Hallo alle zusammen,
ich bin auch ein großer Vertreter von Toleranz, vor allem bei uns in D. Aber man kann es in Staaten die kaum Toleranz hinsichtlich Politik oder gar in punkto Sexualität kennen und im persönlichem Leben starkem sozialen Druck ausgesetzt sind, nicht erwarten, dass sie Touristen, die auch in der Öffentlichkeit rumlaufen wie am Strand, tolerieren.
Gerade das nicht angepasste Verhalten von westlichen Touristen, v.a. von Frauen, führt zu starker Polarisierung und ist Zündstoff für Islamisten. Das führt nicht nur dazu, dass es in moslemischen Ländern immer mehr Unmut gibt bezüglich Ausweitung touristischer Projekte, sondern im allgemeinen auch gegen die westliche freizügige Lebensart. Natürlich schauen die Araber begeistert westliches Satellitenfernsehen- auch dort wo es verboten ist wie in Saudi Arabien oder im Iran, aber das heißt noch lange nicht, dass sie es für richtig halten, wenn westliche Touristen im eigenen Land so auftreten.
Ganz gleich wo wir in arabischen Ländern waren, Frauen die so rumlaufen wie hier auf den Fotos gezeigt, sind in Augen der meisten Araber "Nutten" und keine muss sich wundern wenn sie angemacht wird. Auf dem Campingplatz und am Strand wo viele Touristen rumlaufen, mag das o.k. sein, aber nicht in der Öffentlichkeit. Ich wundere mich immer über die vielen Frauen, v.a. Französinnen in Touristengruppen, die keinerlei Gespür dafür haben, dass sie mit ihrer Kleidung gegen die örtlichen Sitten verstoßen.
Manch einer mag sich an den Anblick gewöhnt haben, viele jedoch nicht und das sind dann diejenigen die zum militanten Lager abwandern, weil sie die moralischen Zustände und die Duldung dieser Sitten im eigenen Land unerträglich finden. Ein Ausdruck, dass man die "lockeren Sitten" nicht hinnehmen will ist doch in Marokko auch das zunehmende tragen des Schleiers oder Kopftuchs.
Vor zwanzig oder gar dreißig Jahren hätte man in solch einer Kooperative keine Frau das Kopftuch tragen sehen, jetzt ist es schon fast wie Gruppenzwang und manch eine der Mitarbeiterinnen hätte es vielleicht gerne auch lockerer, aber das Beispiel der Touristin macht es ihnen auch nicht leichter anders aufzutreten, denn weder Mann, Bruder oder Vater würden es zulassen wenn sich ein Mädel in Marokko so zeigen würde. Die wenigen Marokkanerinnen die so in der Öffentlichkeit rumlaufen, sind entweder extrem reich und können dank Geld und verwestlichter Familie auf die Meinung der Umgebung pfeifen, oder es sind tatsächlich Vertreterinnen des horizontalen Gewerbes.
Denkt mal drüber nach, was die Konsequenzen sind, wenn ihr als Deutsche, Schweizer etc. glaubt ein Recht auf ein halbnacktes Auftreten in der Öffentlichkeit in islamischen Ländern zu haben.
Ein wenig Anpassung kann man da schon verlangen, wenn man nicht dazu beitragen will, dass die Religiösen immer fundamentalistischer werden. Wer sich nicht der Kleiderordnung wenigsten in geringem Maße anpassen will, sollte lieber in Länder reisen, wo man viel nackte Haut problemlos zeigen kann, sei es nach Thailand oder nach Brasilien.
Die Länder öffnen sich für den Touristen, weil durch diesen Wirtschaftszweig meist viel mehr Devisen ins Land kommen als durch die wenigen Güter die sie sonst verkaufen könnten. Deshalb heißt es aber noch lange nicht, dass sie sich moralisch und kulturell verbiegen lassen wollen. Saudi Arabien und Iran haben Öl und machen damit Devisen, die sind nicht auf Touristen angewiesen und so gibt es dort erhebliche Beschränkungen in Bezug auf Kleiderordnung und Tourismus im Allgemeinen.
Das ist nicht wünschenswert in Nordafrika, aber der Konfliktstoff den Tourismus v.a. in punkto Kleidung, Sexualität, Alkohol und Drogen bietet ist groß und kann durchaus zum Pulverfass werden.
Sanfter Tourismus ist deshalb noch immer erstrebenswert.
So long
Erika Därr