Hallo chercheur!

Ich hatte Sie um die unzensierte Ausgabe von TelQel gebeten und nicht um einen Link zu dem Bericht in der Neuen Züricher Zeitung.

Ich fände es sehr interessant zu wissen, was ein Querschnitt der marokkanischen Bevölkerung über den König denkt, da ich nur einen sehr beschränkten Eindruck hiervon aus Agadir habe und nicht beurteilen kann, ob dieser typisch ist oder nicht.

Ich kann aus Agadir den Bericht der nzz insoweit bestätigen, als daß die jungen Leute und darunter insbesondere die Studenten verbreitet sehr unzufrieden mit ihrer Situation sind und deswegen meiner Ansicht nach mit Unruhen gerechnet werden muß.

Die Lebensbedingungen vieler Menschen in Agadir sind teilweise unerträglich. Den jungen Menschen fehlt häufig jede Lebensperspektive, wobei dies aber zu keinem Zulauf zu den Islamisten führt, weil jedenfalls die etwas gebildeteren jungen Menschen genau wissen, daß die Islamisten nichts für die Armen und gegen die Armut tun.

Es ist ja geradezu ein Kennzeichen des Islams, daß dieser der Armut gegenüber vollkommen gleichgültig ist.

Bei den Verhältnissen wie sie zur Zeit in Agadir herrschen, würde jede deutsche Regierung von den heutigen Kirchen massiv angegriffen. Die Verhältnisse in Agadir, die teilweise extreme Armut und soziale Ungerechtigkeit verstoßen massiv gegen die christliche Soziallehre.

Das Teilen des Brotes ist im Islam anscheinend unbekannt und ich bedauere es außerordentlich, daß ich keine Zeit zu einem diesbzgl. Streitgespräch mit dem Iman, der mir am nächsten gelegen Moschee hatte.

Ich hätte diesen gerne einmal direkt gefragt, was er denn konkret für die Armen macht.

In Agadir kommt zu der verbreiteten Unzufriedenheit der jungen Leute noch der in Deutschland totgeschwiegene Konflikt mit der West-Sahara hinzu.

Die Studenten aus der West-Sahara wollen die "Besatzer" loswerden und es gibt deswegen ständig Unruhen und Konflikte mit den marokkanischen Studenten und der Polizei.

Der Konflikt geht so weit, daß die Studenten der West-Sahara nur Englisch sprechen, um sich auf diese Art und Weise bereits sprachlich von den französisch sprechenden marokkanischen Studenten zu distanzieren.

Auch hier hatte ich leider keine Zeit, einer Einladung von Studenten aus der West-Sahara nachzukommen, um Näheres über den Konflikt zu erfahren.

Von einem befreundeten spanischen Physiker ist mir jedoch bekannt, daß der aktiv brodelnde Konflikt der Bewohner der ehemaligen Spanisch-West-Sahara mit Marokko in Spanien ein Thema in den Nachrichten ist, während dieser in Deutschland wie in Marokko totgeschwiegen wird.

Ich bitte Sie daher erneut, die Umfrage von TelQel einer möglichst großen Öffentlichkeit zukommen zu lassen, um den Mantel des Schweigens wenigstens ein klein wenig zu lüften.

Viele Grüße
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http://kfschneider.kilu.de