Ich halte es für falsch, sich auf den westlichen Feminismus als internationale Norm zu berufen. Der Versuch, in der westlichen Welt immer wieder Frauenrechtsverletzungen in islamischen Ländern auf den islamischen Glauben zurückzuführen, ist ein gravierender Fehler. Hier muss man eher die Frage stellen, ob die Entwicklung, die zu der heutigen westlichen Gesellschaftssituation geführt hat, die richtige war und ob sie überhaupt gut ist.

Im Gegensatz zum Christentum regelt der Islam die gesamte gesellschaftliche Stellung eines Moslems. In den westlichen Ländern (Christliche Welt) gibt es eine Trennung zwischen Religion und Staat. Diese Trennung kennt der Islam nicht, er versteht sich als das Projekt einer Gesellschaftsordnung, besser gesagt eines Religionssystems.

Um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen, ob die Initiative von Frau Assma Lamrabet gut oder schlecht bzw. richtig oder falsch sei, muss man zuerst zwischen muslimischem und islamischem Feminismus unterscheiden.

Islamische Feministinnen in Marokko sehen sich innerhalb der islamischen Geschichte und sind in ihrer Argumentation sehr religiös orientiert. Sie versuchen, den Koran aus feministischer Sicht neu aufzuhellen (Ijtihad). Damit wollen sie den Islam aus der konservativen Interpretation befreien und dem traditionellen Patriarchat entgegentreten. Fundamentalismus ist ihrer Ansicht nach die Folge sozialer Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, die mit der islamischen Gesellschaftsordnung nicht vereinbart sind. (Armut, Unterdrückung, usw.)

Moslemische Feministinnen identifizieren sich zwar mit dem Islam sind gläubig und können auch sehr religiös sein, verwenden jedoch in ihrer Argumentation immer wieder die Sprache des westlichen Feminismus.(Gleichberichtigung Frauen und Männern, Gleichstellung bei der Arbeit, Chancengleichheit unabhängig vom Geschlecht usw.) Die These von Frau Assma Lamrabet ist nur ein Beispiel. Sie hat aber mit ihrem sogenannten „Dritten Weg“ nicht neues gebracht. Beispiel: Fatima Mernissi

Ob Moslemische oder Islamische Frauen, beide wollen dem Patriachart und der Diskriminierung von Frauen ein Ende setzen. Dabei ist zu beachten, Importfeminismus in Form Ideologien und Westöffnungspolitik entspricht nicht dem Wesen islamischer Frauen-Bewegungen in Marokko. Er ist und bleibt untauglich für die marokkanische Gesellschaft.

viele grüße