Hallo Najib,
kurz erzählen kann ich das nicht. Die Reportage im Rahmen der Sendung "Mit offenen Karten" wurde gesendet, weil Schweden den Vorsitz im Europäischen Rat bekommt. Im Folgenden der Text der Sendung. Er wurde mit Kartenmaterial unterlegt. Ist leider sehr lang, dafür aber vollständig.

>>>>>Schweden liegt im Norden Europas und bildet den östlichen Teil der eigentlichen Skandinavischen Halbinsel. Seine Nachbarstaaten sind Norwegen, Finnland und Dänemark und es grenzt an die Ostsee. Die wirtschaftliche Struktur Schwedens wird von seiner Landesnatur geprägt. Es wird Fischfang betrieben und da 53 % der Landesfläche mit Wald bedeckt sind, gibt es eine florierende Holz- und Papierindustrie.
Schweden verfügt über zahlreiche Flüsse, was eine intensive Nutzung der Wasserkraft ermöglicht. Außerdem gibt es viele Eisenerzvorkommen.

Schweden ist eins der wichtigsten Industrieländer Europas. Das verdankt es aber nicht nur seinen Bodenschätzen, sondern auch dem hohen Bildungsstand seiner Bevölkerung, das ist eine der Besonderheiten des Landes.
Denn in Schweden fließt weiterhin ein bedeutender Teil des Staatshaushaltes in Bildung und Ausbildung. Und das wahre Potenzial des Landes steckt in Industriebereichen, die viel Know-how erfordern.
Aber Schweden hat nur 9 Millionen Einwohner und das ist wenig für ein 450.000 km2 großes Land. Die geringe Bedeutung der heimischen Märkte veranlasste die schwedischen Unternehmen für den Export zu produzieren: Volvo, SAAB, Ericsson und IKEA – alles internationale Marken – kommen aus Schweden. Dort belaufen sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 4 % des Bruttoinlandsproduktes, das ist sehr viel. Das Land ist führend im Bereich moderner Technologien und der Anteil der Internetnutzer ist einer der höchsten der Welt.

Eine weitere Besonderheit ist das so genannte "schwedische Modell". Es beruht auf einer Zusammenarbeit im Arbeits- und Sozialbereich von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierung sowie auf einer hohen Staatsquote. In Schweden konnten lange Zeit Marktwirtschaft und sozialstaatliche Garantien in Einklang gebracht werden.
Dabei sind zwei Zahlen aufschlussreich: Der Index der menschlichen Entwicklung ist einer der höchsten der Welt, Schweden steht an sechster Stelle hinter Island, Norwegen, Australien, Kanada und Irland. Und der Gini-Koeffizient, mit dem die Ungleichverteilung der Einkommen gemessen wird, ist einer der niedrigsten. In Schweden ist die Ungleichheit also sehr gering, und nur Dänemark und Japan haben einen noch niedrigeren Wert.

Die dritte Besonderheit ist die führende Stellung Schwedens bei alternativen Energien und im Umweltschutz. Seit 1970 ist der Anteil von Erdöl am Energiemix von 70 % auf 30 % gesunken. Und 2006 beauftragte die Regierung ein Gremium damit, zu erkunden, wie das Land langfristig ohne Erdöl auskommen kann.

Die Kernenergie ist nach fossilen Brennstoffen die zweitgrößte Energiequelle des Landes. Insgesamt wurden 12 Reaktorblöcke an 4 Standorten errichtet. 1980 wurden per Referendum ein Baustopp für neue Kraftwerke und der Atomausstieg bis 2010 beschlossen.
Die beiden Blöcke des Kernkraftwerkes Barsebäck gegenüber der dänischen Küste wurden 1999 und 2005 stillgelegt. Aber seitdem wurde von der Mitte-Rechts-Regierung kein weiterer Reaktor vom Netz genommen und der Baustopp für neue Kraftwerke wurde 2009 aufgehoben.

Auffällig an der schwedischen Energiepolitik ist die große Bedeutung, die man der Wasserkraft und der Gezeitenkraft beimisst, also erneuerbaren Energien. Und auf dieser Grafik sieht man die Gigawattstunden, die zwischen 1995 und 2005 aus Biomasse erzeugt wurden, d. h. aus Holz und organischen Abfällen.
Schweden ist auch eins der führenden Länder beim Ethanol-Verbrauch in Europa. Stadtbusse fahren mit Biosprit und man verzeichnet einen zunehmenden Absatz von Flexfuel-Fahrzeugen. Da man aber gleichzeitig die Abhängigkeit von Brasilien verringern möchte, aus dem der größte Teil des Ethanols stammt, hat man in Schweden das so genannte "Biogas" entwickelt, einen Kraftstoff aus Biomasse pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Die Schweden haben also eine sehr enge Beziehung zur Natur und zur Umwelt.

Die Hauptstadt Stockholm mit ihren 800.000 Einwohnern darf sich ab 2010 als die erste "grüne Hauptstadt Europas" bezeichnen. Mit dieser Auszeichnung belohnt die Europäische Kommission Umweltschutzmaßnahmen im Städtebau und Stockholm erhielt sie aus mehreren Gründen: Im Verhältnis zu 1990 wurde der CO2-Ausstoß um 25 % verringert, damit liegt die Stadt über dem schwedischen Durchschnitt. Und das Ziel des Bürgermeisters ist eine Reduktion um 40 % bis 2020, fast doppelt so viel wie in Paris. Außerdem sind die öffentlichen Transportmittel sehr gut und die Wiederverwertung der Abfälle vorbildlich: 73 % des Mülls werden zum Heizen verwendet.

Eine letzte Besonderheit des Landes ist seine unauffällige und dennoch aktive Außenpolitik. Im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden der NATO stellte man Truppen für die KFOR in Kosovo zur Verfügung. Und 2007 übernahm Schweden die Führung des Wiederaufbauteams der ISAF in Mazar-i-Sharif in Afghanistan.
Inzwischen nimmt Schweden an Militär- und Polizeieinsätzen der EU teil. Und das Land hat von jeher eine sehr offene Asylpolitik. 2008 waren fast 14 % der schwedischen Bevölkerung im Ausland geboren. Und in Schweden leben innerhalb der EU die meisten Flüchtlinge aus dem Irak.<<<<<<<

Gruß Keela


Ich bin nicht dumm, ich hab' nur voll so Pech beim Denken...