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Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste #106880
18/05/10 04:59 PM
18/05/10 04:59 PM
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Beinahe wäre unser Trip ins Wasser gefallen und dann, dank Gabys Recherchen (Mogador52), tat sich plötzlich, 3 Tage vor Flugtermin, ein grandioser Weg auf, von dem ich hier für alle, die mir im Forum antworteten und natürlich alle Marokko und Sahara Interessierten berichten will.
Es war einfach alles viel großartiger, als ich es erwartet habe, vielleicht auch genau deshalb, weil es erst wie eine Notlösung erschien. Dazu gleich mehr.
Vorab kurz zu den Gerüchten, dass es gefährlich sei da unten bei Guelmim, die Westsahara sei nicht weit und da bekriegen sich Marokko und Mauretanien oder zumindest stehe überall Militär herum. All das ist absoluter Unsinn und so wie ich von Einheimischen hörte, Propaganda von Algerien, die sich den Weg zum Ozean freikämpfen wollen. Die Standartmeldung des Auswärtigen Amtes dürfte auch in diese Kategorie fallen.

Zu unserem Trip: eigentlich wollten wir nach Zagora in die Wüste mit unserem Touareg Freund, Karim, und das ging halt nicht, einfach zu weit von Agadir aus und zu anstrengend in 7 Tagen und er war auch schon ausgebucht. Er ist definitiv meine Empfehlung an alle, die vorhaben, einen echten Wüstentripp zu unternehmen, z. B. über Marrakesh, Zagora, M’hamid nach Chegaga etc. oder auch inklusive Berge. Karim ist total liebenswürdig, hilfsbereit, charmant und einfach eine gute Gesellschaft. Er macht auch gute Preise.
Am besten in französisch, aber auch in einfachem englisch: saharakarim@hotmail.com, Tel: 00212641081881

Die Oase Tighmart könne man in ca. 4 Stunden erreichen, hieß es also plötzlich.
Ok. Im Flieger nach Agadir gab’s klare Sicht ringsumher. Wir beschlossen, den ersten Tag erstmal zu verweilen, statt gleich weiter zu ziehen, wie die Planung eigentlich hergab. Ich hatte etwas am PC zu arbeiten und überhaupt schien es chillig, erstmal In Marokko anzukommen.
Vom Flugi in die Innenstadt zahlt man ca. 200 DH mit dem Taxi, wir stoppten kurz am Supratour Busstand und besorgen schon mal die Tickets für morgen um 11. Angenehme Zeit und bei Supratours muss man manchmal vorbuchen, zumindest sofern es voll wird. Nach Guelmim pro Person 65 DH ungefähr. (Leider kann ich mir Preise nicht gut merken)
Hotel Aferni bot uns diesmal ein Zimmer mit Blick zur Poolseite hin, statt zur Straße, wie beim letzten Mal. Ruhig war’s und es hatte Meerblick. Besser kann man nicht ankommen. Internet unten in der Lounge. Das ganze für 350 DH, Strand, Cafe’s und Innenstadt in ‚walking distance’.
Ein Lob an alle Kellner von Agadir an dieser Stelle…die sind irgendwie immer gut drauf, herzlich und zufrieden im Job. So etwas sieht man in Dtl. kaum.
Frühstück im Aferni ist ziemlich french, nicht mein Ding, aber was solls.

Dann die Busfahrt: mit ca. 1 Stunde Verspätung abgefahren, naja wir können gut ausharren, werden nicht etwa ungeduldig und die Marocs auch nicht. Zuerst zeigte sich die Landschaft ziemlich flach, hier und da ein Arganbaum. Der „Büs“ fährt ca. 80 – 90 km/Stunde. Keine Autobahn runterwärts in den Süden. Irgendwann sind wir dann durch Tiznit und ab dort wurde die Landschaft genialer und genialer. Steppe irgendwie, bergig und trotz Kargheit nie gleich. Satte gold-gelb-grüne-ocker Farben. Hier und da ein lila Haus, meist eher so rosane oder tierrafarbene.
Stopp zum Essen in einem kleinen Ort. Menschen mit ‚Kitteln’ und Turbanen in allerlei Farben kommen uns entgegen. Irgendwie hatte ich nur bestimmte, weiße, blaue und schwarze Farben erwartet und war überrascht und entzückt, auch grüne und gelbe zu sehen. Die Frauen, jedenfalls manche, kleiden sich hier in wehenden Tüchern, die so ähnlich wie indische Saries aussehen, ebenfalls bunt, manchmal durchsichtig, natürlich mit was drunter, aber nicht ganz so elegant und figurbetont, dafür wohl bequemer. So etwas würde ich mir auch besorgen, dachte ich. Die Tagine mit frischem Koriander und das warme Brot dazu waren ausgezeichnet. Alles sehr relaxed vor Ort, keine Eile, saubere Klo’s – schönes warmes, nicht zu heißes Wetter. Es war einfach perfekt.

Bei Ankunft in Guelmim überlegte ich, wie ich nun mit dem Taxifahrer verhandeln soll, was die 16 km nach Tighmart wohl kosten würden. Unser französisch hatte man an der Raststätte nicht wirklich verstanden, Aussprache schwierig irgendwie am ersten Tag. Ein völlig überflüssiger Denkaufwand war das allerdings. Im Süden, wie sich schnell herausstellte und später bestätigte, wird nicht gefeilscht und abgezockt. Kaum zu glauben aber wahr. Ein Lastentaxi brachte uns für 5 oder waren es 3 DH ? zum weiterfahrenden Taxi, einem ca. 40 Jahre alten Renault ohne Taxischild. Mit zwei schwarz vermummten Frauen drinnen ging’s dann nach Tighmart und plötzlich war mir ziemlich heiß. Jetzt war’s auch schon ganz schön ‚wüstig’ ringsherum. Irgendwas zwischen Steppe und Wüste würd’ ich sagen. Leere Sandfelder mit Büscheln drauf gepunktet und Berge links und rechts von uns.
Wir fahren in eine Oase rein, die ich mir üppiger, im Sinne von ‚nicht so trocken’ vorgestellt hatte, frei nach den Stories von Kalifen und Sultanen unter Datelbäumen.
Regen gab’s nach unserer Gastgeberin Salihar vom ‚Saharaouie’ nur eine Woche in diesem Jahr für 5 Tage – im Februar. Wie soll’s da anders aussehen. Beeindruckend und palmengrün war’s trotzdem. Und die Lehmhäuser erst. Unser Quartier, La Maison Saharaouie; darzineb@hotmail.com; ist so ein Lehmhaus im traditionellen Stil der Saharaouies, der Saharabewohner, gebaut. Eigentlich finde ich es passender es Lehmgarten zu nennen, denn wenn man durch das große Eingangstor der sehr hohen Lehmwandumzäunung eintritt, befindet man sich in einem großen Garten und von dem gehen allerlei Durchgänge und Türen ab. Anfangs fragt man sich, wo den nun überhaupt die Wohnfläche ist, denn die Türen scheinen in die Umzäunung abzugehen. Dieser Garten besteht meist aus 2 Teilen, wiederum durch eine hohe Mauer mit Durchgang abgetrennt. Dort befinden sich Toilette und Hammam. Die Toilette mussten wir mit 3, teilweise belegten Gästezimmern teilen, was mich anfangs störte, sich dann aber als ziemlich ok rausstellte, schließlich war’s ja ein türkisches Klo es ich hatte stets einen schönen kleinen Weg durch den Garten. Und die Hammam mit vorgelagertem Waschbeckenbereich mit Heißwasserdurchlauf war einfach wundervoll und meistens beheizt, so dass wir auf den heißen Steinen liegen konnten und uns mit Wasser übergießen. Im Zimmerpreis, 300 DH, für zwei Personen ist mit drin: Frühstück und Dinner. Ersteres bekamen wir im überdachten Teil ‚unseres’ Innengartens serviert und konnten Wünsche äußern. Letzteres war immer im Salon gegen 8 bis 9 und war eine Art Gemeinschaftsessen mit allen Gästen. Leider sprachen die wenigsten, einschließlich Salihar, englisch, insofern, da wir ja kein Französisch können, außer eben das der Zahlen am Busbahnhof und so, waren wir zwar ‚mittendrin’, aber dennoch unter uns. Das war auch gut so. Stets gab es einen Nachtisch und dann noch das Teeritual, wofür wir in die andere Ecke des Salons rückten. Außer am ersten Abend, an dem mir das Nicht-Verstehen und Nicht-Sprechen-Können, wie Zeitverschwendung und unnötige Nettigkeit vorkam, genoss ich diese ‚Dinnerparties’. Mittags kann man bei ihr günstig etwas bestellen…Salate, Omlett, Tagine, Fisch.
Mit ‚Chips’, der kleinen weißen Hündin hab ich sofort Freundschaft geschlossen, dann mit einem großen Hund, der immer vor den Toren sitzt und uns stets auf den Ausflügen begleitete. Ich nannte ihn Youssuf. Es gab noch weitere Hunde, noch einen mit einem Knabbernamen und auch ganz viele Katzen, kleine, junge, extrem goldige – extrem sympathisch das ganze Ambiente und nicht zu vergessen die Kinder: einen Jungen, Omar, hat Salihar adoptiert, weiterhin scheint sie auf ein schwarzes Mädchen zu achten, dass ab und zu mal auftaucht und dann gibt’s da noch eine Frau namens Fatima, die treue Seele des Hofes und Köchin, und Bark und einen, der später auftauchte, auch ganz freundlich, wie alle dort und aussah wie der Bruder von Bark. Der hat da im Hof rumgebuddelt und am letzten Tag auch gekocht. Fatima hat auch einen goldigen Knaben namens Mohamed.

Für Liebhaber von Luxus kann ich die Villa Boujouf ( Lehmvilla www.villa-boujouf.net) wärmstens empfehlen. Sie ist ein regelrecht ein Palast aus Lehm. An der Webseite wird derzeit gebaut… ein Bild von ihr gibt’s auch auf meiner Seite: EOB http://www.erste-onlineberatung.de/7.html - dort findet ihr auch viele weitere Bilder von unserer Reise und der Wüste.
Vor 3 Jahren begann die Französin, die uns bei unserem interessierten Ausstöbern der Pforten der Villa, herzlich in Empfang nahm, mit ihrem Mann und den 4 Kindern, dieses verlassene Grundstück aufzubauen und zog dafür einen Architekten herbei, der ihr den Ouarzazate Stil nach Tighmart brachte. Große, individuelle Räume mit jeweils umwerfendem, marokkanischen Bad in unterschiedlichen Farben. Ein Traum. Preise zwischen 450 – 600 DH/Nacht (ohne Essen). Restaurant vorhanden.
Beim Streunen durch die Oase kam ich mir teilweise wie in einem Irrgarten oder einer Detektivstory vor – überall diese verfallenen Lehmwände. Höfe, die irgendwann verlassen wurden und natürlich Palmen, Dattelpalmen überall, deshalb heißt es ja auch Palmerie Tighmart. Weiterhin Oleander in vielen Farben und Boganbillas, teilweise Gerstenfelder und Wiesen, hier und da ein Esel-chen. Jeder grüßt hier jeden freundlich, nicht aufgesetzt, nicht Business beabsichtigend.
Dann trafen wir auf Abdul vom ‚Kasbah’, dem ältesten Lehmhaus der Oase, das zu einer Art Museum der Nomaden geworden ist. Salihar hatte schon davon erwähnt. Wir verabredeten uns für nachmittags zum Tee trinken und über die blauen Leute lernen. Ich freute mich darauf, seit meiner Bekanntschaft mit Karim verschlinge ich alles, was mit Touareg und ziehendem Volk zu tun hat.
Im Museum findet sich allerlei Sehens- und Staunenswertes, von den Trinksäcken der Karawanen aus Leder über Kameltränken bis hin zu Kamelsatteln für Frauen, auf denen alles seinen Platz findet vom Baby bis hin zum Werkzeugkasten und Kamel-BH’s, damit das Kleine nicht die ganze reichhaltige Muttermilch wegtrinkt und auch noch was für die Nomaden übrigbleibt. Traditionelle klirrende Hochzeitskluft findet sich, die ich ausprobieren musste, Handschellen, Schalen usw. vom Sklavenhandel. Letzteren hatte ich mir noch nicht wirklich bewusst gemacht und so löste das Thema nächtliches Erwachen aus mit anschließender Diskussion mit meinem Freund. Jedenfalls kann ich den Besuch im Kasbah nur empfehlen…ich habe viel erfahren über den Karawanenhandel und das Oasenleben. Beide Abdul und Taki sprechen gutes Englisch und haben viel Interessantes zu erzählen. Bei uns saß eine weitere Französin, die kein englisch sprach, aber alleine durch viele afrikanische Länder gereist sei, Mauretanien, Mali usw. – beeindruckend.

Am nächsten Tag sind wir mit Salihar in den Souk von Guelmin gefahren, Sa ist eben Markttag. Ja und wie so ein Markt eben ist, da wird über Grammophone Ware ausgeschrien und es gibt einfach alles, einschließlich vieler Menschen. Als erstes frühstückten wir in einem recht süffigem Zelt, urgemütlich, Kaffee, Eier Brot etc. Supereinfach und irgendwie speziell.
Dann haben wir uns bei den Kamelen rumgetrieben und nach Saharaouie -Kitteln (Draa, Turbantüchern und diesen Wickeltüchern für Frauen) umgeschaut. Mein Freund hat ne Art Anzug bekommen, die irgendwie edel und gleichzeitig Schlafanzug-mäßig aussieht. Ich hab so einen gelben Fummel mitgenommen, der aussieht wie eine römische Toga und ein weiß-schwarzes Turbantuch. Ein hellblaues wollte ich später noch bekommen und die Wickeltücher(als Frauenkleid) waren noch nicht die richtigen – farblich gesehen.
Nachmittags dann drangen Starwars-Geräusche in unsere Lehmstube, in der ich phantastisch schlief, nebenbei bemerkt, und glücklich aufwachte. Lehm hat was warmes und erdiges. Man fühlt sich einfach gut aufgehoben.
Die Geräusche stammten von einem der 2 Kamele vor den Pforten, eines davon weiß mit blauen Augen. Oh das sollte ich auch noch auf meiner Seite hochladen! Jedenfalls warteten die auf uns. Unsere Kameltour mit den 2 Führern ging in Richtung Quelle. Die versorgt die Oase mit Wasser und befindet sich in einer canyonartigen Landschaft. Sehr schön und sehr windig war’s, als wir dort waren.
Die Temperaturen wechseln recht schnell, je nachdem ob Sonne und/oder Wind aufkommt. Es empfiehlt sich, stets eine Jacke dabei zu haben.
Am nächsten Tag ging’s dann mit ‚Cat-Cat’, Landrover, nach ‚El Borj’, von dem ich bis zur Ankunft nicht so recht wusste, was das überhaupt sein wird. Dachte an eine Sanddüne, nach der hatten wir ja gefragt. Campen in freier Wüste wollten wir für 2 Tage und Salihar hat uns das für 2200 DH, inklusiv allem, organisiert. El Borj entpuppte sich als Dorf in der Wüste, das wir am nächsten Tag noch genauer erforschen sollten. Nicht weit von diesem Dorf entfernt befindet sich das Tal, in dem unser Lager aufgebaut ist. Es besteht aus 3 Zelten (Xaima) und 3 jungen Burschen, Ayad und 2 Mohameds, die sich rührend um uns kümmern. Vom Lager aus sehen wir in 2 Richtungen Sanddünen, richtig unbewachsene, gelbe. Ansonsten sind die meisten steppenartig bewachsen. Wir wussten von Abdul, dass wir nicht mitten in voller Wüste landen würden, der uns einen Trip eben dahin anbot, aber das würde mehr Zeit brauchen. Naja die hatten wir halt nicht. Jedenfalls hat das Tal und seine Ausblicke in alle Richtungen unsere Erwartungen übertroffen und uns einfach die Sprache verschlagen, eigentlich den ganzen ersten Tag lang. Die absolute Stille, Weite und Kargheit ist einfach überwältigend, man fällt auf sich selbst zurück und alles, was einem im Kopf herumgeht, erscheint angesichts all dessen zu belanglos, um es zu erwähnen. Mittags war es ganz schön heiß, aber nicht unangenehm, sondern stärkend. Mein Körper genoss es und wurde immer leichter, relaxter, summte regelrecht. Wir stärkten uns im Zelt an Mohameds Kamel-Tagine und zogen dann los, allein, jeder für sich, die Wüste und das, was sie in uns auslöse, erkunden. Ich wollte bewusst eine Weile allein sein und mir angucken, was in mir passiert. Und es passierte einiges, was jedoch den Rahmen dieses Reiseberichts sprengen würde.
Abends dann saßen wir lange mit den Jungs und es war lustig. Jeder von uns sah eine Sternschnuppe fallen und, naja, dass der Himmel in der Wüste überwältigend ist, brauche ich hier sicher nicht zu erwähnen. Matten (punsch ) und Decken wurden uns aufgebaut. Am nächsten Morgen hatte sich noch einmal etwas verändert. Jetzt war da nix mehr ungewöhnlich, aufregend oder fremd, sondern jetzt war’s, als seien wir schon ewig hier und würden auch ewig bleiben wollen, auf jeden Fall aber länger und nicht heut Abend schon zurück. Die Jungs hatten sich irgendwie auch unserer Schwingung angepasst und waren echt sweet. Zum Abschluss gab’s noch Musik und selbst wir tanzten – in Afrika muss man einfach aufspringen und tanzen und die Marocs brauchen da auch keinen ‚Aufwärmer’, sondern legen von 0 auf 180 los.
Soweit hier zur Wüste. Wer Lust hat auf ein Wüstenlager bei Guelmim hat, wende sich entweder an Ayad: cassa-no@hotmail.com, Tel. 00212610749601 am besten in französisch( wir kamen mit sehr einfachem englisch mit etwas spanisch gut zu recht) oder begleite uns das nächste Mal auf einem unserer Wüstenretreats siehe: Wüstenretreats http://www.erste-onlineberatung.de/15.html Willkommen!

Vor der 2 stündigen Rückreise nach Tighmart stiefelten wir mit Ayad im Dorf herum. Ich war begeistert, nur Sand und Lehm, nix oder kaum was Grünes - soo schön leer und einfach alles. Berge ringsherum, high Energy. Hier würde ich mich gut konzentrieren können.
Wir besuchten die Schule und das Haus seines Cousins, das gerade herausgeputzt wird. Alte verfallende Lehmwände werden in diesem Fall mit Zement aufgebaut. Lustige Mischung. Dann besuchten wir noch Mohameds Mutter, Schwester und die vielen Kids, die dabei hocken und von denen eines süßer war als das andere, und wie gut erzogen auch, wie rein und unschuldig…unglaublich, nicht zu vergleichen mit den Kindern hier. Die kleinen kommen rein und geben allen, einschließlich uns, einen Kuss auf die Hand und den Kopf. Ich beschloss, dass ich auch so ein Kind haben werde. Wir tranken Tee und ‚Leben’, eine Art Buttermilch aus Ziegenmilch (oder Schaf?).
Zum Schluss bekam ich noch ein Souvenir und WOW es war so ein Tuch zum als Kleid wickeln, wie ich es eh haben wollte und: es hatte die richtige Farbe!

Am nächsten Tag war es Zeit, die Rückreise anzutreten und wir machten uns gegen 12 Uhr auf nach Guelmim. Salihar bestellte ein Taxi für uns. Wir zahlten 30 DH, ohne überhaupt zu verhandeln. Abdul sagte, hier bei den Saharaouies gilt Feilschen als schlecht und wenn überhaupt, versuchen es nur die jungen Leute mal und die kriegen dann eins auf die Mütz’ von den Älteren.
Dort angekommen stand ein Büs nach Tiznit (Agadir), ohne, dass wir was gewusst oder gebucht hätten. Salihar sagte, das sei hier nicht notwendig, solange man nicht zwischen 13.30 und 16 Uhr zum Bus geht. Die Fahrt war auch wieder genial und beschwingt. In Tiznit angekommen suchten wir das ‚Hotes des Touristes’ auf, wie es in Salihars Führer empfohlen stand und bekamen einen ‚room’ für 100 DH mit Blick auf den Place el Mechouar am Eingang der Medina, nicht ganz ruhig, aber interessant. Wir kamen uns vor wie in einem spaceshuttle. Dusche und Toiletten im Gang, aber blitzsauber und definitiv empfehlenswert. Der Chef vom Hotel verkuppelte uns dann noch mit 2 Deutschen, die denselben Rückflug hatten wie wir, und so teilten wir ein Grand Taxi zum Airport, das von Tiznit aus 300 DH kostet.
Alles ging wie von selbst oder wie von Zauberhand. Insgesamt hat uns dieser 7 Tage Trip 600 € gekostet, also genau dem geplanten Budget entsprochen…das nur als Info an jene, mit denen ich in Kontakt stand.

Am Airport gab’s dann allerdings etwas trouble, ich würde eher sagen: „es blieb spannend bis zur letzten Minute.“ Die Staubwolke sei wieder unterwegs, Frankfurt geschlossen etc., hieß es. Fast brach Panik aus, ob wir nun nach Hamburg fliegen müssen, ein neues Ticket kaufen oder erst morgen wegkommen oder in 3 Tagen… Ich blieb gelassen, schließlich hatten wir alle eine Einladung von dem Touareg Karim, nach Taroudant in sein ‚Familyhouse’, falls wir nicht wegkämen. Und dann kamen wir plötzlich doch weg - gegen 14:30. Schade eigentlich. Mehr Infos auch unter: Touareg http://www.erste-onlineberatung.de/14.html

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #106882
18/05/10 07:31 PM
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Hallo Liv,

herzlichen Dank für die Schilderung deiner Reiseeindrücke, die so anschaulich und warm sind. Ganz besonders freute ich mich über Saliha und ihrer Familie zu lesen, bei der wir Pfingsten 2005 wohnten. Mittlerweile hat sich auf ihrem Areal viel getan und eine aussagefähige HP gibt's jetzt auch ;-) Ich finde sie ist eine Frau mit vielen Plänen, Einsatz für die Oasenbewohner, immer darauf bedacht, sich auch für die einheimischen Frauen einzusetzen. Zineb, ihre Adoptivtocher (eigentlich Kafala), die per Internet die französische Schule besucht, wird jetzt schon ein "grosses Mädchen" sein.

Das Museum fand ich auch äusserst interessant, Abdul und Taki erzählen spannend und das Teetrinken im Innenhof ist mir in guter Erinnerung. Die Objekte faszinierten mich, vorallem wie zweckmässig der gesamte Hausstand auf dem Kamel untergebracht war.

Zum Thema Sklaverei gibt es ein Buch "Soldats, Domestiques et Conbubines, L'esclavage auc Maroc au XIXe siècle", falls du dich mit dem Thema näher beschäftigten möchtest.

Elvire

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #106883
18/05/10 08:02 PM
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Hallo Elvire,

lieben Dank für Deine Zusätze und Hinweise. Ja genau Zineb meinte ich mit dem schwarzen Mädchen, hatte ich nicht so recht verstanden, ob die auch adoptiert ist oder nicht. Bark meinte auf französisch irgendwas von Omar sei adaptivo und Zineb habe noch Eltern...Ich schätze sie auf ca. 11 Jahre.
Saliha, sorry hab ich wohl das gesprochene r angehängt, habe ich auch immer irgendwie von Frauen sprechen hören bei den 'Dinners', aber wie gesagt, wenig verstanden...ja sie ist toll, absolut authentisch und original. Jeder kennt sie, selbst in Guelmim.

lieben Gruß
Liv**

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #106891
18/05/10 09:51 PM
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Hallo Liv,

durch deine Schilderung sind meine verbrachten Tage bei Saliha wieder sehr präsent. Danke dir. Ja, Zineb kommt aus einer kinderreichen Familie aus der ferneren Umgebung und die Eltern sind zufrieden und froh, dass sie von Saliha an Kindesstatt angenommen worden ist. (Adoption nach westlichem Gesetz gibt es im Islam nicht, nur Kafala -Saliha ist ja konvertiert.)

Saliha setzt sich sehr für soziale Belange ein, die - soweit es möglich ist - in Guelmin mit Hilfe anderer Frauen, umgesetzt werden. Sie versucht auch Schaden von den Oasenbewohnern abzuwenden, z.B. kamen Händler in die Oasen und schwätzten den Hausfrauen ihr einfaches Tongeschirr ab und gaben ihnen dafür im Tausch billigstes Plastikzeug. Sie erklärte den Frauen, dass sie über den Tisch gezogen wurden und ihr Geschirr wertvoller sei. Aus war's mit dem Tausch.
Und so gäbe es noch manche Episode zu erzählen......

Liebe Grüsse,
Elvire

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #106977
20/05/10 05:11 PM
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Hi Elvire,

das kann ich mich lebhaft vorstellen, wie sie den Frauen da die Augen öffnet. Mein Freund meinte anfangs, als wir sie noch nicht so kannten, sie habe sowas freakiges...so war, glaube ich, sein Ausdruck und er meinte wohl diese Art, sich einzusetzen, wie wir selbst es hauptsächlich auf ihrem Hof erlebten, da war auch ganz klar, wie der Hase zu laufen hat.
Erzähl doch mal eine Geschichte - wär bestimmt spannend.

LG
Liv**

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #106978
20/05/10 06:52 PM
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hallo liebe liv
herzlichen dank für den ausführlichen und sehr interessanten reisebericht.
du schreibst sehr "bildlich", ich hatte das gefühl, als wäre ich dabei gewesen, einfach herrlich.
gruss
silla

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #107055
22/05/10 11:10 PM
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Winken1...freut mich, herzlichen Dank!
Liv**

Re: Reisebericht 7 Tage im Süden Marokkos /Wüste [Re: Livbliss] #107057
22/05/10 11:36 PM
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Bonsoir liebe Liv daumen2

Ich schliesse mich natürlich auch gerne den anderen und Silla an.
Du kannst halt wirklich gut schreiben...

Merci aussi und liebe Grüsse an Dich

von Gaby smile


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