...gefunden gestern in der AZ, unserem wunderbaren Münchner Blatt für die gute Kultur:

 Antwort auf:
Standing ovations beim Tollwood-Konzert

...er* sagt nein zu Drogen, aber ja zu Cannabis. Er appelliert an ein friedliches Miteinander und predigt doch den Ungehorsam. ....er ist ein Mann der Widersprüche und bleibt sich darin seit über 20 Jahren treu...für seine bedingungslose Ehrlichkeit, Frechheit und Orginalität gab es auch im ausverkauften Musikzelt nach zwei Stunden Predigt stehende Ovationen. Und der bayerische Vorzeigerebell verdiente sich diesen Applaus mit einem abwechslungsreichen, im breitesten Dialekt vorgetragenen Programm aus Mitsing-Gassenhauern, melancholischen Liedern und witzigen Geschichten gegen die Obrigkeit. Mit lässigem Drei-Akkorde-Gitarrenspiel, konzentriert und zurückhaltend begleitet von seiner auf einen Bassisten und Schlagzeuger abgespeckten Band, brauchte der Volkssänger nicht die grosse Show, um Begeisterung auszulösen.

Dramaturgisch geschickt eröffnete er das Konzert mit den nachdenklich-gesellschaftskritischen Liedern "manchmoi wenn i aufwach" und "Polizei", bevor er mit der Hanf-Hymne "mei Voda hod an Marihuanabam" für eine grölende Bierzeltstimmung sorgte. Dazwischen fütterte er das bunt gemischte Publikum mit launigen Anekdoten oder schlug mit verschmitztem Lächeln* vor "Verkehrsinseln mit Hanf zu begrünen".

Seine Fans genossen den Anarchie-Ausflug und beklatschten enthusiastisch auch Söllners letzten Auftrag:

"die ganze Nacht der Polizei hinterherzufahren, damit sie uns nicht hinterherfährt".


Bayern ist doch an manchen Tagen genauso schön wie Marokko und genauso einfallsreich, souverän und relaxed: wenn jemand hier im Forum im Kulturbetrieb in Marokko irgendwas zu sagen hat (irgendein Kreistagsfunktionär zum Beispiel), dann sollte man Hans Söllner einladen. Nicht grade ins Rif, aber vielleicht nach Sidi Ifni.

Josi

*er: Hans Söllner, Tollwood: Münchens jährlich wiederkehrendes Sommerfest