Von wegen Doppelmoral:

Es ist unbestritten, dass homosexuelles und bisexuelles Verhalten im marokkanischen Alltag weit verbreitet ist - und sei es nur als Ersatz für nicht verfügbare sexuelle Kontakte mit Frauen. Offenkundig ist auch, dass in weiten Kreisen der marokkanischen Bevölkerung nur der passive Homosexuelle mit Verachtung und Ausgrenzung gestraft wird. Dazu passt, dass derjenige, der die aktive Rolle übernimmt, nicht als wirklich homosexuell gilt. Auf heftige Abwehr und massive Ausgrenzung stossen hingegen Männer, die zu ihrer Homosexualität stehen und Gefühle füreinander äussern. Denn damit, so lautet die gängige Erklärung, werde das Fundament der Männlichkeit und damit letzlich ein Pfeiler der sozialen Odnung unterminiert.