Hallo Hommeallemand,
Du scheinst mich ja gut zu kennen.
Wenn wir uns irgendwo auf der Welt begegnen wuerden, ich mit einer Tuete Bonbons und Du mit leeren Haenden, wuerde ich nicht erst Deine Frage abwarten ob Du auch welche bekommen kannst, sondern sie Dir gleich anbieten. Das ist fuer mich eine Selbstverstaendlichkeit. Und genauso machen es die Marokkaner, wenn Du mal ganz genau hinschaust. Mir wird staendig und ueberall etwas angeboten ohne dass ich danach gefragt haette.
Du sprichst davon, dass Gastfreundlichkeit oder Hoeflichkeit gegenueber Fremden ueberall auf der Welt selbstverstaendlich ist oder sein sollte. In welchem Land lebst Du eigentlich? Gerade Deutschland ist ja seinen auslaendischen Besuchern gegenueber aeusserst "freundlich" gesinnt. Oder laedst Du etwa einen Marokkaner, der Dir auf der Strasse begenet und offensichtlich kein Dach ueber dem Kopf hat, zu Dir nach Hause ein? Soetwas erlebe ich in Marokko immer wieder, dass mich wildfremde Menschen auf Reisen in ihre Huette einladen und mich ueppigst bewirten.
Du triffst den Nagel auf den Kopf, wenn Du sagst: "So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurueck". Anscheinend rufe ich etwas leiser und freundlicher in den Wald hinein.
Was mich wirklich erstaunt ist, dass Du bei Deiner Meinung von den Marokkanern eine Marokkanerin heiraten willst, und so wie Du ihre Familie darstellst, kann ich Dir nur raten: Lass' die Finger weg von ihr, denn der Apfel faellt nicht weit vom Stamm.
Nach Deinen ganzen Negativerfahrungen empfehle ich Dir, dass Du Dich unter den Toechtern Germaniens umschaust und Dir dort eine femmeallemande auserwaehlst, denn wie das Sprichwort sagt: Bleibe im Lande und naehre Dich redlich.
Bei Deiner Einstellung wirst Du weder in Marokko noch mit Deiner marokkanischen Frau jemals gluecklich werden, denn mit der Frau heiratest Du automatisch ihre Familie mit, die fuer sie immer zumindest genaso wichtig sein wird wie Du.
Im Uebrigen glaube ich nicht, dass Du missverstanden wirst, denn dazu aeusserst Du Dich viel zu klar und praezise.
Diese Worte kommen von einem, der gluecklich mit einer Marokkanerin verheiratet ist, die einer aeusserst bescheidenen und liebenswerten Familie entstammt, und der nirgendwo treuere Freunde gefunden hat als hier in Marokko.
Bedenke eines: Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten, doch fuer mich ueberwiegt bei Weitem das Licht unter Marokkos Himmel und seinen Menschen.
Gruesse aus Marrakech,
Theo
P.S. Sollten wir uns zufaellig einmal begegnen, werde ich Dich ungefragt zu einem Tee, einer Zigarette und auch zu Bonbons einladen, denn auch ich trage immer welche mit mir herum, die ich wie selbstverstaendlich ringsum anbiete.