hallo
ajami,
ich möchte dir widersprechen, wenn du sagt du widersprichst mir.
ich habe hier nur von den erfahrungen berichtet, die wir mit der privatschule gemacht haben und nie behauptet es könne in einer anderen schule nicht anders sein. man sollte sich nur vorher erkundigen. nicht überall, wo privat draufsteht ist es auch besser als in einer staatlichen.
ich möchte jetzt mal was dazu schreiben, wie wir das erleb(t)en.
das sind aber persönliche erfahrungen, die ich nicht verallgemeinern möchte.
*In Staatlichen Schulen brauchen Lehrer nicht immer anwesend zu sein, weil sie so, oder so ihr festes Gehalt beziehen.
*In privaten muessen sie hingegen anwesend sein und ihr Besstes geben, sonst stehen sie im null kommer nichts draussen.
meistens sind sie aber anwesend. ausser der öffentliche dienst streikt mal wieder oder sie sind tatsächlich krank. darüber sehe ich, als alter gewerkschafter, hinweg.
in der privaten schule waren sie wieder draussen, wenn sie nicht dem anspruch des chefs entsprachen, das musste nicht unbedingt nur pädagogische gründe haben, was dazu führte, dass kaum ein lehrer länger als ein paar monate an der schule unterrichtet hat und somit die kinder einem ständigen wechsel unterworfen waren und manchmal lehrer notgedrungen fächer unterrichtet haben, von denen sie keine ahnung hatten da sonst niemand da war.
*In Staatliche werden unterschiedliche Schichten unterrichtet, worunter auch Strassenkinder, Abhaengige, weniger gut Erzogene etc.. sind.
wenn die kinder aus der schule raus sind, dann müssen sie sich auch in allen schichten bewegen können.
ich hatte mit meiner frau langer zeit differenzen über den umgang unserer kids. nicht weit weg von uns liegt ain haoussi, ein neubaugebiet, dass hauptsächlich von leuten bewohnt wird, die aus den umliegenden bergen in die stadt gezogen sind. da sind noch wirkliche rabauken unterwegs. während meine frau die kids von denen fernhalten will, bin ich dafür den umgang mit denen nicht zu verbieten oder davor zu warnen.
es ist ja ganz einfach. wenn ich jetzt den umgang mit denen verbiete, dann treffen sie unweigerlich auf sie, wenn sie mal 14 oder 15 sind. dann sind die jungs aus ain haoussi mit allen wassern gewaschen und meine sind naive schönspieler.
ob das das rüstzeug für's leben ist, mag separat ausdiskutiert werden.
jetzt erzählen sie jedenfalls noch alles und wir haben noch einfluss auf sie, was sich mit dem beginn der pupertät wohl ändern wird.
neulich haben sie ein feuer gelegt, zu dem die feuerwehr kommen musste.
letztendlich ist nur trockenes gras abgebrannt, aber das tatü-taa der feuerwehr hat ihnen schon zu denken gegeben.
*In Privaten meisst Gutbetuchte, die meisst besser erzogen sind. Die in der Freizeit weniger in den Strassen rumlungern, sondern eher in Sportclubs o.ae. ihre Zeit verbringen.
das ist hochnäsiges elitäres denken und wenn ich mich in der nachbarschaft umsehe, dann bezweifle ich, dass die gutbetuchten meist besser erzogen sind.
in der nachbarschaft schiesst so ein gutbetuchter mit dem luftgewhr auf alles was kreucht und fleucht. andere rasen mit ihren scootern mit vollgas durch strassen, in denen kleine kinder spielen. wenn was passiert, dann regelt papi das schon.
*In Staatlichen darf geschlagen werden.
*In Privaten ist das strikt verboten.
das schlagen beschränkt sich in der schule, auf die unsere kids gehen, auf einen klaps mit dem lineal auf handfläche. das tut zwar erstmal weh, ist aber weder gefährlich noch gesundheitsschädlich. so wie ich das anhand des tohuwabohus, das wir manchmal mit 4 kindern zuhause haben, sehe, ist das für die lehrer die einzige möglichkeit, die kids zu disziplinieren. das passiert auch nicht wegen schlechten leistungen, sondern um die kids dazu zu bewegen, dem unterricht zu folgen. ich habe das überlebt und meine werden das auch überleben.
ich frage ja manchmal, ob sie geschlagen werden. die kinder nehmen das nicht so tragisch. die antwort kommt meist mit einem beschämten lächeln.
weinend nach hause gekommen ist noch keiner.
*In Privaten wird schon in der ersten Klasse Englich und Informatik unterrichtet.
Dafuer aber gibt es mehrere Unterrischtsstunden.
das ist meiner meinung nach nicht so wichtig.
informatikunterricht in der ersten klasse ist ein hype, der sich auch wieder legen wird und wenn man später mit englisch anfängt, dann reicht das immer noch. wer hier im forum musste in der ersten klasse anfangen um englisch zu lernen.
wenn die sich auf arabisch konzentrieren und rechnen lernen, dazu noch naturkunde und koranunterricht, dann reicht das erstmal. da lernen sie nämlich lernen und verzetteln sich nicht.
*In Staatlichen ist meisst nur Halbtagsunterricht, dafuer aber auch Samstags.
das hat in unserem fall den vorteil, dass durch die unterschiedlichen schulzeiten auch mal nur ein oder zwei kids zuhause sind und man mit denen auch alleine mal was machen kann. wenn alle zusammen sind müssen sich die grossen meist nach den kleinen richten.
als sie noch auf die private gingen, waren tagsüber alle weg und die 3 stunden abends musste man sich dann um alle kümmern.
Es ist auch Tatsache, das umso groesser die Stadt, umso mehr Schulen es darin gibt, desto hoeher das Schulniveau.
das mag im allgemeinen stimmen, aber auch da gibt es ausnahmen.
eine cousine meiner frau hat was mit pharmacie studiert, ein paar jahre in einer apotheke gearbeitet und arbeitet jetzt als lehrerin in einer privatschule in casablanca französisch und naturkunde. ihr französisch ist das, welches in casa gesprochen wird und in naturwissenschaftlichen fragen kann ich durchaus mit ihr mithalten. ich glaube kaum, dass ihr unterricht auf hohen niveau ist.
die preise hier sind für die kita 150,- dh/monat und für die schule zahlten wir für 1. und 3. klasse jeweils 300,- dh. der schulbus kostet 150,-dh, den brauchen wir aber nicht, da 10 min schulweg nicht schadet.
in der privaten kam da noch eine unmenge von heften, büchern und sonstigen spesen für feste , theateraufführungen und ähnliche nebensächlichkeiten zusammen, dass es einem fast schlecht wurde, wenn das neue englischbuch, das es nur in tetuan gab, nach ein paar wochen rumlag weil die lehrerin weg war.
Diese Summe entspricht in etwa dem SMIC. Das ist kein Vorwurf sondern nur einfach eine Tatsache, d.h. es erfolgt schon über das Portemonnaie "eine natürliche Auslese", wobei ich bewusst sage, über's Portemonnaie, weil ich Kinder kenne, deren Mutter nicht-alphabetisiert ist und nur der Vater durch Handel/Bazar über Geld verfügt. Der Background der Schüler ist soziologisch gesehen gemischt und includiert nicht per se nur "intellektuelles Gedankengut".
da möchte ich dir ausdrücklich zustimmen, elvire. manchmal sind sogar beide elternteile analphabeten.
Was ich hiermit aber sagen will, ist, das fast die haelfte der Bevoelkerung sehr gut lebt und sich durchaus Privatschulen leisetn kann.
ajami, bist du dir sicher, dass die hälfte der bevölkerung sich eine privatschule für alle ihre kinder leisten könnte, wenn sie nur auf einen fernseher, die mikrowelle oder noch ein haus verzichtet?
unser ältester ist in die 1. und 2. klasse in die staatliche und in der 3. auf die private. der zweite ist ab der 1. in die private.
der grosse hatte keinerlei defizite als er in die private kam, was aber daran liegen kann, dass die neu eröffnet wurde.
es ging so weiter , dass der grosse immer mehr abbaute und wir immer mehr zeit in die hausaufgaben stecken mussten. das war zeit, die man besser hätte nutzen können, wenn in der schule richtig gelernt worden wäre.
der kleine machte keine grossen fortschritte.
nach einem dreiviertel jahr hat's uns gereicht und wir haben beid wieder auf die staaliche geschickt.
dort waren sie dem stoff der privaten gerade mal einen monat hintendran.
der kleine hatte sogar defizite.
man hat deutlich gemerkt, wie es mit den kids aufwärts ging, weil wieder eine linie in der schule vorgegeben war. das war bei beiden fast wie eine explosion, sie hatten spass an der schule.
letztendlich musste sich der grosse beim zeugniss nur einem mädchen geschlagen geben und der kleinere war gutes mittelmass. und das hat man gemerkt, das ist nicht nur eine andere notengewichtung.
gruss
Najib