Hallo Shakir,

wir sollten uns mal aussprechen.

ich bin - wie bei Rolf auch - mit Dir offenherzig gewesen, viel zu schnell und viel zu gründlich. Das liegt in der Natur der Sache und gehört eigentlich auch unter die Rubrik "Partnerschaften". Ich habe bei Rolf und auch bei Dir gelernt, daß ich mit meinem Mitteilungsdrang und dem Kommunikationsnotstand, den man als Angeheirateter zwangsläufig hat, sich schneller in die Nesseln setzt als normalerweise - einfach weil man möchte, daß einen jemand versteht.

Wie Du hier im Forum sehen kannst, haben "wir" den schwersten Stand gegenüber Übergriffen und Unterstellungen und "wir" hegen die meisten Zweifel, sind also am ehesten reinzulegen - jedenfalls für professionelle Spähposten, die es hier ja massenweise gab und noch immer gibt. Trotzdem bin ich mir sicher, daß auch Du ganz genau weißt, wo es Grenzen gibt: nicht jeden, der sein Portemonaie offen herumliegen lässt, ist man genötigt, zu bestehlen. Noch weniger gibt es ein Gesetz, daß man naiven Menschen, die sich aufgrund ihrer ganz persönlichen Situation angreifbar machen, nicht beispringt - nur weil man ja so versiert, überlegen und im wahrsten Sinne des Wortes ein Profi ist.

Und ich weiß, daß Du - trotz Deiner Mängel oder gerade wegen dieser Mängel - sehr genau weißt, wo Du diese Grenze überschritten hast und der Versuchung nicht widerstehen konntest, Dir Deinen Anteil an der Beute zu sichern. Dafür muß ich jetzt kein Gedicht machen, das beherrschst Du besser als ich.

Zurück zu Dir und Deiner Beobachtungsgabe:

ich schätze die Portraits, die Du zu skizzieren in der Lage bist. Ich sehe aber auch den Zwiespalt, dem die Menschen der zweiten Generation ausgeliefert sind und ich erschrecke vor der Gnadenlosigkeit mit der sie sowohl sich selbst als auch ihre Eltern und die Umstände, unter denen ihre Eltern leben beurteilen. Und ich sehe die Widersprüchlichkeit für die Du ein herausragendes Beispiel bist. Du bist sowohl als auch. Aber auf jeden Fall mit Vorsicht zu geniessen. Zu gewieft, um harmlos zu sein, zu harmlos, um erfolgreich zu sein.

Du solltest deshalb nicht Deine eigene Enttäuschung über Rolf auf mich übertragen: erstens beklage ich mich nicht. Zweitens lege ich mich schon immer direkt mit demjenigen an, den es betrifft. Und drittens bin und war ich nicht sein Spielball, auch wenn Du das in einer mail an mich schadenfroh glaubtest feststellen zu müssen. Du projizierst genauso wie Rolf: ich habe nicht dort gepostet und hier dann abgeschworen, sondern habe hier genau dasselbe geschrieben wie dort und dort wie hier. Mal bin ich dem einen auf den Wecker gegangen, mal dem anderen.

Aber ich habe mich nicht zensiert, nicht die Feinde gewechselt und auch nicht die Freunde: Rolf hat mir die Loyalität, die Freundschaft, die Vergangenheit und die Zukunft aufgekündigt und weil wir nicht verheiratet sind, ist das auch in Ordnung so. Nicht in Ordnung war sein Alleinvertretungsanspruch an mich: daß ich nur bei ihm posten darf und sonst nirgends und daß ich woanders auch nichts über den Islam schreiben darf, sonst setzt es was.

Drohungen machen mich immer aufsässig. Ich habe also nochmal nachgefragt und tatsächlich, ich hatte richtig gelesen: entweder ich höre auf der Stelle auf oder er nimmt sich mir vor. Ganz zum Schluß als Leckerbissen.

Und Du bist sein Werkzeug und schmeisst mir seinen Dreck hinterher, so als wäre ich überrascht worden, hinterrücks erlegt, dumme Kuh, die ich bin.

Und Du mit all Deiner Gewandtheit ("komme immer dann ins Forum, wenn es niemand erwartet und nie zu Themen, wo sie denken, Du würdest dazu schreiben") fällst drauf rein. Ich habe keine Freunde verraten, ich habe mich nicht in das Vertrauen anderer geschlichen, um sie dann vorzuführen: zeige mir eine Stelle, an der ich Dich oder an der ich Rolf mit Informationen konfrontiere, die mir vertraulich mitgeteilt worden sind.

Du wirst keine einzige finden.

Krieg erklären kann man jedem zu jeder Zeit, auch Freunden - wenn das allerdings zum Lebensprinzip wird, dann ist man irgendwann dümmer dran als die, die zu offenherzig sind: manchmal denke ich, wir kennen uns. Dann wieder denke ich, wie weit Du weg bist und wie uneinholbar Du Dich gemacht hast - so als müsste man auf jeden Fall scheitern, wenn man versucht Dich zu verstehen.

Und auf jeden Fall hast Du eine ausgewachsene Phobie was das Älterwerden betrifft: das ist mindestens so auffällig wie manches, was man bei Rolf liest: fixiert und unangemessen, auch im Ton mir gegenüber und sicher bin nicht ich damit gemeint.

Josi