Ich denke, in Europa besteht schon eine Angst vor dem Islam, in Wirklichkeit sollte man es eher Angst vor Überfremdung nennen. Nun leben hier einige Millionen Muslime in Deutschland. Man stelle sich vor, die gleiche Anzahl an Chinesen oder Indern würde hier leben und sich analog "den Muslimen" (d.h. so wie es bei den deutschen Ureinwohnern psychisch ankommt " die mit den Kopftüchern") kleiden, d.h. in ihrer chinesischen oder indischen Tracht, mit Reisstrohhut oder Sari. Man stelle sich vor, diese Bevölkerung würde Tempel bauen und sich in ähnlicher Häufung in Wohnvierteln zusammenschließen und die Sprache ähnlich schlecht sprechen, wie es bei der muslimischen Bevölkerung geschieht. Ich bin 100 % sicher, dass auch hier eine Angst entstehe würde- die übrigens auch verständlich ist. Die Angst würde dann nur anders genannt werden. Wie würden sich Marokkaner fühlen, wenn 3,5 Mio. deutsche Christen mit ihren Sitten und Gebräuchen ihre Kultur heimsuchen würden? Wie fühlen sich die Spanier auf Gran Canaria, wo mannigfach deutsche Rentner, bevorzugt Homosexuellenpärchen, überwintern? Wie fühlen sich die Türken mit der Angeberei deutscher Rentner in ihrem Land?
Ganz bewusst überzeichne ich dies, um deutlich zu machen.

Man muss die Angst verstehen. Selbst mir, als deutscher Ehefrau eines Marokkaners wird gelegentlich schwindlig, wenn mir manchmal scheint, es gibt mehr Türken in der Stadt als " Eingeborene". Die Lösung liegt doch ganz woanders und hier sind auch die Einwanderer sehr gefragt: Integration! Dies bedeutet keineswegs Assimilierung, wie Herr Erdogan einmal befürchtet hat, sondern ganz normales Einleben in der ausgewählten Kultur. Wenn ich im Ausland lebe, muss mir daran gelegen sein, dass ich und meine Kinder die Landessprache beherrschen. Ich fördere den Austausch und versuche, alles zu verstehen. Hier fehlt es oft leider an Willen, mag sein, dass es wohl bei den Einwanderern auch ängstliche Hemmschwellen gibt. Sie flüchten sich gern in das Wohlvertraute. Das kann man schon verstehen. Aber wirkliche Zukunft hat das nicht. Ich denke mit Grausen an ganze " Deutsch Towns" in USA, wo man von der Weißwurst bis zur Schwarzwälder Kirschtorte alles originalgetreu bekommt.
Und diese moralische Entrüstung über die ach so intoleranten Schweizer finde ich unerträglich. Wie hier schon öfter erwähnt, herrscht in keinem islamischen Land annähernd die Religionsfreiheit wie in Europa. Nein, ich zieh mir den Schuh nicht an. Im Gegenteil schwärmen mir viele Einwanderer von ihrer gelobten Heimat vor, dort ist ja alles so viel besser als in Deutschland. Und die Frauen sind ja so unanständig hier und heiraten kann man ja nur eine aus dem eigenen Land und und und...Mir wurde schon mehrfach gesagt, Deutschland sei nur eine Zweckehe und man sei nur hier wegen dem Geld, den Sozialleistungen und vielen anderen finanziellen Vorteilen (Krankenkasse etc). Da fühlt man sich als Deutscher auch nicht besonders respektiert.

Und warum definieren sich so viele Muslime nur über ihren Glauben? Warum höre ich immer "ich bin Muslim"? Die Europäer betonen doch auch nicht immerzu, dass sie katholisch oder evangelisch oder anders geartet sind. Was in der Gesellschaft zählt, ist, dass man ein anständiger Mensch ist. Glaube ist letztendlich Privatsache. Einen Menschen nach seiner Religion in eine Schublade zu stecken, zeugt nicht von Achtung und noch weniger von Gottesliebe oder Respekt vor Gott, sondern nur von dem Versuch, Gott auf ein menschliches Maß zu reduzieren. Wir werden alle nach unserem Tod erfahren, was es damit auf sich hat.