch bei deutschen Touristen und Reise-veranstaltern ein verstärktes Inter-esse wecken könnte.

Deutsch-marokkanische Unternehmenskooperationen im Tourismussektor

In einem anwendungsbezoge-nen und wirtschaftsnahen For-schungsprojekt werden zur Zeit vom Lehrstuhl für Kulturgeo-graphie der Katholischen Uni-versität Eichstätt-Ingolstadt und in enger Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Fremden-verkehrsamt (O.N.M.T.) Chancen und Risiken bilateraler Unternehmenskooperationen zwischen deutschen und marokkanischen Reiseveranstaltern untersucht. Die durch das For-schungsprojekt gewonnenen Ergebnisse sollen nicht nur dazu dienen, bestehende Kooperationen zu intensivieren, sondern auch für weitere kooperationswillige Unternehmen Anreiz sein, geplante bilaterale Projekte der Zusammenarbeit zu initiieren und durchzuführen. Träger des Projekts ist der Bayerische Forschungsverbund AREA-Studies (FORAREA), dessen Forschungsaktivitäten dezidiert der Förderung bilateraler Unternehmenskooperationen dienen.

Weitere Informationen:

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Lehrstuhl für Kulturgeographie
Prof. Dr. H. Hopfinger/ Dipl.-Geogr. N. Scherle
Ostenstr. 18; 85072 Eichstätt
Tel.: 08421/93-1378/-1108
Fax: 08421/93-1787

FORAREA
c/o Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität
Sonja Hock M.A.
Kochstr. 4/4; 91054 Erlangen
Tel.: 09131/852-2011
Fax: 09131/852-2013
Internet: www.forarea.de

*wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kulturgeographie der Katholischen Univer-sität Eichstätt-Ingolstadt.

Homepage von Ghorfa

Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4497
10/01/03 08:56 PM
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interessant der artikel! allerdings liest man immer einmal wieder von den ehrgeizigen plänen des marokkanischen staates, was den tourismus betrifft.

dann fällt mir regelmässig die "ist" zahl und die "soll" zahl auf. die sind beim besten willen nicht *anzunähern*.

zitat:

""Steigerung der Besucherzahlen ausländischer Touristen von der-zeit ca. 2,4 auf 10 Millionen
Steigerung der Bettenkapazitä-ten von derzeit ca. 75.000 auf 230.000 Betten""

zitat ende

das halte ich - nach den gegebenheiten - für absolut unrealistisch, zumal die weltpolitische situation sich langfristig nicht wesentlich zugunsten marokkos entwickeln wird. will heissen: dass die furcht vor terrorismus uns noch sehr weit ins 21. jahrhundert begleiten wird, mit allen auswirkungen für die staaten nordafrikas, die in krisensituationen eben als reisedestinationen wenig gefragt sind.

ich verstehe wirklich nicht, wie man zu diesen zielen - unter realistischer berücksichtigung der gegebenheiten und der entwicklung - kommen kann.

immer wenn ich diese zahlen lese, und - wie gesagt - sie werden immer einmal wiederholt, dann habe ich das gefühl, der tourismus in marokko soll sich nach den zahlen und hoffnungen des marokkanischen staates richten.

das tut er aber nicht, zumal die infrastruktur für diesen massentourismus gar nicht so schnell bereitgestellt werden kann.

und dann noch dies - und das haben wir hier ja schon oft besprochen: nicht der massentourismus bringt marokko weiter, sondern ein tourismus, der unter ökologischen gesichtspunkten organisiert wird.

das wäre eine chance für marokko!

Jocim

Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4498
10/01/03 10:35 PM
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hallo dolphin, hallo zusammen!

Zum thema tourismusentwicklung gab es diese beiden recht interessanten diskussionen in der vergangenheit:
tourismus geht um ein fünftel zurück

und allgemeiner etwas weniger marokkospezifisch eine diskussion um entwicklungen im all-inclusive bereich (der teil des massentourismus ist) inkl. seiner auswirkungen in verschiedenen touristikregionen.

Beim lesen des von dir geposteten artikels ,dolphin, habe ich ähnlich gemischte gefühle wie sie der diskussionsverlauf der beiden alten threads wiederpiegelt. Es wäre interessant in erfahrung zu bringen welche auswirkungen der angestrebte ausbau im touristiksektor konkret für marokko hätte. Arbeitsmarktpolitisch, wirtschaftlich, ökologisch.

Vergleicht man die aktivitäten von ländern wie ägypten, so lässt sich auch dort eine diversifikation ausmachen. Inklusive verändertem marketing.

Ägypten war über lange zeit ein land welches fast ausschließlich wegen seiner weltberühmten tempel und pyramiden besucht wurde. Inzwischen werden häufig kombinationen aus klassischer rundreise und badeaufenthalt angeboten. Der tauchsektor hat astronomische zuwachsraten aber selbst "wüstentourismus" nimmt von jahr zu jahr zu. Alles bereiche, die vor rund 12 jahren noch von jedem ägyptischen incomingexperten bestenfalls mit kopfschütteln kommentiert worden wären. Das ist natürlich auch der Bereich in dem kleine und mittlere unternehmen enorme zuwächse verzeichen da sie in der umsetzung zumeist schneller, flexibler und individueller arbeiten.

Zu den zahlen im heutigen artikel: Ja, auch ich halte die in vielerlei hinsicht für recht utopisch. Insbesondere wären die nur erreichbar durch massive forcierung des massentourismus mit all seinen negativen auswirkungen. Ob dieser massentourismus die wirtschaftliche gesamtsituation marokkos verbessert, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie es der marokkanischen regierung gelingt, den geldabfluss retour in die herkunftsländer zu beeinflussen, was definitiv nicht einfacher wird. denn im tourismussektor ist eine zunehmende konzentrierung auf wenige anbieter die den gesamtmarkt unter sich ufteilen zu verzeichnen. Mittelständische unternehmen werden dabei leicht geschluckt. Die ganz kleinen sind sicher nicht primär von interesse für die giganten der branche.

Die einleitende einschätzung zum hotelsektor (fehlende instandsetzung) teile ich. Die Pläne mittels finanzieller anreize hotelinvestoren zu gewinnen ist ja ganz prima. Wie aber der geldabfluss nach fertigstellung verhindert werden soll bleibt mir ein kleines rätsel.
Insofern stimme ich mit der aussage "die ziele sind ambitioniert" überein. Was aber genau die wende bewirken soll, wie menschen und umwelt in die planungen einbezogen werden wurde in meinen augen recht schwammig formuliert.
So weiß ich persönlich auch nicht genau ob ich mir eine derartige forcierung es massentourismus wünschen würde für MA wie die planzahlen das erfordern.

allen ein schönes wochenende
sk8er


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Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4499
10/01/03 11:52 PM
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der flughafen von "palma mallorca" ist einer der grössten in europa. die flugzeuge landen und starten dort im minuten-takt. mallorca ist, abgesehen von einigen wunderbaren plätzen und orten, eine hotel-gepflasterte insel! die insel war billig, recht schnell zu erreichen und hatte für engländer und deutsche (das hauptklientel der reisenden!) einen entscheidenden vorteil: man sprach deutsch, respektive englisch!

der durchschnittsurlauber will alles so haben, wie zu hause, "nur anders".

das bot mallorca an! keine verständigungsprobleme, ein service, bei dem man auf nichts verzichten musste (nutella zum frühstück!) und sonne...

und mallorca bot den *preis* an. es war billig, nach mallorca zu fliegen. und alle fuhren sehr billig hin!

aber wenn es zu billig wird, dann sagen sich die touristen: "der preis ist ja o.k., aber was sage ich meinem nachbarn? sage ich ihm, dass ich nach mallorca fliege?"

was antwortet dann der nachbar?

"ziemlich billig, oder?"

nun beisst ein tourist so lange die zähne zusammen und *beharrt* auf seinem ziel, in diesem fall: mallorca! bis...

mallorca richtig teuer wird.

mallorca ist inzwischen (euro!) ziemlich teuer!

und plötzlich erzählt der nachbar, der nun wieder sehr nachlässig in seinem reise-prospekt geblättert hat...aber, wie lange noch? internet-buchung! last-minute" schnäppchen!...das ist das ziel aller reisenden! unser nachbar wenigstens sagt, er reist in diesem jahr in die...

türkei!!!

warum reist er dorthin?

saubere strände, clowns und animationen für die kinder, sonne, buffets am abend, eine hai-fisch-fahrt im morgengrauen, die bauchtanz-gruppe in der hotelbar!

toll! alles so billig!

was machen aber die hoteliers auf mallorca? die bauen mit ihren angestellten kleine kinderschaukeln, hübsche karussells, sechskurvige achterbahnen...und warten! sie warten auf...

...heinrich crüsemann!

der sitzt gerade im reisebüro und sagt: "mallorca? zu teuer! die türkei? nein, nein! da hat meine frau vor jahren so komisch rote pickel bekommen!

marokko? oh, ja! und dann denkt heinrich crüsemann noch: "bevor ich nun mit gaby und tommy die reise nach...wie hiess das land noch? buche, wäre es doch eigentlich an der zeit, dass der urlaub mal zu uns kommt!"

und da denkt heinrich crüsemann gar nicht so falsch!

Jocim

Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4500
11/01/03 07:10 PM
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Liebe Freunde,

eigentlich bin ich eher ein Voyeur in den Foren, aber dieses Thema spricht mich persönlich doch ziemlich stark an.

Ich lebe seit 1982 auf den kapverdischen Inseln, angefangen hat es mit einer Elektronikwerkstatt (Radio war die einzige Kommunikationsmöglichkeit,deshalb dieses Segment), 1987 zerbrach ich mir den Kopf wie die Volkswirtschaft zu den bitter nötigen Devisen kommen könnte, denn unsere Landwirtschaft produziert maximal 15% der Lebensmittel. Da kam ich zum Schluß, daß allein internationale Dienstleistungen diesen Input bringen könnten und die einfachste davon ist eben Tourismus. Ich wurde als Verrückter belächelt, als ich mit den ersten Trekkinggruppen loszog, heute nimmt diese Aktivität ständig zu.
1987 mußte ich noch lange unserer Regierung erklären, wie ich meine Aktivitäten setze, damit es nicht zu den üblichen negativen Auswirkungen des Tourismus kommen muß. Allerdings bekamen wir 1991 eine neue Regierung, die voll auf Tourismus setzte und eben den üblichen "Strandurlaub" propagierte. Dies ist aber volkswirtschaftlich schädlich, denn es gibt kein inländisches Kapital für die Investionen, aber auch keine Wertschöpfung aus der eigenen Produktion.
Bis 1997 arbeitete ich mit Reiseveranstaltern hauptsächlich im deutschsprachigen Raum zusammen, mußte aber immer mehr erkennen, daß es da nicht um unser Land geht sondern darum, daß der Tourist gehätschelt wird, Folklore bekommt und damit Geld verdient wird. Daraufhin entschloß ich mich, die Zusammenarbeit zu kündigen und seither betreibe ich meine alsatour übers Internet und bastle individuell Reisen mit meinen Gästen. Das fängt an vom internationalen Flug bis hin zum kleinsten Transfer.
Was ich damit sagen möchte ist, daß nur dann ein verträglicher Tourismus möglich ist, wenn sich das Land selber und direkt vermarktet. Sicher gibt es dann nicht so tolle Umsätze, aber dafür Stabilität und Effektivität: unsere Umsatzzahlen steigen, wo ich früher ein Gewinnverhältnis vom Umsatz zum Gewinn von etwa 4 % hatte, da bin ich jetzt bei über 16% obwohl für den Gast der Endpreis um 30 - 40 % billiger geworden ist. Was aber das Wichtigste ist, seit der Direktvermarktung hatte ich keine Reklamation mehr, denn ich habe unser Land so beschrieben wie es ist und keine anonymen Hochglanzprospekte verteilt.

Wollte mir das nur von der Seele schreiben, es ist sehr schade, daß unser Weg so selten beschritten wird. Ich glaube nicht, daß ich die Tourismusbranche verändern kann, aber ein wachsendes Segment dieser Art könnte zu mindest ein gutes Beispiel für einen anderen Weg sein.

ganz viele Grüße aus Sto. Antao

alfred


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alfred@alsatour.de
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Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4501
13/01/03 01:53 PM
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Dolphin Offline OP
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Hallo liebe Leute,

ganz taufrisch ist der Artikel wohl nicht (bei Internetseiten gibt es nun mal kein ersichtliches Druckdatum), insofern Jocim, mögen diese Zahlen auch an anderer Stelle schon publiziert worden sein. (Für mich waren diese Zahlen deshalb aktuell, weil in Agadir in den letzten 1,5 Jahren einige neue Hotels entstanden sind und noch enstehen, die auf Grund ihrer Größe sicher keine Vorboten nachhaltiger Tourismussteigerung sind.) Insofern teile ich auch die Befürchtung, dass programmatisch dem Massentourismus der Weg geebnet werden soll, denn mit nachhaltigem Tourismus, wie von Alfred für die capverdischen Inseln beschrieben, lassen sich solche Steigerungsraten auch nicht annähernd erzielen. Das
 Antwort auf:
Gerade auf marokkanischer Sei-te werden die anvisierten Ziele vielfach als historischer Wende-punkt in der marokkanischen Tou-rismuspolitik angesehen.
scheint mir ein Beleg dafür zu sein. Denn bislang ist Marokko in Vergleich zu anderen Ländern eben keine Massendestination.

@sk8er3: Die auswirkungen auf Marokko in wirtschaftlicher, arbeitsmarktpolitischer und ökologischer Hinsicht sind m.E. eher negativ und kurzfristig gedacht. Unter ökologischen Aspekten steht zu befürchten (Umweltschutz, nachhaltiger Ressourceneinsatz kosten nunmal kurzfristig Geld), dass Investitionen ohne den Faktor Öko kalkuliert worden sind. Ich frage mich auch, was in diesem Zusammenhang die "Liberalisierung des Luftverkehrs" bedeutet. Und vor allem auch, wie der enorme Wasserverbrauch der Touristen (Pools, Bewässerung der Hotelgärten, etc.) sich auf die Wasserversorgung der Bevölkerung auswirkt, sicher nicht positiv.

Wirtschaftlich gesehen, werden vor allem die ausländischen Investoren den Gewinn abschöpfen. Als Anreiz gibt es 50% der Grunderwerbskosten! Das hört sich nach Verkauf des Tafelsilbers an (eine Verzweiflungstat?)! Wenn auch im zitierten Forschungsprojekt von bilateraler Unternehmenskooperation die Rede ist, so gilt in der Wirtschaft doch immer: Wer das Geld gibt, hat das Sagen und bekommt den Profit.

Arbeitsmarktpolitisch entstehen Jobs. Die auch bitter nötig sind. Wahrscheinlich der positive Aspekt des Programms. Die Hoffnung der marokkanischen Regierung wird es wohl sein, durch mehr Beschäftigung in den Hotels und in den touristischen Dienstleistungen eine gewisse Wertschöpfung zu generieren. Wenn auch die Mehrzahl der Jobs eher geringe Qualifikationen erfordern wird, agiert man offensichtlich nach dem Motto "lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach".

Ob das Programm unter Berücksichtigung aller Aspekte einen Gewinn für Marokko darstellt? Schön wäre es ja, ich glaube es allerdings nicht.

Viele Grüße
N.

Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4502
14/01/03 10:40 PM
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Tourismus-Wachstum? Mir ist bei meinem Aufenthalt im Dezember 2002 aufgefallen, dass die Verantwortlichen nunmehr verstärkt an die Einheimischen herantreten, um die Hotelbetten zu belegen. Anlässlich des Ramadanfestes wurden in den Tageszeitungen von grossen Hotels Sonderangebote für 3-4 Tage annonciert, mit Hinweis auf entsprechende Reduktion für die "Nationalen". In Agadir prangt an grossen Werbeplakaten (neueste Errungenschaft seit einigen Monaten) MARRAKECH und wird beworben. Nur ich frage mich, ob hier die Zielgruppe liegt! Selbst gutverdienende Mittelständler werden es sich dreimal überlegen, ob sie mit ihrer Familie einen 2/3tägigen Hotelaufenthalt einplanen, selbst wenn HP z.B. mit nur 375 DHS pro Person und Kinder die Hälfte angegeben wird .Insofern erscheint mir eine derartige Werbung inhaltlich verfehlt zu sein. Selbst Fernsehspots werden im nationalen Fernsehen gebracht, um offensichtlich die Reisefreudigkeit innerhalbs Marokkos zu fördern. Für mich ist das fast irreal, wenn ich andererseits die vielen Menschen sehe, die sich mit dem SMIG zufrieden geben müssen.

Zukunftspläne: Am 23.7.2002 erschien in (ich glaube es war LE MATIN) ein Artikel, der für Taghazout folgendes Projekt vorsieht: 35 Hotels mit insgesamt 19.000 Betten - Kategorie : hoher Standard,- Hotel-Residenzen mit 5.100 Betten. Zur Freizeitgestaltung werden 3 Golfplätze mit 53 holes angelegt.
Wenn diese Projekte realisiert sind, gibt es für 15.000 Personen Arbeit und für weitere 75.000 indirekt.(lt. Artikel)

Im Spätherbst erschien ebenfalls ein Artikel in der Tageszeitung L'Opinion, demnach soll TAN-TAN
zu einem Touristenzentrum ausgebaut werden. Vorgesehen sind 50.000 Betten, um diese Region auch in den "Genuss" der Touristen kommen zu lassen. Wie dort von der Infrastruktur her das Problem gelöst werden soll, wurde nicht weiter erörtert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man von Agadir aus mit dem Bus stundenlang nach Tan-Tan transferiert wird!!
Wie dem auch sei, ich weiss nur, dass durch das Projekt in Taghazout eine wunderschöne Ecke ausgelöscht wird und mir blutet das Herz, wenn ich nur daran denke. Von Öko-Tourismus keine Spur!

Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4503
14/01/03 11:58 PM
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hallo elvire! deine wahrnehmungen sind interessant! zu deiner ersten beobachtung: das gebiet in und um taghazout soll nun schon seit ca. 5 jahren zu einer "hotelstadt" ausgebaut werden. dabei standen selbst die zahlreichen hotelneubauten in agadir (unterhalb des hotels anezi und richtung königspalast) jahrelang als bauruinen in der gegend herum. im moment allerdings soll wieder dran gebaut werden!

es gibt noch ein so ehrgeiziges projekt: das fischerdorf tifnit wurde geräumt, weil dort ebenfalls hotels gebaut werden sollen. ja! die bewohner sind weg, aber das wars dann auch schon!

ich habe vor einigen jahren die türkei bereist. an der ägeis und am mittelmeer reihen sich die hotels - völlig losgelöst von urbanen ansiedlungen. wer dort urlaub macht, muss in der hotelanlage bleiben, weil es weit und breit nichts anderes gibt!

schwebt das marokko vor?

die initiative in marokko, einheimische in die hotels zu holen, kann nur der erkenntnis entspringen, dass die hotels nicht mehr touristisch ausgelastet sind. und in der tat hat es beträchtliche einbrüche im touristen-aufkommen nach marokko gegeben! ich glaube aber, dass sich - einmal abgesehen von den preisen - kaum ein marokkaner in den internationalen hotels agadirs wohlfühlt!

und natürlich möchte auch tan-tan profitieren! ich stelle mir das in marokko so vor: der marokkanische staat stellt investitionen in aussicht, wenn sich geldgeber finden, um den tourismus-sektor anzukurbeln. also reisen allerhand leute nach rabat und zeigen den ministern die pläne für grosse hotels, tolle golfanlagen, disney-parks und ähnliches. alle sind begeistert!

dann fliesst das geld aus rabat! und die damen und herren, die eben noch die pläne mit all den super- tollen hotels den ministern unter die nase hielten, rollen die pläne ein, nehmen das geld und....stellen fest, dass man das geld gut zu etwas anderem gebrauchen kann, als ein hotel in tan-tan zu bauen, das keiner braucht!

ich vermute einmal, dass diese ganze verfehlte planung daran liegt, dass immer noch viel zu sehr "von oben" in marokko regiert und administriert wird. grosse regierungsprojekte! fantastische zahlen! zukunftsprojektionen! das geld wird "gestreut" und nicht als mittel der *lenkung* betrachtet. dazu fehlen vielleicht auch machbare visionen!

es wäre aber - meiner meinung nach - besser, ein trekking-hotel im hohen atlas zu subventionieren, oder einen anbieter für kamel-touren in die sahara, als geld in unsinnige projekte zu pumpen, die nur auf dem papier existieren!

Jocim

Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4504
15/01/03 01:18 PM
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hallo zusammen,

@ dolphim: ich hatte insgeheim die hoffnung, dass es von meiner eigenen einschätzung abweichende meinungen gibt, die positiver sind gibt.
Ich teile deine einschätzung dass die auswirkungen negativer natur sein werden und sehe auch keine lösung das zu verhindern.

@ elvire: Das ist meines wissens nach tatsächlich ein novum wenn versucht wird überkapazitäten auf dem heimischen markt loszuschlagen. Sicher gibt es in MA eine wohlhabende oberschicht die sich zumindest theoretisch solchen aufenthalt leisten könnten, wie hoch das interesse daran ist vermag ich nicht zu beurteilen. In meinen Augen deutet die entwicklung an, dass die buchungssituation bei den veranstaltern in bezug auf marokko ziemlich miserabel sein muss. Es ist so, dass die veranstalter jährlich kontingente aushandeln bei den hotels um eben die unterbringung ihrer gäste zu den ausgeschriebenen reiseterminen gewährleisten zu können. Ich stelle mir vor, dass wesentliche teile dieser kontingente storniert wurden so dass die auslastung des gesamten hotels (aufs jahr verteilt) in eine schieflage gerät. Sonst würde eine teure anzeigenkampagne sich kaum rentieren.

Deine beobachtung passt insofern zu aktuellen zahlen im internationalen luftverkehr. Dannach steht marokko an der spitze im ersten quartal 2002 was den prozentualen rückgang im passagieraufkommen für den afrikanischen kontinent ex deutschland angeht .
Ein satte minus von 26,8 % (im vergleich: tunesien - 22,2%). In absoluten zahlen sind das immerhin 40.905 reisende weniger ex deutschland. Die absoluten zahl für tunesien im vergleich dazu: 135.886. Das sind die werte für das erste quartal 2002! Die terroranschläge lagen noch nicht lange zurück, vermutlich waren die werte für die folgenden quartale besser, zahlen lassen sich dazu noch nicht finden. Auswirkungen hatten die anschläge ebenso auf den gesamten sonstigen luftverkehr jedoch sind die verluste erheblich geringer, es werden insgesamt maximal - 3 % erwartet..

Die aktuelle politische weltlage verheisst derzeit nichts gutes für die entwicklung im jahre 2003.

sk8er

Quelle für das zahlenmaterial: arbeitsgemeinschaft deutscher verkehrsflughäfen, PDF-Datei ca. 800 kb


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Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4505
16/01/03 11:32 AM
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Keela Offline
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Hallo,
dieser Rückgang von Touristenzahlen wurde auch von meinen Bekannten in Marokko beobachtet. Alle sind irgendwie vom Tourismus abhängig und hatten alle ein schlechtes Jahr 2002.
Auch meine Beobachtungen gehen in diese Richtung. Ich war gerade Ende des Jahres für 4 Wochen wieder dort. Als ich Anfang Dezember kam waren so gut wie keine Touris dort. Mit Beginn der Herbstferien änderte sich die Lage etwas. Allerdings kamen nur Menschen, die z.B. Häuser oder Wohnungen dort haben oder eh schon immer nach Marokko fahren (und damit auch z.B. nichts kaufen). Erst kurz vor Weihnachten kamen mehr Menschen, die dann aber nach einer Woche schon wieder abreisten. Bei denen habe ich dann auch mal Einkäufe in Form von Lampen, Bildern o.ä. gesehen.
Alle Beobachtungen beziehen sich auf Essaouira.


Ich bin nicht dumm, ich hab' nur voll so Pech beim Denken...
Re: Tourismussektor als Wachstumslokomotive in Morroko #4506
17/01/03 07:14 PM
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corazon Offline
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Hallo zusammen!
Ich war im Sept. in Agadir zum Badeurlaub, ich war erschrocken wie leer teiweise
alles war.Das Hotel war nur zur Hälfte und weniger belegt.Agadir teiweise auch sehr ungepflegt. Ich bin gespannt auf die neuen Hotels, eine Anlage war fast gertig, und ich
durfte sie besichtigen- eigentlich sehr schön gemacht doch die anderen Bauten
lassen ahnen welche "häßlichkeit" da entsteht-eigentlich sehr schade.
Gruß aus Köln Corazon.


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